Duisburg.
Auch wenn das WAZ-Barometer nicht repräsentativ ist, so gibt er doch Fingerzeige. Dazu, was die Menschen denken.
Nicht überraschend das vernichtende Urteil zum skandalträchtigen und die Gebag in ihrer Existenz gefährdenden Küppersmühlen-Museumsbau. Ernüchternd das Ergebnis für Rot-Rot-Grün. Dass knapp 30 Prozent von der Polit-Konstellation nicht viel halten, ist noch zumindest eine klare inhaltliche Aussage. Die Mehrheit aber sagt, dass egal ist, wer im Rathaus das Sagen hat – ein schlechtes Zeugnis für Politik aller Couleur.
Zermürbende Auseinandersetzung um die Loveparade-Katastrophe
Immerhin: Dreiviertel der Umfrage-Teilnehmer fühlen sich in der Innenstadt wohler als vorher, sie sehen und loben, dass sich nicht zuletzt mit Forum, City-Palais, Königstraße-Gestaltung etc. viel getan hat. Ohnehin, die zermürbende Auseinandersetzung um die Loveparade-Katastrophe und ihre Folgen für die politische (Un-)Kultur verstellt den Blick auf das Duisburg jenseits der Tunnel-Tragödie.
Umfrage in Duisburg
Das Duisburg ohne Tunnelblick ist zum Beispiel: der expandierende Wissenschaftsstandort. Aktuell mit Millionen-Geldern für das Umweltinstitut IUTA im Logport oder dem 16 Mio € teuren Reinraum-Labor des Fraunhofer-Institutes. Duisburg bündelt Spitzenforschung. Als populäres Sahnehäubchen obendrauf gibt’s den spitzzüngigen Steinbrück als Gastprofessor.
Titelstory im Hochglanz-Magazin RuhrRevue
Oder die Kultur (ja, es gibt sie auch jenseits der Küppersmühle): Das Hochglanz-Magazin RuhrRevue widmet Duisburgs Kultur die üppige Titelstory. „Zum Niederknien“, nennt es sie und spielt dabei in der Auflistung musealer und kultureller Highlights mit Lehmbrucks berühmtester Arbeit, der „Knienden“. Sie wird dieses Jahr übrigens 100 Jahre alt, ebenso wie das Stadttheater. Anlässe und Gründe also genug, breite Brust zu zeigen.
Die Mehrheit beim WAZ-Barometer, wünscht den Blick nach vorne, setzt auf Duisburgs Zukunftsperspektive. 40 Prozent meinen, die Stadt wird noch lange unter dem Unglück leiden - das muss kein Widerspruch sein. Alle Beteiligten des Abwahlverfahrens gegen den OB können jetzt unter Beweis stellen, dass Duisburg zu Politik-Kultur eben ohne Tunnelblick fähig ist. Indem es ohne Schaum vor dem Mund erfolgt, ohne Schmutzkampagne hier oder Verschwörungstheorien dort. Beide Lager sind gefordert. Das, das glaubt, Duisburg kann nur ohne Sauerland zur Normalität zurückkehren, und jene, die zu ihm stehen oder die Normalität schon erreicht sehen.