Duisburg. . Seit 30 Jahren gibt es die Periduralanästhesie (PDA), die Frauen bei der Geburt die Schmerzen nimmt. Das St. Johannes-Hospital in Duisburg-Hamborn bietet nun eine neue Form an: “Walking Epidural“. Dabei bleibt die werdende Mutter beweglich.

Die Vorfreude auf ein Baby ist meist nur von einem Aspekt getrübt: Der Angst vor der Geburt, den Sorgen um die nicht vorhersehbaren Schmerzen. Seit 30 Jahren gibt es in der Geburtshilfe die PDA, also die Periduralanästhesie, um den Frauen die Schmerzen zu nehmen. Der Haken daran: Frau landet wie ein Käfer auf dem Rücken und kann sich kaum noch bewegen.

"Walking Epidural" blockiert nicht die Motorik der Mutter

Das St. Johannes-Hospital in Hamborn bietet deshalb die „Walking Epidural“ an – eine PDA, die nur die schmerzleitenden Fasern blockiert, aber nicht die Motorik der werdenden Mutter. Sie kann also noch ein paar Schritte wagen, während das Kind über einen Wehenschreiber per Funk überwacht wird. Die Vorteile des Laufens kurz vor der Geburt beschreibt Prof. Dr. Dierk Mosny, Leiter der Frauenklinik, anschaulich am Beispiel eines Weinkorkens. So wie man ihn hin und her ruckelt, um ihn aus dem Flaschenhals zu befördern, ruckeln bei der Schwangeren abwechselnd das rechte und das linke Bein hin und her. Ohnehin: „Die Patienten erleben es als angenehm, nicht nur im Bett zu liegen.“ Durch die Walking Epidural ist die Mutter später auch flexibler in der Wahl der Geburtsposition – ob in der Hocke oder im Vierfüßlerstand.

Patientin kann Schmerzmittel selbst dosieren

Lydia Nowak ist jetzt Mutter von Luca – und sehr froh, dass sie die recht dicke Touhy-Nadel, durch die der Katheder für die Narkose geschoben wird, nicht vorher gesehen hat. Mehr als einen Druck hat sie beim Anlegen nicht verspürt, da zunächst wie beim Zahnarzt örtlich betäubt wird, erklärt Dr. Henning Krep, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie. Die Pumpe, die zum Katheder gehört und mit der die Patientin selbst das Schmerzmittel dosieren kann, ist so groß wie ein Walkman.

Bei 30 Prozent der Geburten wurde PDA eingesetzt

Für Mosny ist die PDA das Mittel der Wahl, wenn der Geburtsvorgang stockt, weil die Patientin verkrampft, nicht loslässt. „Ist der Schmerz weg, entspannen sie, schlafen oft noch mal ein Stündchen und dann geht’s weiter.“ Bei etwa 30 Prozent der 945 Geburten im vergangenen Jahr wurde eine PDA eingesetzt. Vollnarkosen waren nur in wenigen (Not-)Fällen nötig. Die „Walking Epidural“ ist nicht immer möglich, ein Aufklärungsgespräch klärt im Vorfeld Risiken ab. So hätte Lydia Nowak sie zwar gern gehabt, musste aber wegen starker Rückenschmerzen auf die normale PDA ausweichen.

Inzwischen ist sie mit ihrem kleinen Sohn daheim und an den Anästhesie-Eingriff erinnert nur noch ein winziger Punkt auf ihrer Wirbelsäule.