Duisburg. . Der Ami und Wahl-Kölner John Doyle kann vor allem eins: Anekdotenreich von seinen Erkenntnissen über Deutschland erzählen. Bei seinem Programm “Don’t worry, be German“ jonglierte er im Hundertmeister mit Klischees, mal selbstironisch, mal provokant.
"Ich hatte mal drei Gäste... Ich dachte, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Dann gingen zwei auf die Toilette." Ob die Anekdote nun stimmt oder nicht – John Doyle zeigte sich bei seinem Auftritt am Sonntag vor exakt 36 Zuschauern im Hundertmeister kampferprobt. Und seine vermeintliche Erfahrung kam ihm zu Gute bei seinem Programm "Don’t worry, be German: ein Ami wird Deutsch".
Im kleinen Kreis liefert John Doyle eine One-Man-Show, die auch in voller Halle kaum unterhaltsamer hätte sein können. Denn die Mini-Runde hat ihre Vorteile: Doyle entwickelt einen intensiven Dialog mit dem Publikum und gründet kurzerhand eine Arbeitsgruppe, um Eheprobleme von sich und anderen zu therapieren.
Bierbauch-Träger mit Stolz
Unrasiert kommt er auf die Bühne, in Kapuzenpulli und mit Basecap. Seinen Bierbauch trägt er mit Stolz. Jetzt, nach 20 Jahren, fühlt er sich endlich deutsch. Und die Ur-Eigenschaft der Deutschen ist nun mal das Biertrinken, oder? Was ist eigentlich typischen deutsch? Was denken die "Amis" über uns? Und was davon ist wahr? Gespickt mit Geschichten aus dem eigenen Leben geht der Wahl-Kölner dem transatlantischen Verhältnis auf den Grund. Er jongliert mit Klischees, mal selbstironisch, mal provokant. Was bei anderen aufgetragen wirken mag, kann Doyle sich erlauben. Er kennt schließlich beide Seiten.
Immer wieder offenbart er seine Identifikationsprobleme, wechselt bei heiklen Themen und zum Fluchen ins Englische. Den Geschichtenerzähler Doyle stört vor allem eines an der deutschen Kultur: die vielen Anglizismen. "Ein Händler wollte mir mal einen Outdoor-Wagen verkaufen, ein Auto für draußen", erzählt er. "Super, genau das brauch’ ich! Bisher hatte ich nur einen für drinnen."
"In Deutschland leben Penisse in Freiheit"
Es tut gut, wie Doyle neue Seiten des deutsch-amerikanischen Verhältnisses beleuchtet. Die Direktheit der Deutschen habe ihn anfangs irritiert, dafür gefällt ihm ihr Interesse an Krankheiten: "Ich brauchte nur zu sagen, ich hätte Nacken, und schon waren wir im Gespräch.“ Und er macht keinen Hehl daraus, dass ihn die sexuelle Freizügigkeit seiner neuen Landsmänner besonders erfreut: Deutsch habe er mit Hilfe von Sex-Hotlines gelernt. "In Deutschland leben Penisse in Freiheit", stellt er fest.