Duisburg. .
Die Fraktionen im Duisburger Rat haben sich gegen einen formalen Steuerverzicht für Karstadt ausgesprochen. Allein Oberbürgermeister Adolf Sauerland stimmte für eine Karstadt-Hilfe. Daraufhin protestierten am Mittwoch 500 Mitarbeiter des Konzerns in der Duisburger Innenstadt.
So einsam war Oberbürgermeister Adolf Sauerland in seinem politischen Leben wohl noch nie: Einsam stimmte er am Montag für einen Gewerbesteuerverzicht zugunsten von Karstadt. Alle anderen Ratspolitiker, unabhängig von der politischen Couleur, verweigerten ihre Zustimmung – was nach Einschätzung der Karstadt-Mitarbeiter und der Geschäftsführung die Rettung des angeschlagenen Kaufhaus-Konzerns im schlimmsten Fall verhindern könnte.
Rund 500 Karstadt-Beschäftigte aus dem „Forum“ an der Königstraße und der Essener Konzernzentrale versammelten sich Mittwochmorgen auf der Königstraße und zogen mit einem ohrenbetäubenden Trillerpfeifenkonzert zum Rathaus. Über Nacht waren Plakate angefertigt worden: „Wir sind ein Stück Duisburg“ stand darauf oder „Wir sind das Herz der Innenstadt“, „Duisburg schafft neue Arbeitslose“, „Frau Merkel, Griechenland ist hier“.
Stadt richte einen „Flächenbrand in ganz Deutschland“ an
140 eigenen Mitarbeiter beschäftigt Karstadt in Duisburg, insgesamt sind’s sogar über 200, die ein „Aus“ ihres Hauses für Ende Mai befürchten, wenn nicht alle Standorte auf die Gewerbesteuer verzichten. Mitten unter den Demonstranten Geschäftsführer Klaus-Peter Kundörfer, der noch einmal die Folgen der Entscheidung für die Stadt erläutert: Wenn Karstadt dicht macht, gibt’s keinen Cent für die Stadt. Keine ausstehende Gewerbesteuer und keine künftige. Dafür eine Menge neue Arbeitslose.
„Diese schicksalhafte Entscheidung muss zurückgenommen werden“, forderte Betriebsratsvorsitzende Rita Rodenbücher vorm Rathaus. Und sie äußert einen Verdacht gegenüber der Politik: „Wir haben bei Karstadt 80 Prozent Frauen, damit geht man vielleicht anders um als mit einem namhaften Automobil-Hersteller.“
„Irrational und nicht in Ordnung“ ist der Duisburger Ratsbeschluss für Henning Lotter, Betriebsratsvorsitzender in der Karstadt-Hauptverwaltung. Die Stadt richte einen „Flächenbrand in ganz Deutschland“ an. Seine Forderungen: Ältestenrat einberufen, den Beschluss erneut zur Abstimmung stellen, und das alles so schnell wie möglich. Und er verweist auf jahrelangen Lohnverzicht der „Karstädter“.