Bochum. Von Chancengerechtigkeit bei der Bildung kann in NRW weiterhin keine Rede sein. Zu diesem Schluss kommen die Organisatoren des zweiten Bildungskongresses an der Ruhr-Universität Bochum . Ministerpräsidentin Hannelore Kraft versprach bei der Kongresseröffnung, bei den geplanten Mehrausgaben für die Bildung in Höhe von einer Milliarde Euro festzuhalten.
Eine Milliarde Euro mehr für Bildung und Vorbeugung im NRW-Etat 2011: Dabei wird es bleiben, trotz drückender Schulden und WestLB, versprach NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) bei der Eröffnung des zweiten Bildungskongresses der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Donnerstag. Investitionen in Bildung zahlten sich in jedem Fall aus. „Jeder neue Kitaplatz rechnet sich nach zwei Jahren, . . . und wenn die Zahl der Schulabbrecher sinkt, sinken in der Folge nachweislich die Reparaturkosten“, rechnete Kraft vor. Der Zusammenhang zwischen schulischem Misserfolg und Kriminalität sei nachgewiesen. „Dabei muss Bildungspolitik noch vor der Kita, bei den Eltern ansetzen“, betonte Kraft. Bei den mehr als 1000 Kongressteilnehmern kam das gut an.
Schwerpunkte des zweitägigen Kongresses an der RUB mit Lehrern, Erziehern, namhaften Wissenschaftlern und Politikern sind die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention, also des Rechts auf gemeinsamen Unterricht für Kinder mit und ohne Förderbedarf, frühkindliche Bildung und Schulentwicklung. Viele Lehrer wünschten sich vor der Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts Fortbildungen.
Beim ersten Bildungskongress hatten die Organisatoren ein Memorandum mit Zielvorgaben bis 2010 verfasst. Teilziele wurden zwar erreicht; weniger Sitzenbleiber und mehr mittlere Schulabschlüsse etwa. Aber von Chancengerechtigkeit sei man noch weit entfernt, so das Fazit.
Das neue Memorandum, das der Ministerpräsidentin übergeben wurde, nennt zehn Kernziele bis 2015. Dabei geht es darum, den Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungschancen abzuschwächen, den Anteil der Schüler mit Förderbedarf in Regelschulen um jährlich sieben Prozent zu erhöhen und die Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz von 17 auf unter drei Prozent zu senken.