Essen. .

Das Schweizer Kreditinstitut UBS erlässt eine 43-seitige Kleiderordnung. Und schreibt Frauen sogar die Farbe der Unterhose vor. Was Konkurrenz und Industrie davon halten.

Rote Krawatte, grünes Hemd? Passt zu Weihnachten. Sieht aber selten gut aus. Erst recht hinterm Bankschalter. In der Branche gilt ein ungeschriebenes Gesetz. Herren haben Anzüge in gedeckten Farben zu tragen, dazu ein knitterfreies, weißes oder blaues Hemd und eine passende Krawatte. Die Mitarbeiter der Schweizer Großbank UBS müssen sich jetzt noch mehr auf die Klamotten schauen lassen. Das angeschlagene Kreditinstitut brachte eine über 40 Seiten starke Kleiderordnung heraus. Auch an­dere Firmen achten auf korrekte Kleidung ihrer Angestellten. So weit wie die Schweizer wollen sie aber nicht gehen.

Okay, Knoblauch oder Zwiebeln zum Mittagessen und ab ins Kundengespräch? Das muss nicht sein. Frischer Atem, das macht Sinn. Jetzt haben die UBS-Banker schwarz auf weiß, was sie während der Arbeit essen dürfen, was ihr Kleiderschrank künftig leisten muss – und was er nicht hergeben darf. Herren aufgepasst: Socken mit bunten Mustern sind tabu, schwarz sollen sie sein, egal, ob der Anzug an­thrazit, dunkelblau oder schwarz ist. Und der bitte nur in diesen drei Farben.

Der Rock darf nicht spannen

Das gilt im übrigen auch fürs weibliche Kollegium. Bei denen darf der Rock hinten nicht spannen und die Unterwäsche auf keinen Fall durchblitzen. Hautfarbene Höschen, die fallen nicht auf. Tattoos und Piercings sind so­wieso ein Unding, jedenfalls dann, wenn sie sichtbar auf der Haut getragen werden. Mehr als ein Ring an der Hand? Geht nicht. Schweres Parfüm? Nicht erlaubt. Vor allem am Nachmittag. Tiefes De­kolleté: ein Blickfang, der definitiv nicht erwünscht ist. Stattdessen wäre ein Frisörbesuch nett. Und das bitteschön alle vier Wochen. Nur sollte der Meister aufs Haarefärben verzichten. Wegen des Ansatzes, der allzu schnell sichtbar werden kann.

Dresscode fürs Büro

Anzug und Kostüm sind in vielen Berufssparten auf dem Rückzug. Selbst Jeans sind mittlerweile bürotauglich geworden. Sie sollten allerdings eine unauffällige Farbe haben und keine Löcher. Anders sieht es bei klassischen  Berufen, ...
Anzug und Kostüm sind in vielen Berufssparten auf dem Rückzug. Selbst Jeans sind mittlerweile bürotauglich geworden. Sie sollten allerdings eine unauffällige Farbe haben und keine Löcher. Anders sieht es bei klassischen Berufen, ...
...wie Versicherungs- und Bankangestellten, aus. Sie pflegen einen engen Kontakt zu ihren Kunden und müssen einen Anzug tragen. Auch im Sommer sind lange Hosen und Hemden für Männer Pflicht. Frauen sind im Dresscode flexibler ...
...wie Versicherungs- und Bankangestellten, aus. Sie pflegen einen engen Kontakt zu ihren Kunden und müssen einen Anzug tragen. Auch im Sommer sind lange Hosen und Hemden für Männer Pflicht. Frauen sind im Dresscode flexibler ...
... und dürfen auch Kleider und kurze Blusen im Hochsommer tragen. Doch Vorsicht: Zu kurze Kleider oder Röcke wirken schnell unseriös ...
... und dürfen auch Kleider und kurze Blusen im Hochsommer tragen. Doch Vorsicht: Zu kurze Kleider oder Röcke wirken schnell unseriös ...
... und könnten von den Kollegen falsch wahrgenommen werden. Miniröcke lassen die Kompetenz in den Hintergrund rücken. Ein knielanger Rock ...
... und könnten von den Kollegen falsch wahrgenommen werden. Miniröcke lassen die Kompetenz in den Hintergrund rücken. Ein knielanger Rock ...
... ist völlig okay. Miniröcke, die kürzer als eine Handbreite über dem Knie enden, wirken zu sexy. In Kombination mit hochhackigen Schuhen ...
... ist völlig okay. Miniröcke, die kürzer als eine Handbreite über dem Knie enden, wirken zu sexy. In Kombination mit hochhackigen Schuhen ...
... oder kniehohen Stiefeln erst recht. Frauen sollten außerdem darauf achten, immer eine Strumpfhose zu tragen. Auch ausgefallene, peppige Farben ...
... oder kniehohen Stiefeln erst recht. Frauen sollten außerdem darauf achten, immer eine Strumpfhose zu tragen. Auch ausgefallene, peppige Farben ...
... sind zwar ein Hingucker, lenken aber auch schnell ab. Bei sommerlichen Temperaturen...
... sind zwar ein Hingucker, lenken aber auch schnell ab. Bei sommerlichen Temperaturen...
... darf ein Kleid auch einen Auschnitt haben. Mit zu tiefen Ausschnitten ...
... darf ein Kleid auch einen Auschnitt haben. Mit zu tiefen Ausschnitten ...
... tut man sich jedoch keinen Gefallen. Im Notfall sollte man sich lieber von Freunden ...
... tut man sich jedoch keinen Gefallen. Im Notfall sollte man sich lieber von Freunden ...
... beraten lassen. Grundsätzlich gilt: Lieber ein dezenter, unauffälliger Ausschnitt. Auch von zu vielen Schmuckstücken ...
... beraten lassen. Grundsätzlich gilt: Lieber ein dezenter, unauffälliger Ausschnitt. Auch von zu vielen Schmuckstücken ...
... und anderen Accessoires wird abgeraten. Auffällige Handtaschen, Armbänder, Ringe oder Ketten lenken ab und könnten die Kollegen stören. Entscheidend beim Schuhwerk ...
... und anderen Accessoires wird abgeraten. Auffällige Handtaschen, Armbänder, Ringe oder Ketten lenken ab und könnten die Kollegen stören. Entscheidend beim Schuhwerk ...
... ist die Absatzhöhe. High Heels, Pumps und Stiefel sollten nicht höher als 8 cm sein. Auch hier kann das erotische Signal ...
... ist die Absatzhöhe. High Heels, Pumps und Stiefel sollten nicht höher als 8 cm sein. Auch hier kann das erotische Signal ...
...schnell überwiegen. Saubere, geputzte Schuhe hinterlassen einen guten Eindruck. Sandalen ...
...schnell überwiegen. Saubere, geputzte Schuhe hinterlassen einen guten Eindruck. Sandalen ...
... sind dagegen im Büro erlaubt. Natürlich sollten Frauen nur mit gepflegten Fußnägeln Sandalen tragen. Flip Flops sind dagegen tabu. Auffällige Tattoos ...
... sind dagegen im Büro erlaubt. Natürlich sollten Frauen nur mit gepflegten Fußnägeln Sandalen tragen. Flip Flops sind dagegen tabu. Auffällige Tattoos ...
... und Piercings sind  bei vielen Arbeitgebern nicht gerne gesehen. Sie sollten möglichst verdeckt werden ...
... und Piercings sind bei vielen Arbeitgebern nicht gerne gesehen. Sie sollten möglichst verdeckt werden ...
... oder rausgenommen werden. Uneinigkeit herrscht über die Frisur. Haare, die zu einem Zopf ...
... oder rausgenommen werden. Uneinigkeit herrscht über die Frisur. Haare, die zu einem Zopf ...
... gebunden sind, wirken zwar eher streng, senden aber auch keine erotischen Signale. Gegen offene Haare ...
... gebunden sind, wirken zwar eher streng, senden aber auch keine erotischen Signale. Gegen offene Haare ...
... haben die meisten Arbeitgeber nichts einzuwenden. Bunter Nagellack ...
... haben die meisten Arbeitgeber nichts einzuwenden. Bunter Nagellack ...
... kann schon eher ein Problem sein. Dezente Farben sind kein Problem. Dunkelrot oder ein grelles Pink ...
... kann schon eher ein Problem sein. Dezente Farben sind kein Problem. Dunkelrot oder ein grelles Pink ... © Volker Hartmann
...wirkt störend. Das Gleiche gilt für Make-up. Grelle Farben ...
...wirkt störend. Das Gleiche gilt für Make-up. Grelle Farben ... © AFP
... sind häufig sehr aufdringlich. Dann doch lieber ...
... sind häufig sehr aufdringlich. Dann doch lieber ... © AP
... schlicht und brav.
... schlicht und brav.
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Die Reputation von UBS sei für die Bank das höchste Gut, heißt es in der Begründung zur neuen Kleiderordnung. Ein tadelloses Verhalten gehe nun mal einher mit einer einwandfreien Präsentation.

Freitag ist Casual Friday

Ein Satz, den man auch bei Thyssen-Krupp unterschreiben würde. Aber ein solch detaillierter Dresscode? „Das ist doch nicht Ihr Ernst?“ Die Unternehmenssprecherin ist hörbar amüsiert. Na­türlich gebe es auch beim Stahl- und Technologiekonzern das ungeschriebene Gesetz, dass Mitarbeiter angemessen aufzutreten hätten, vor allem im Kontakt mit Kunden. Doch erst Mitte vergangenen Jahres führte der Konzern den Casual Friday ein. Am Freitag sind auch Jeans und Pulli erlaubt, die Krawatte darf zu Hause bleiben. „Ich habe sogar schon Vorstandsmitglieder hier so gesehen“, sagt die Sprecherin.

Legeres am Freitag? Bei der Deutschen Bank nur in Ausnahmefällen erlaubt. „Selbst Bewerber kommen in Anzug und Krawatte“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bank. Beim größten deutschen Kreditinstitut gebe es eine Erwartungshaltung. „Die wird gelebt.“ T-Shirt, Turnschuhe, Micky-Maus-Binder? Niemals. Meistens reiche es, Kollegen auf die lustige Krawatte hinzuweisen. Dann bleibt sie künftig im Schrank. Oder wandert di­rekt in die Altkleidersammlung. Wer nicht im Kundenkontakt ist, darf aber Business-Casual tragen. Aber das Ganze in einem Ka­talog zu fixieren? „Das brauchen wir nicht.“

Merkblatt zum Vertrag

Bei den Sparkassen schon. Sie wollen ihren Mitarbeitern Orien­tierung bieten. Wer etwa beim Essener Kreditinstitut unterschreibt, be­kommt ein Merkblatt zum Ver­trag. „Freizeit- und Sportbekleidung, auch wenn sie gut und teuer ist, ist für Tätigkeiten in der Sparkasse ungeeignet“, sagt Sprecher Volker Schleede. Anzug, Hemd, Krawatte – Frauen im Kostüm, so soll es sein. Der Kunde erwarte eben angemessen gekleidete Banker, wenn er die Filiale betrete. Aber so wie bei den Schweizern? „Wir haben herzlich gelacht. Das läuft bei uns stressfreier.“