Duisburg. . Der Soziologe Oliver Bidlo beschäftigt sich mit Tätowierungen. Nun hat er ein Buch vorgelegt über die Bedeutung der Tattoos - und darüber, wie sich die gesellschaftliche Akzeptanz von Arschgeweih und Co. verändert hat.

Nachdem Blumen, Sterne und die berüchtigten „Arschgeweihe“ gesellschaftsfähig geworden sind, beschäftigen sich nun auch Soziologen mit dem Thema. Dr. Oliver Bidlo hat nun ein Buch vorgelegt über die Bedeutung der Zeichen auf der Haut und wie sich die gesellschaftliche Akzeptanz verändert hat.

Weniger Verlässlichkeit

„Ich sollte mal eine Vertretung im Bereich Semiotik übernehmen, das ist die Lehre vom Zeichen. So bin ich auf das Tattoo gekommen“, erzählt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Dabei ging es dem 38-Jährigen weniger darum, warum sich Menschen welches Bild aussuchen, sondern was eine Tätowierung grundsätzlich bedeutet. Er hat festgestellt: „In Zeiten, in denen es weniger Verlässlichkeit gibt, die Menschen prekäre Jobs haben und von Lebensabschnittspartnern sprechen, ist ein Tattoo etwas für die Ewigkeit.“ Die Zeichnung, die unter die Haut geht, sei ein Statement - auch der Gesellschaft gegenüber. „Man macht es nicht nur für sich."

Verhältnis zwischen Tätowierer und Kunde ist spannend

Körperkunst fürs Leben

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    Auch das Verhältnis zwischen dem Kunden und dem Tätowierer sei aus kommunikationswissenschaftlicher besonders spannend. Für seine Analyse hat Bidlo nicht nur auf Studien zurückgegriffen, sondern auch selbst das Gespräch gesucht. Ein eigenes hat er übrigens nicht „Das ist ja keine Voraussetzung, um wissenschaftlich zu forschen. Man muss ja auch kein Trinker sein, um sich mit Alkoholismus auseinanderzusetzen.“

    Nur Tätowierungen an Hals und Händen, die man nicht verdecken kann, seien noch ein letztes Tabu. Das führt dazu, dass „echte Kerle“, die sich von der Masse abheben wollen, sich genau an diesen Stellen stechen lassen. Allerdings ist der Körperschmuck für die Ewigkeit nur noch selten ein Ausdruck von Individualität, schließlich ist es längst ein Massenphänomen geworden.

    Tatoo. Die Einschreibung des Anderen, Oldib-Verlag, 104 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-939556-17-6.