Duisburg. .

Im Labor des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) von Josef Bongartz wird alles getestet, was das Zusammenspiel komplexer Polizeitechnik stören könnte.

Es hat einen Touch von James Bond. Die Atmosphäre erinnert an das Labor des genialen Tüftlers „Q“, der 007 in den Filmen mit den neuesten Technik-Gadgets ausstattet und dabei der Realität stets ein paar Jahre voraus ist. Futuristisch mutet auch das EMV-Labor des LZPD (Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW) an. Doch was hier an der Schifferstraße passiert, ist real. Im Prüflabor für elektromagnetische Verträglichkeit ist man auf dem neuesten Stand der Technik – um die Funktionalität zahlreicher Geräte, Systeme und Einrichtungen im Polizeidienst zu gewährleisten und um die Sicherheit der Beamten zu maximieren.

Langsam öffnet sich im Erdgeschoss des LZPD die mächtige Sicherheitstür und gibt den Blick in die zehn Meter lange und gut sechs Meter breite Absorberhalle frei. Mittendrin steht ein Funkstreifenwagen. Der Motor läuft, die Lichter sind eingeschaltet, das Blaulicht ist in Betrieb. Franz-Josef Bongartz, der Koordinator des EMV, erklärt, was in der Halle mit Hybridabsorbern, Antennenmast und Kameraüberwachung alles möglich ist. „Wir prüfen hier beispielsweise, ob der Streifenwagen etwas aussendet, was den Polizeifunk stört.“ All die hochsensiblen elektronischen Systeme, die mittlerweile in den Autos verbaut sind, könnten Auswirkungen auf die aktive Fahrdynamik haben.

Auch interessant

Von DerWesten

Tritt der Fahrer auf die Bremse, darf das Blaulicht nicht ausgehen. Schaltet der Polizist das Horn ein, muss trotzdem die Bremswirkung gegeben sein. Stark vereinfacht sind das Komplikationen, die auftreten könnten. Deswegen durchlaufen Fahrzeuge, aber auch einzelne Komponenten, bevor sie im Dienst erstmals zum Einsatz kommen, die Prüfstationen im EMV-Labor. Es wird getestet, ob das neue System durch Fremdimpulse gestört wird, und ob es selbst Signale aussendet, die andere Komponenten – beispielsweise den Funk – stören könnten.

Bongartz, der gelernte Radio- und Fernsehtechniker, kennt die Probleme, die bei der Einführung neuer Gerätetypen auftreten können. Bei einer alten Modellreihe von Streifenwagen entlud sich anfangs die Batterie, wenn der Fahrer die Autotüre abschloss. Das passierte durch elektrostatische Entladung. Die Störfestigkeitsprüfung einzelner Geräte wird im Komponenten-Labor eine Etage höher getestet. Dort können Bongartz und seine beiden Mitarbeiter diesen Funken, den jeder verflucht, der schon einmal „einen gewischt“ bekommen hat, simulieren.

Fehlerquelle eliminieren

Die Arbeit im EMV sei spannend, sagt Bongartz. Viel Spaß habe er. Kein Wunder, sind doch selbst für den Laien die Fälle, mit denen es der Technik-Experte zu tun hat, hochinteressant. So habe es Krads gegeben, bei denen immer dann, wenn der Fahrer die Sendetaste am Funk gedrückt hat, der Drehzahlmesser in die Höhe geschossen ist. Oder neue Multimediaeinrichtungen in den Fahrzeugen, die direkt den Funkverkehr beeinträchtigt haben. „Wir schauen dann, welche Komponente stört, und eliminieren die Fehlerquelle“, sagt Bongartz.

Auch in puncto Gesundheit sind die Tests im EMV-Labor von Bedeutung: So wird zum Beispiel untersucht, wo die Funkantenne an Motorrädern am besten platziert wird, damit die Fahrer einer möglichst geringen Belastung durch die Wellen ausgesetzt werden. So variiert der Ort, an dem die Antennen installiert sind, je nach Motorradtyp.

Das Prüflabor für Elektromagnetische Verträglichkeit ist mit dieser Ausstattung das einzige in NRW und innerhalb des Polizeiapparates sogar bundesweit einzigartig. Sein Arbeitsmotto hat Franz-Josef Bongartz gut sichtbar an der Wand angebracht: „Bevor ich frage, was die Firma für mich tun kann, frage ich mich, was ich für die Firma tun kann.“ Und das ist eine Menge.