Duisburg. .

Ob im Stadion, am Mahnmal oder im Tunnel, an verschiedenen Orten hat der Jahrestag erneut deutlich gemacht: Solange die Schuldfrage nicht abschließend geklärt sind, fällt es schwer Frieden zu finden. Ein Kommentar von Ingo Blazejewski.

Es fiel schwer, sich zurecht zu finden, an diesem Wochenende in Duisburg. Bei der Beachparty in Wedau war die Stimmung ausgelassen, Tausende feierten vor den Bühnen, wo Schlagerstars ihre Partyhits ins Mikro schmetterten. Zur gleichen Zeit zündeten Bürger nicht weit entfernt 1200 Kerzen im Todestunnel an, einen Tag später gedachten 7000 Menschen im Stadion der 21 Opfer und über 500 Verletzten der Loveparade. Und dann war dieses Wochenende noch geprägt von den schockierenden Nachrichten aus Oslo. Die pure Leichtigkeit findet sich - wie so oft im Leben - direkt neben Schwermut und Trauer wieder.

Ob im Stadion, am Mahnmal oder im Tunnel, an verschiedenen Orten hat der Jahrestag erneut deutlich gemacht, dass in den Köpfen eine Frage die Bewältigung und Verarbeitung des Loveparade-Unglücks behindert: Es ist die schlichte wie grundsätzliche Frage nach dem Warum. Warum mussten 21 Menschen sterben? Solange die genauen Ursachen nicht abschließend geklärt sind, fällt es schwer Frieden zu finden. Die Schuldfrage zu klären, dass liegt alleine in der Hand der Justiz. Die rechtliche Aufarbeitung wird Jahre dauern. So lange darf Duisburg nicht verharren.

Den Unglücksort als Mahnmal konservieren

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© NRZ

Was bedeutet das für die Stadt am Tag nach dem Gedenken? Es geht darum, nach vorne zu blicken und gleichzeitig einen Weg zu finden, das Andenken an die Opfer auch zukünftig würdig zu bewahren. Den ersten Grundstein dazu hat der Rat mit dem Beschluss gelegt, den 24. Juli zum kommunalen Gedenktag zu erklären.

Ein nächster Schritt wird sein, den Unglücksort als Mahnmal zu konservieren, das in seiner unveränderten Form für sich spricht. Wie es sich die Stadt aber offenbar vorstellt, soll der Unglücksort hinter einer Mauer verschwinden, Zutritt hat nur ein kleiner Kreis der Betroffenen. Allen anderen soll dann nur noch ein Blick von oben gewährt werden. Ganz abgesehen davon, dass die Zahl der Betroffenen, denen der Ort wichtig ist, kein kleiner Kreis ist, sieht ein würdiger Umgang mit der Gedenkstätte wohl anders aus.

Der Vorschlag lässt vielmehr erneut erkennen, dass man im Rathaus eher daran interessiert ist, die Spuren der Katastrophe so weit wie möglich zu bereinigen als sich nach den Forderungen der Betroffenen zu richten.