Duisburg. . Die Duisburgerin Marion Valland ist die Erfinderin von „Nimmerland“. Hier werden Kinder zwischen 5.30 Uhr in der Früh bis 21 Uhr am Abend betreut. Berufstätige Eltern sind begeistert.

Diese Frau ist einfach nicht zu stoppen. Nicht nur, dass sie redet wie ein Wasserfall, sie scheint auch keinen Stillstand zu mögen. Mit 45 Jahren – da war sie bereits Großmutter – begründete sie die wohl ungewöhnlichste Kindertagesstätte des Landes, mit Öffnungszeiten von 5.30 in der Früh bis 21 Uhr abends.

Heute, fünf Jahre später, arbeitet Marion Valland längst an einem dritten Haus in Duisburg. So groß ist der Bedarf. Gerade Mütter und Väter im Schichtdienst, Ärztinnen, Krankenschwestern oder Verkäuferinnen, auch Alleinerziehende geben ihre Kinder gern in Vallands „Nimmerland“.

Die Urzelle von „Nimmerland“ steht mitten in Duisburg-Marxloh, also dort, wo das Ruhrgebiet nicht gerade vor Schönheit strotzt. Eine schnurgerade Seitenstraße, rechts und links Reihen charmanter Bergarbeiterhäuser, die mit EU-Mitteln renoviert wurden. Das Doppelhaus Nr. 13 - 15 ist eines davon: helle, in fröhlichen Farben gestrichene Räume, dahinter ein Garten, wie ihn sich viele Kinder wünschten. Mit Spielgeräten und Sandkasten, mit Enten, Hühnern, Gänsen und dem 90 Kilo schweren Hängebauchschwein Hermine.

Vor fünf Jahren, Marion Valland war nebenan bei Freunden auf einem Sommerfest geladen, entdeckte sie das Haus. Entdeckte sie es für sich, muss man wohl sagen. Damals war sie bereits Jahre für das Duisburger Jugendamt als ambulante Tagesmutter unterwegs, betreute sozial schwierige Familien. „Ich wollte einfach nicht mehr alleine arbeiten, hatte längst die Idee einer Kita mit flexiblen Zeiten, wie Mütter und Väter sie brauchen“, erzählt die Duisburgerin.

Was hatte sie bis dahin nicht schon alles gemacht. Die eigenen Kinder großgezogen, parallel als Krankenschwester im Nachtdienst gearbeitet und tagsüber als Tagesmutter noch vier, fünf weitere Kinder betreut. „Alles reine Organisation!“, sagt sie und fegt mit strahlendem Lächeln ungläubige Reaktionen hinweg. „Wirklich reine Organisation. Ich kam von der Nachtschicht, machte Frühstück, brachte die Kinder in Kindergarten und Schule, schlief ein wenig und kochte danach Mittagessen“, sagt sie.

Betreuung in drei Schichten

Und nach diesem Prinzip arbeitet sie bis heute. Fünf Gruppen von neun Kindern betreut Marion Valland inzwischen. Kinder, die zwischen vier Monaten und zehn Jahre alt sind. Vallands Mitarbeiter, 32 Kräfte insgesamt, zehn davon in Vollzeit, arbeiten wegen der langen Betreuungszeiten in drei Schichten. Denn wenn die Krankenschwester morgens um 5.15 Uhr ihr Kind ins Haus bringt, um zu ihrer Frühschicht zu fahren, laufen im „Niemandsland“ schon seit einer halben Stunde die Vorbereitungen für den neuen Tag.

Und von Anfang an bot Marion Valland den Eltern einen Dienst, den viele andernorts mühsam selbst organisieren müssen. Ihr Fahrservice holt die Kinder bei Bedarf nach der Schule oder auch dem Kindergarten ab.

Zwölf bis 14 Stunden lang ist der Arbeitstag der Duisburgerin, und auch ihren Mitarbeitern verlangt sie viel ab. „Gerade in der Aufbauphase konnte ich nicht viel bezahlen. Ich habe also mit Frauen angefangen, die ,ähnlich gestrickt’ sind wie ich.“ Für Marion Valland selbst hieß das, bei schon laufendem Betrieb ihrer ersten Kindergruppe abends mit Freunden in die Malerkluft zu steigen, um weitere Gruppenräume zu renovieren.

Ein Kinderhotel

Unermüdlich halt. Das „Nimmerland“ Nr. II eröffnete sie auf Wunsch des Pfarrers von Obermarxloh, Nummer III in Duisburg-Walsum ist in Arbeit, soll nach Ostern in Betrieb gehen. Von ihrem vierten Haus träumt Marion Valland noch. Es ist eine ehemalige Jugendherberge in der Eifel, die sie gerne in ein Kinderhotel verwandeln möchte. Ein Hotel inmitten von Wald und Wiesen, wo die Kinder von Marxloh in die Gummistiefel steigen können.

Die Anfänge von „Nimmerland“ liegen bald 30 Jahre zurück. Da nahm Marion Valland, gerade selbst Mutter, zum ersten Mal ein Kind auf. Es war das Kind eines Nachbarn, der von seiner Frau verlassen worden war. Valland: „Seitdem kenne ich die Probleme Alleinerziehender.“