Duisburg-Wehofen. . Seit 39 Jahren ziehen Nelkensamstag die kleinen Narren beim Kinderkarnevalszug durch Wehofen. Trotz des Andrangs hatten die Ordnungshüter wenig zu tun. Denn der närrische Lindwurm zog ausgesprochen fröhlich und friedlich durch die engen Straßen.
Das ist einfach sensationell! Am Sonnabend verdoppelte sich die Einwohnerzahl von Wehofen über Nacht von rund 7200 auf rund 15000. Ein demografisches Phänomen, das Statistiker jetzt schon bereits seit 39 Jahren beobachten. Grund war wie schon seit 1972 der traditionelle Kinderkarnevalszug durch die sonst so beschaulichen Gassen des nördlichsten Stadtteils Duisburgs…
Die neuen „Einwohner“ des früheren Walsumer Ortsteils kamen wieder aus allen Richtungen: Die Walsumer aus dem Westen, die Dinslakener aus dem Norden, die Oberhausener aus dem Osten und die Marxloher und Hamborner aus dem Süden. Zu Fuß, mit Bus und Bahn, vor allem mit dem eigenen Pkw. Die Seitenränder der Umgehungsstraßen waren komplett zugeparkt. Denn über dem Ortskern hatte die Polizei frühmorgens ein absolutes Halteverbot verhängt, Bürgersteige inklusive.
Ansonsten hatten die Ordnungshüter trotz des riesigen Andrangs an Narren am Samstagnachmittag relativ wenig zu tun. Denn der närrische Lindwurm aus zehn Festwagen und neun Fußgruppen, behördlich genehmigt und ständig observiert, zog ausgesprochen fröhlich und friedlich seine Bahn durch die engen Straßen Wehofens. Vom Start bis zum Ziel war die Stimmung bei trockenem Wetter überall prächtig.
Die Höhepunkte auf dem 1,3 Kilometer langen närrischen Parcours: Vorneweg hatten sich die Jungen und Mädchen der Kinderkarnevalsgesellschaft Wehofen (KKG) als Geister verkleidet, stilecht in gruseligen weißen Umhängen. Hoch auf dem rot-weißen Wagen folgte das aktuelle Prinzenpaar der KKG Wehofen, Nico I. und Sarah II, umringt von ihrem Hofstaat, lauter Heinzelmännchen. Davor und dahinter verteilten Wehofener Kinder in Clownskostümen von bunten Schubkarren aus reichlich Popcorn, Süßigkeiten und Spielzeug ans närrische Fußvolk. Es folgten 20 muntere Marienkäfer, die die Zuschauer ausgelassen mit „Helau“ grüßten.
Dahinter konnten die Zuschauer die Narren des KV Obermarxloh (KVO) 1920 auf ihrer Safari durch Wehofen bestaunen. Auf ihrem Wagen mit Tiermotiven - Affen, Löwen, Giraffen - feierten die Gäste ausgelassen in einer Art „Dschungelcamp“.
Dann die laufende Musikgruppe „Burg Goishda“ in skurrilen Fellkostümen, mit Pauken und Trompeten, die Tanzmariechen der KKG Wehofen in klassischen Karnevalskostümen, die „Die Verrückten Hühner“. Diese Frauengruppe verteilte in knallgelb-roten Hühnerkostümen die ersten Bio-Ostereier, garantiert Dioxin-frei.
Die Römergarde der Stadt Duisburg (MMV) mit Senatoren, Offizieren und Legionären grüßte von ihrem antiken Schlachtschiff, gezogen von einem riesigen Traktor, huldvoll mit „Salvete Narrii“: Dahinter die Frauengruppe der KG Rot-Gold Dinslaken mit ihren wuscheligen Perücken, Dschungel-Kinder als Affen verkleidet, und eine Hexengruppe mit häßlichen Masken, langen zotteligen Haaren, in feministisches schwarz-lila gewandet. Danach die „Dienstfahrt“ der KG Pilssucher in einem Linienbus der DVG mit einem „Knacki“ am Steuer, der Kinderwagen der 1. KG Hamborn-Marxloh Rot-Weiß im Piratenlook. Johnny Depp ließ grüßen…
Schließlich ein Protestwagen: „Nicht Sauerland , sondern Land sauer. Es ist Zeit für Sie zu gehen, Herr Sauerland. Wir lassen uns das Feiern nicht verbieten.“