Velbert. Im ersten von Hebammen geleiteten Kreißsaal in NRW stehen Homöopathie und Akupunktur im Vordergrund. Das Ziel: Das Kind soll auf natürlichem Wege zur Welt kommen - ohne Medikamente. Bei Komplikationen ist sofort ein Arzt zur Stelle.

Christiane Bußmann im Kreißsaal. (Foto: WAZ, Detlev Kreimeier)
Christiane Bußmann im Kreißsaal. (Foto: WAZ, Detlev Kreimeier) © WAZ

Geburtshilfe statt Geburtsmedizin, nach diesem Rezept verfahren die Hebammen in Velbert, am ersten von Hebammen geleiteten Kreißsaal in NRW.

Die Schwangere bringt ihr Kind in Betreuung einer Hebamme zur Welt, die die gesamte Zeit über mit ihr im Kreißsaal bleibt, auf sie eingeht und sie beim natürlichen Gebären unterstützt. Lediglich im Falle einer auftretenden Komplikation wird ein Arzt herbeigerufen. Was in Skandinavien, England, Österreich und der Schweiz längst etabliert ist, wird bisher in deutschen Landen nur in Bremerhaven, Hamburg und Stuttgart angeboten.

„Das Klinikum bietet sich für solch ein Versorgungskonzept geradezu an”, so Hebamme Christiane Bußmann. Wenn es kritisch wird, ist nämlich sofort ein Arzt zur Stelle. Der Hebammenkreißsaal ersetzt hier nicht den üblichen, von Ärzten geleiteten Kreißsaal, sondern ist vielmehr eine Erweiterung des geburtshilflichen Angebotes der Klinik.

Hebamme Bußmann ist mit 17 weiteren Berufskolleginnen am Klinikum in bester Gesellschaft. Über ein Jahr haben die Hebammen am Konzept „Hebammengeleiteter Kreißsaal” gearbeitet, sich beim Deutschen Hebammenverband schlau gemacht und Erfahrungswerte von Kreißsälen eingeholt, die nach gleichem Prinzip arbeiten.

Chefarzt Degoutrie: „Es ist ein sicheres Angebot für die Frauen, die das wollen.” Voraussetzung ist, die Frauen sind gesund und haben einen normalen also unauffälligen Schwangerschaftsverlauf.

Dieser Kreißsaal ist ein Angebot für Frauen, die sich für die Geburtshilfe mit Homöopathie oder Akupunktur und höchstens leichten Schmerzmitteln entscheiden. Und auf Unterstützungen wie den Wehentropf, die Rückenmarkbetäubung (Periduralanästhesie, PDA) und Dammschnitt verzichten. Auf den Kaiserschnitt sowieso, denn, so Christiane Bußmann: „Der Kaiserschnitt ist nur ein Notausgang, sonst hätte die Frau einen Reißverschluss im Bauch.”

Um eine selbstbestimmte, natürliche Geburt sicher zu stellen, müssen die Frauen vor der Entbindung zwei Termine in der Hebammensprechstunde wahrnehmen: Der erste Kontakt sollte ab der 20. Schwangerschaftswoche aufgenommen werden. Ein weiteres Gespräch findet um die 36. Schwangerschaftswoche statt. Hinzu kommen, wenn die Frau es wünscht, Geburtsvorbereitungskurse wie etwa die Schwangerschaftsgymnastik. Auch nach der Geburt kann die Mutter auf die Nachsorge, Stillberatung oder Rückbildungsunterstützung durch die Hebammen zählen. Das gesamte Konzept basiert auf kompetenter Begleitung.

Klinikum NiederbergKreißsaal, 02051-982-1704,kreisssaal@klinikum-niederberg.de, http://www.klinikum-niederberg.de/