„Baubeginn in wenigen Tagen” hieß es vor knapp einem Jahr, und gemeint war das künftige Landesarchiv am Innenhafen. Geschehen ist seither zumindest nichts Sichtbares. Und gestern hieß es beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes auch ganz offiziell: „Es hat sich verzögert.”

Zur Erinnerung: Aus dem in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts errichteten RWSG-Speicher direkt an der Schwanentorbrücke soll das neue „Gedächtnis des Landes” werden, ein Akten und Dokumentenspeicher für 150 Regalkilometer Unterlagen und die digitale Speicherung der Zukunft. 17 000 Quadratmeter Archivfläche sollten nach den Ende 2007 vorgestellten Plänen sofort entstehen, ein Erweiterungsbau mit weiteren 15 000 Quadratmetern auf die stetig steigende Dokumentenflut der nächsten Jahrzehnte warten.

Mit 80 Millionen Euro war seinerzeit die Investition beziffert worden, 130 Mitarbeiter sollten den Betrieb des Archivs sicherstellen.

Und die Zeitplanung war äußerst ehrgeizig bei der Vorstellung des spektakulären Vorhabens. Zum Jahr der Kulturhauptstadt 2010 sollte nicht nur der Speicher zum modernen Archiv umgebaut worden sein, sondern auch noch ein gut 60 Meter hoher Turm aus dem Gebäude ragen, um den nötigen Platz zu schaffen. „Es muss nicht Silvester sein”, flachste NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff im Dezember 2007 zum Thema Eröffnungsfeier 2010, „mir reicht auch ein Neujahrsempfang.”

Und bis dahin sollte zwischenzeitlich das ganze Projekt auch noch in die Höhe wachsen, eine Turmhöhe von rund 90 Metern war im Gespräch – statische Gründe ließen die Planungen wieder um 30 Höhenmeter schrumpfen.

Am alten Speicher jedenfalls ist von ehrgeizigen Plänen und Zeitvorgaben derzeit absolut nichts zu sehen. „Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen”, sagte gestern BLB-Sprecher Dietmar Zeleny: „Es ist eben kein Allerweltsprojekt.” Auch habe sich der Archiv-Einsturz in Köln verzögernd ausgewirkt.