Duisburg. . Beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) werden in Duisburg Waffen, Munition und Schutzausrüstung der Polizei getestet. Dabei optimieren und entwickeln die Beamten auch selbst neue Ausrüstung. Geschossen werde dabei nur selten.
Kleinere Schusswaffen, etwas größere Spezialwaffen, Schutzwesten, Schutzhelme, Patronen, ganze Chargen von Munition: Der Arbeitsplatz von Gudrun Dickhoff gleicht einem Paradies für Waffenliebhaber und Technikbegeisterte. Doch geschossen wird hier nur selten. Und wenn, dann nicht auf Menschen, sondern auf Testobjekte, Zielscheiben und Dummys. Vielmehr dient ihr Arbeitsbereich dazu, Polizeibeamte im Dienst auf technischer Basis zu schützen und bestmöglich auszustatten.
Gudrun Dickhoff ist Leiterin des Sachgebiets „Entwicklung und Erprobung von Waffen und Gerät“ beim LZPD (Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste) in Duisburg. Mit ihrem Team aus Handwerkern, Ingenieuren und Polizeivollzugsbeamten betreibt die Verwaltungsbeamtin seit 2006 im Rahmen ihrer Zuständigkeit ein Mess- und Prüflabor, ein Schießlabor und einen Schießstand für die Entwicklung und Erprobung von Waffen, technischem Gerät und Schutzausrüstung.
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Sehr faszinierend sei ihr Beruf, die Arbeit sei sehr vielseitig und gehe oftmals tief ins Detail. „Wir begegnen vielen alltäglichen Fragestellungen mit technischen Lösungen“, sagt Dickhoff. Darunter fallen regelmäßige Sicherheitstests von Schutzwesten und ballistischen Helmen, aber auch die selbstständige Entwicklung neuer Waffen und Munition.
Fall aus zwei Metern Höhe
Im Schießstand demonstrieren zwei Polizeivollzugsbeamte eine Testvorrichtung für Schusswaffen. Die dort eingehängte Testpistole wird aus zwei Metern fallengelassen. Sie knallt je nach Versuchsaufbau auf Gummi, Parkett, Stahl, Beton oder Hartkunststoff. Aus verschiedenen Winkeln schlägt das Gerät auf den Boden. So wird überprüft, dass sich im Dienstgebrauch der „Walther P 99“ keine ungewollten Schüsse lösen. Neben Tests wie diesem werden die Waffen auch in ihre Bestandteile zerlegt, auf Herz und Nieren geprüft – beinahe wie im Operationssaal. Auch die Munition wird hier kontrolliert und freigegeben. Bis zu sechs Millionen Schuss verbrauchen Nordrhein-Westfalens Polizisten pro Jahr, Training inklusive.
Im Schießlabor liegen zwischen Waffen und Testvorrichtungen ein ballistischer Schutzhelm, Visier und eine Schutzweste. Alle drei Schutzgegenstände sind mächtig ramponiert, weisen Einschusslöcher auf. Und genau die sind für die Tüftler im Labor interessant. Erst beschießen sie die Testobjekte, danach werden die Auswirkungen der Treffer analysiert. Wie tief ist das Einschussloch? Was für Folgen hätte dieser Treffer – trotz Schutzmontur – auf den menschlichen Körper gehabt?
Im Fall der Schutzweste simuliert ein auf 21 Grad Celsius regulierter Plastilinblock den Körper. So kann anhand der Einkerbung in der Knetmasse geprüft werden, wie viel Kraft durch die 32 Lagen Aramid in der Weste noch auf den „Körper“ gewirkt hat. Denn trotz der Westen auf dem neusten Stand der Technik können Schüsse immer noch Hämatome und Rippenbrüche hervorrufen. Gleiches gilt auch für den ballistischen Schutzhelm. Hier wirke der Schuss wie eine „kräftige Ohrfeige“, erzählt Dickhoff.
Spagat meistern
Die Kunst sei es, bei der Entwicklung und Verbesserung der Materialien den Spagat zwischen Sicherheit und Bewegungsfreiheit zu meistern. Zudem müssen alle Entwicklungen den Anforderungen entsprechen. Denen des Gesetzgebers, denen des Herstellers und zusätzlich den eigenen, die die weiteren Normen teilweise noch übersteigen. Denn was im Labor lediglich zu einer Verweigerung der Freigabe führt und einer Nachbesserung bedarf, kann im Arbeitsalltag der Polizisten tödlich enden. Ohne Chance zur Nachbesserung.