Duisburg.

Auch wenn das WAZ-Barometer nicht repräsentativ ist, so gibt er doch Fingerzeige. Dazu, was die Menschen denken.

Nicht überraschend das vernichtende Urteil zum skandalträchtigen und die Gebag in ihrer Existenz gefährdenden Küppersmühlen-Museumsbau. Ernüchternd das Ergebnis für Rot-Rot-Grün. Dass knapp 30 Prozent von der Polit-Konstellation nicht viel halten, ist noch zumindest eine klare inhaltliche Aussage. Die Mehrheit aber sagt, dass egal ist, wer im Rathaus das Sagen hat – ein schlechtes Zeugnis für Politik aller Couleur.

Zermürbende Auseinandersetzung um die Loveparade-Katastrophe

Immerhin: Dreiviertel der Umfrage-Teilnehmer fühlen sich in der Innenstadt wohler als vorher, sie sehen und loben, dass sich nicht zuletzt mit Forum, City-Palais, Königstraße-Gestaltung etc. viel getan hat. Ohnehin, die zermürbende Auseinandersetzung um die Loveparade-Katastrophe und ihre Folgen für die politische (Un-)Kultur verstellt den Blick auf das Duisburg jenseits der Tunnel-Tragödie.

Umfrage in Duisburg

Das Museum Küppersmühle wird mit 50 Millionen Euro um einen spektakulären Kunst-Kubus auf dem Silodach erweitert. Wie stehen Sie dazu?
Das Museum Küppersmühle wird mit 50 Millionen Euro um einen spektakulären Kunst-Kubus auf dem Silodach erweitert. Wie stehen Sie dazu? © Hans Blossey
19, 66%: Das ist ein Wahrzeichen für die Stadt, das Duisburg bekannter macht.
19, 66%: Das ist ein Wahrzeichen für die Stadt, das Duisburg bekannter macht. © NRZ
74,72%: In Duisburg gibt es sicher wichtigere Baustellen, in die das Geld fließen sollte.
74,72%: In Duisburg gibt es sicher wichtigere Baustellen, in die das Geld fließen sollte. © WAZ FotoPool
Rot-Rot-Grün hat ein Ratsbündnis beschlossen. Wie denken Sie darüber?
Rot-Rot-Grün hat ein Ratsbündnis beschlossen. Wie denken Sie darüber? © Hans Blossey
28,65%: Das schadet der Stadt, ihrem Ruf und der Politik. (im Archivbild: eine Demo gegen den Abbau von 1-Euro-Jobs am 22. November 2010)
28,65%: Das schadet der Stadt, ihrem Ruf und der Politik. (im Archivbild: eine Demo gegen den Abbau von 1-Euro-Jobs am 22. November 2010) © Stephan Glagla / WAZ FotoPool
16,29%: Rot-Rot-Grün wird die richtigen sozialen Akzente setzen.
16,29%: Rot-Rot-Grün wird die richtigen sozialen Akzente setzen. © WAZ FotoPool
35,96%: Ob Rot-Rot-Grün oder andere Ratsmehrheiten, das wird keine große Rolle spielen.
35,96%: Ob Rot-Rot-Grün oder andere Ratsmehrheiten, das wird keine große Rolle spielen. © WAZ FotoPool
17,98%: Keine Angabe
17,98%: Keine Angabe © WAZ FotoPool
Ist Duisburg als Einkaufs- und Freizeitstadt durch die Neugestaltung der Innenstadt, des Innenhafens für Sie attraktiver geworden?
Ist Duisburg als Einkaufs- und Freizeitstadt durch die Neugestaltung der Innenstadt, des Innenhafens für Sie attraktiver geworden? © WAZ FotoPool
75,84%: Ja, es lohnt sich, wieder in die City zu gehen, die Stadt ist schöner geworden.
75,84%: Ja, es lohnt sich, wieder in die City zu gehen, die Stadt ist schöner geworden. © WAZ FotoPool
16,85%: Nein, es hat sich nicht viel geändert.
16,85%: Nein, es hat sich nicht viel geändert. © WAZ FotoPool
Wie beurteilen Sie die Zukunft Duisburgs nach der Loveparade-Katastrophe?
Wie beurteilen Sie die Zukunft Duisburgs nach der Loveparade-Katastrophe? © ddp/Clemens Bilan
39,33%: Duisburg wird noch über Jahre unter dem Unglück leiden.
39,33%: Duisburg wird noch über Jahre unter dem Unglück leiden. © ddp
55,62%: Die Stadt soll jetzt nach vorne schauen. Sie hat eine gute Zukunftsperspektive.
55,62%: Die Stadt soll jetzt nach vorne schauen. Sie hat eine gute Zukunftsperspektive. © NRZ
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Das Duisburg ohne Tunnelblick ist zum Beispiel: der expandierende Wissenschaftsstandort. Aktuell mit Millionen-Geldern für das Umweltinstitut IUTA im Logport oder dem 16 Mio € teuren Reinraum-Labor des Fraunhofer-Institutes. Duisburg bündelt Spitzenforschung. Als populäres Sahnehäubchen obendrauf gibt’s den spitzzüngigen Steinbrück als Gastprofessor.

Titelstory im Hochglanz-Magazin RuhrRevue

Oder die Kultur (ja, es gibt sie auch jenseits der Küppersmühle): Das Hochglanz-Magazin RuhrRevue widmet Duisburgs Kultur die üppige Titelstory. „Zum Niederknien“, nennt es sie und spielt dabei in der Auflistung musealer und kultureller Highlights mit Lehmbrucks berühmtester Arbeit, der „Knienden“. Sie wird dieses Jahr übrigens 100 Jahre alt, ebenso wie das Stadttheater. Anlässe und Gründe also genug, breite Brust zu zeigen.

Oliver Schmeer, Liiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg.
Oliver Schmeer, Liiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg. © WAZ

Die Mehrheit beim WAZ-Barometer, wünscht den Blick nach vorne, setzt auf Duisburgs Zukunftsperspektive. 40 Prozent meinen, die Stadt wird noch lange unter dem Unglück leiden - das muss kein Widerspruch sein. Alle Beteiligten des Abwahlverfahrens gegen den OB können jetzt unter Beweis stellen, dass Duisburg zu Politik-Kultur eben ohne Tunnelblick fähig ist. Indem es ohne Schaum vor dem Mund erfolgt, ohne Schmutzkampagne hier oder Verschwörungstheorien dort. Beide Lager sind gefordert. Das, das glaubt, Duisburg kann nur ohne Sauerland zur Normalität zurückkehren, und jene, die zu ihm stehen oder die Normalität schon erreicht sehen.