Duisburg. .
Der Leiter des Rosenmontagszuges in Duisburg, Thomas Erlacher, hat herausgefunden, „dass wir in den Vorjahren immer zu hohe Besucherzahlen genannt haben.“ 70.000 Zuschauer passen an den Wegesrand, bis zu 200.000 wurden gemeldet.
Er ist der Leiter des Duisburger Rosenmontagszuges. Deshalb lastet auf den Schultern von Thomas Erlacher heute eine besondere Verantwortung. Vor dem Höhepunkt der närrischen Session stellte sich der 42-jährige Hochfelder den Fragen von WAZ-Redakteur Thomas Richter.
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Herr Erlacher, wie ist die Gefühlslage wenige Stunden vor dem Start des Zuges?
Erlacher: Eine gewisse Anspannung ist da. Man hofft natürlich, dass alles so klappt, wie wir es uns erhoffen. Zum anderen verspüre ich eine große Erleichterung, dass wir das mit unserem Sicherheitskonzept geschafft haben. Der Bezirksregierung und der Stadt mussten wir ein solches ja erstmals vorlegen. Und keiner von uns wusste zunächst, was da alles drinzustehen hat.
Welche Angaben waren für das Konzept erforderlich?
Zum Beispiel die geschätzte Zuschauerzahl. Ich bin mit dem Zollstock die Zugstrecke entlang und habe genau nachgemessen, wie viel Platz überhaupt ist. Und da wurde mir klar, dass wir in den Vorjahren immer zu hohe Besucherzahlen genannt haben. Die lag angeblich immer zwischen 150 000 und 200 000. Nach unseren Berechnung passen aber nur rund 70 000 Menschen an den Straßenrand. Weitere 20 000 liegen entlang der Strecke in den Fenstern. Da lagen wir bislang also immer deutlich daneben.
Was ändert sich?
Aus Sicherheitsgründen werden wir diesmal nicht um den Dellplatz herumfahren. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits war dort immer mit die beste Stimmung. Andererseits war es dort an einigen Stellen schon gefährlich eng. Es gibt entlang der Zugstrecke aber auch Abschnitte, wo kaum jemand steht – etwa kurz hinter dem Bahnhofstunnel, wenn wir nach links in die Saarstraße abbiegen. Dafür ist es an der Mercator- und der Friedrich-Wilhelm-Straße sowie am Rathaus pickepackevoll.
Wie läuft denn ein typischer Rosenmontag für Sie ab?
Ich stehe gegen 7 Uhr auf und bin meistens zu nervös, um zu frühstücken. Um 9 Uhr treffen wir von der Zugleitung uns an der Bismarckstraße. Es gilt, letzte Feinheiten zu klären. Wir müssen schauen, ob alle 260 Ordner tatsächlich da sind. Wir müssen ja neuerdings pro Achse an jedem Fahrzeug zwei Ordner stellen. Hat ein Verein nicht genügend Ordner da, bleibt der Wagen stehen. Wir prüfen, ob die TÜV-Gutachten vorliegen und ob jeder Wagen ein Megafon oder eine Lautsprecheranlage mitführt. Auch das gehört nun zur Pflichtausstattung.
Von wo aus geht’s los?
Unser Aufstellgebiet liegt in Neudorf. Um 13.11 Uhr fahren wir dort los. Unser Ziel im Innenhafen wollen wir rund zwei bis zweieinhalb Stunden später erreicht haben.
Wo werden Sie sein?
Ich werde den Zug nicht auf einem Wagen miterleben, sondern werde entweder zwischen den Wagen umher laufen und ständig in Funkverbindung mit der Polizei stehen. Oder ich werde im THW-Wagen sitzen, der die Spitze des Zuges bildet. Ich werde voll auf diese Aufgaben fixiert sein.
Und was steht danach an?
Wir prämieren die drei schönsten selbst gebauten Wagen. Auf unserer so genannten Tingeltour fahren wir zu den Stammsitzen der siegreichen Vereine und übergeben die Preise. Abends bin ich dann noch privat auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Wenn ich dort bin, weiß ich, dass alles geschafft ist. Dann werde ich mir erst einmal in Ruhe ein Bierchen gönnen.
Haben Sie noch einen Appell an die Besucher?
Ich bitte alle, die zum Zug kommen, sich bei aller Freude diszipliniert und vernünftig zu verhalten, damit alles gut geht.