Duisburg/Gelsenkirchen. . Motorrad-Wallfahrten gibt es. In Kevelaer. Fuß-Wallfahrten gibt es. Nun aber wohl auch die erste Fußball-Wallfahrt. Zehn junge Leute aus dem Raum Siegen unternehmen sie, pilgern zu Kirchen und Stadien im Ruhrgebiet. Sie starteten in Duisburg-Marxloh.
Zehn junge Leute aus dem Raum Siegen pilgern zu Kirchen und Stadien im Ruhrgebiet. Auf ihrer Pilgertour mit dem Titel „Von Tempeln, Fußball und dem Fußballgott“ suchen sie Schnittmengen zwischen Fußball und Glauben.
Ja, fußballverrückt sei er schon immer gewesen, sagt Dirk Baltes. Irgendwie muss er das ja auch sein. Schließlich hat er die wohl erste „Fußballwallfahrt“ organisiert. Mit zehn jungen Leuten aus dem Bistum Trier ist der 37 Jahre alte Pastoralreferent bis Samstag im Ruhrgebiet unterwegs. Sie schauen sich Kirchen und Stadien an, suchen Schnittmengen zwischen Fußball und Glauben. „Von Tempeln, Fußball und dem Fußballgott“ heißt das Motto der Pilgertour. Um im sprachlichen Bild zu bleiben: Anpfiff war gestern an der Merkez-Moschee in Marxloh, Abpfiff ist am Samstag bei der möglichen Meisterfeier im Dortmunder Stadion.
Ein Teufelskerl und ein Wunder
Die Idee zu der ungewöhnlichen Wallfahrt hatte Baltes schon lange im Kopf. Prägend sei der legendäre Satz von Reporter Herbert Zimmermann beim WM-Finale 1954 in Bern gewesen: „Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“. „Den Teufelskerl und den Fußballgott in einem Atemzug zu nennen, das finde ich gewagt“, sagt der Pastoralreferent. „Und dann habe ich mich gefragt, wo es noch mehr solcher Überschneidungen gibt“. Das Finale von 1954 wurde später als das Wunder von Bern gefeiert. „Bei einem Wunder weiß ich nicht, wie es zustande kam. In diesem Fall weiß man es sehr wohl“, sagt Baltes und will damit anregen, die Wortschöpfungen zu hinterfragen.
Auch wenn das, was in Gottes- und Fußballtempeln gefeiert wird, nicht unterschiedlicher sein könne, gebe es eben doch viele Gemeinsamkeiten. „Gottesdienste und Fußballspiele sprechen Gefühle an und es werden Lieder gesungen“, sagt Baltes. Und es heißt doch auch immer, dass Fußballfans ins Stadion „pilgern“. Glauben und Fußball, beides habe mit Existenz und Identifikation zu tun. Der eine trägt ein Kreuz, der andere ein Trikot. „Beides geht nicht ohne Leidenschaft“, sagt der 37-Jährige und blickt auf die schmucke Moschee. „Den Streit um die Standorte und die Höhe der Minarette kann ich nicht nachvollziehen“, sagt er. Er komme gebürtig aus Saarbrücken, da müssten sich die Muslime in einer alten Tennishalle zum Freitagsgebet versammeln. „Mittendrin stehen noch die alten Netzpfosten. Ich halte das für unwürdig“.
Weitere Stationen der Wallfahrt sind unter anderem die Synagoge in Essen, eine geschlossene Kirche in Gelsenkirchen oder die Arena auf Schalke, in deren Kapelle die Gruppe einen Gottesdienst feiern wird. Am Ende sollen die Teilnehmer selbstverständlich nicht den Fußballgott gefunden haben, sondern vielmehr durch die neuen Impulse eine „Ahnung“ von den Zusammenhängen erhalten. „Jeder soll in Freiheit seinen Fragen nach Gott, dem Leben und dem Fußball nachgehen“, sagt Dirk Baltes.
Sympathie mit dem FC Bayern
Er selbst kickt in einer Hobbytruppe und sympathisiert mit dem FC Bayern. „Ich würde nicht sagen, dass ich Fan von nur einer Mannschaft bin. Ich gönne es den Dortmundern, wenn sie die Schale holen.“ Er lobt nicht nur die Spielweise des jungen Teams, sondern auch den Trainer Jürgen Klopp. „Er ist einer, der eine persönliche Haltung hat. Ich würde mich freuen, wenn es mehr solcher Leute mit Haltung und Charisma gibt.“
Aber was ist denn jetzt mit Gott und Fußball? Darf man für so etwas Profanes wie für einen Sieg seiner Fußballmannschaft beten? „Für Stärke und Durchhaltevermögen kann man beten“, sagt Baltes salomonisch. Und der Fußballgott, wo lässt der sich denn nun finden? „Es gibt nur einen Gott. Unser Gott ist ein Gott des Lebens, und daher kommt er auch im Fußball vor“.