Duisburg. .

Seit gut einem Jahr sind suchtkranke Straftäter „Niederrhein Therapiezentrum Duisburg“ untergebracht. 98 der maximal 100 Plätze für stationäre Patienten sind derzeit belegt. Großen Wert wird auf schulische und berufliche Qualifikation gelegt.

98 der maximal 100 Plätze für stationäre Patienten im „Niederrhein Therapiezentrum Duisburg“ (NTZ) sind derzeit belegt. Seit der Inbetriebnahme der im Stadtteil Hohenbudberg gelegenen Forensik im Januar 2010 wurden hier 144 Patienten aufgenommen.

Einige wurden bereits wieder verlegt. Bei anderen läuft es besser: So befinden sich derzeit 21 Männer in der letzten Phase ihrer Behandlung („Außenorientierte Rehabilitation“) und leben als Vorbereitung auf eine mögliche Entlassung außerhalb der Klinik – in Wohngemeinschaften oder einer eigenen Wohnung.

Dies waren nur einige der Fakten, die Dr. Bernhard Wittmann im Namen der Klinikleitung am Dienstag im Rahmen einer Jahresbilanz präsentierte. „Wir sind mit dem bislang Erreichten sehr zufrieden“, so der Therapeutische Leiter.

Der tiefste Südwesten Duisburgs. Die Stadtgrenze nach Krefeld ist nicht weit. In der Nähe liegt die Eisenbahnsiedlung. Hier – auf dem von einem 5,50 Meter hohen Hartplastikzaun umgebenen Areal – sind seit gut einem Jahr suchtkranke Straftäter untergebracht. Das sind ausschließlich Männer. Der jüngste ist 20, der älteste 57 Jahre alt. Bis auf wenige Ausnahmen stammen sie aus dem Rheinland.

Die meisten sitzen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ein. Auf sie warten in dieser für 26 Mio Euro vom Land NRW errichteten Einrichtung Entzugs- und Psychotherapie-Angebote. Aber großer Wert wird laut Dr. Wittmann auch auf Fördermaßnahmen im Bereich der schulischen und beruflichen Qualifikation gelegt.

19 Patienten holen ihren Hauptschulabschluss nach

So würden 19 Patienten derzeit mit Hilfe eines VHS-Kurses im NTZ ihren Hauptschulabschluss nachholen. 70 weitere Insassen bilden sich in den hauseigenen Werkstätten fort – etwa in der Schneiderei, der Buchbinderei oder der Metall- und Holzbearbeitung.

Laut Dr. Wittmann hätten 47 Patienten solch große Fortschritte im Rahmen ihrer Therapie erzielt, dass ihnen gewisse Lockerungen zugestanden wurden. 23 Männer wird ein Ausgang in Begleitung von Sicherungspersonal gewährt. Weitere 21 dürfen das NTZ sogar unbegleitet für einige Stunden verlassen. Und drei bleiben für familiäre Kontakte sogar über Nacht weg. „Jede einzelne Stufe dieser Lockerungen wird aber stets in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft geregelt“, erläutert Dr. Wittmann.

Keine Lockerungen ohne Missbrauch: Vier Patienten nutzten seit der Klinikeröffnung den Ausgang, um sich unerlaubt zu entfernen. In allen Fällen handelte es sich um Drogenabhängige, die rückfällig wurden. Einer stellte sich bereits nach wenigen Tagen selbst. Die anderen wurden nach einer Fahndung von der Polizei festgenommen. „Das ist im Vergleich mit anderen Kliniken eine erfreulich geringe Zahl an Vorfällen“, ordnet Dr. Wittmann den Wert ein. Zudem habe es vier Fälle von Gewalthandlungen gegeben: Einmal wurde einer der insgesamt 144 NTZ-Beschäftigten tätlich angegriffen, einmal ein Mitpatient. Bei den anderen beiden Fällen handelte es sich um Patienten, die sich selbst verletzten.

Es gab auch Fälle, wo trotz der engmaschigen Kontrollen Drogen in die Einrichtung geschmuggelt wurden. Dreimal warfen Komplizen die verbotenen Substanzen über die Zaunanlage, manchmal wurden sie auch von Besuchern mitgebracht. Jeder dieser Fälle wird angezeigt und das Landgericht Duisburg entscheidet, ob die Ertappten die Klinik verlassen und zurück in eine herkömmliche Justizvollzugsanstalt müssen.