Duisburg. . Kurz vor der Theaterpremiere von „Klamms Krieg“ musste das Lokal Harmonie in Ruhrort schließen. Grund dafür ist ein Beschluss des Ordnungsamtes, das Nutzungsbedingungen nicht erfüllt sieht. Die Premiere konnte in die Christgemeinde verlegt werden

Das war ein Schlag für Theaterproduzentin Anja Brunsbach und Schauspieler Rainer Besel, aber auch für Stefan Schroer vom Verein Theater Arbeit Duisburg (TAD): Zwei Tage vor der Premiere von „Klamms Krieg“ ist das Lokal Harmonie in Ruhrort dicht.

Ordnungsamt hat Nutzungsantrag nicht genehmigt

Die Premiere der Produktion konnte kurzfristig gerettet werden: Die benachbarte Christgemeinde gewährt der Theaterproduktion „Asyl“, die Premiere beginnt heute (6. April) um 20 Uhr in der Kirche an der Landwehrstraße 55. Rainer Besel spielt den Lehrer Klamm, der von seinen Schülern für die Selbsttötung eines Mitschülers verantwortlich gemacht wird.

Hintergrund der Entwicklung sind die Nutzungsrechte. Weil das Ordnungsamt den neuen Nutzungsantrag nicht genehmigt habe, bleibe das Lokal wahrscheinlich für Monate geschlossen, so Mitbetreiber Stefan Schroer. Die ehemalige Eisenwarenhandlung wird seit 2008 kulturell genutzt – immer auf der Basis von „temporären Nutzungsänderungen“. Dafür galten bestimmte Auflagen wie beleuchtete Fluchtwege. Im letzten Jahr habe die Feuerwehr die Räume zweimal unter die Lupe genommen, spielte das Lokal Harmonie im Hafenstadtteil doch eine wichtige Rolle für Duisburg als „Hafen der Kulturhauptstadt“ bei Ruhr 2010. Beanstandungen gab es nicht.

Betreiber streben dauerhafte Nutzung an

Nun streben die Betreiber eine dauerhafte Nutzung an – „bei absolut unveränderten Bedingungen“, so Schroer: „Aber dazwischen gab’s die Loveparade-Katastrophe und die politisch Verantwortlichen, die immer noch im Rathaus sitzen, hatten nichts besseres zu tun als den Sachbearbeitern ihre Unterschrift zu zeigen, nach der sie voll verantwortlich sind.“ Schroer sieht in der „mangelnden Rückendeckung“ für die Mitarbeiter der Bauordnung den Grund für die Ablehnung. Wegen der Auflagen, die jetzt mündlich gemacht worden seien, müssten unter anderem ein Architekt, ein Brandsachverständiger und ein Elektromeister eingeschaltet werden. Dabei verfügten die Nutzer – dazu gehört inzwischen auch die Kulturwerft, die aus der abgebrannten „Alten Schmiede“ weichen musste – über keinerlei Etat. „Es ist bitter: Wir erfüllen die Auflagen seit 2008 – und das ist plötzlich nicht mehr gültig.“

Betreiber müssen ihre Hausaufgaben erledigen

Das Bauordnungsamt sieht eine neue Situation, so Stadtsprecher Peter Hilbrands. Für eine Dauernutzung müssten andere Auflage erfüllt werden als für die „temporäre Nutzung“, also einzelne Veranstaltungen, wie sie bislang genehmigt wurden. Die Betreiber müssten nacharbeiten und ihre Hausaufgaben erledigen. Dann könnten sie einen Antrag auf Dauernutzung stellen, über den schließlich das Bauordnungsamt befinde.

„Mehr als tragisch“ nennt Olaf Reifegerste vom Festivalbüro der Stadt und Moderator des Kreativkreises Ruhrort die Entwicklung. Er kenne den Bescheid des Bauordnungsamtes nicht, aber das Lokal Harmonie sei eine „kulturelle Kraftzentrale“ und stehe für den „nachhaltigen Erfolg“ der Akzente 2008, 2009 und 2010. Das Lokal sei eine Anlaufstelle über das Kreativquartier Ruhrort hinaus. „Dort ist drei Jahre lang gute, engagierte Arbeit geleistet worden. Wenn das nicht mehr möglich ist, ist das ein Schlag ins Kontor.“