Berlin. .

Nach der Loveparade-Tragödie sieht Bundespräsident Wulff alle in der Verantwortung für die Duisburger. Zugleich warnt er im Interview mit der WAZ-Mediengruppe davor, mit dem Finger auf das Ruhrgebiet zu zeigen.

Nach der Ersthilfe für die Opfer der „Loveparade“ muss nach Ansicht von Bundespräsident Christian Wulff eine langfristige Unterstützung organisiert werden. Im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe nannte er als Beispiele einen Hilfsfonds und die Einsetzung eines Ombudsmannes.

„Wir alle haben jetzt eine Verantwortung für die Duisburger“, sagte Wulff. Der Bundespräsident warnte davor, mit dem Finger auf das Ruhrgebiet zu zeigen: „Eine Katastrophe hat doch nichts mit der Frage zu tun, wo etwas stattfindet, sondern wie.“ Bereits Mitte September will Wulff wieder Duisburg besuchen. „Wir werden uns noch einmal denjenigen zuwenden, für die gemeinsame Trauer und Zuspruch tröstend sind“, sagte der Bundespräsident. Zugleich würdigte Wulff die Rede von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bei der Trauerzeremonie am Samstag: „Auch eine Politikerin muss in einer solchen Situation ihre Emotionen nicht verstecken.“

„Nicht einer allein verantwortlich“

Der Bundespräsident erinnerte daran, dass im Vorfeld der Loveparade im Internet vor einer Katastrophe gewarnt worden sei. „Auch solche Frühwarnsysteme müssen in Zukunft bei den Verantwortlichen die Alarmglocken läuten lassen“, forderte er. Wer beim Loveparade-Unglück in Duisburg Fehler gemacht habe, „sollte dafür auch die Verantwortung übernehmen“. Er könne verstehen, dass die Menschen nach Schuldigen suchen. Als Staatsoberhaupt sei er aber „kein oberster Richter“. Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland (CDU) habe für sich beschlossen, das Ergebnis der Ermittlungen abzuwarten, erinnerte Wulff. Er fügte hinzu: „Wir alle wissen, dass auf jeden Fall nicht einer allein verantwortlich ist“.

Wulff erinnerte Sauerland dennoch an seine politische Verantwortung: „Zwar hat jeder als unschuldig zu gelten, dessen Schuld nicht erwiesen ist. Doch unabhängig von konkreter persönlicher Schuld gibt es auch eine politische Verantwortung. Das alles wird der Oberbürgermeister genau abwägen müssen“, sagte Wulff der „Bild am Sonntag“.

Loveparade-Veranstalter meidet Kontakt zu Opfer-Familien

Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller hat eine Woche nach der Katastrophe von Duisburg noch keinen Kontakt zu den Opferfamilien aufgenommen. „Ich glaube, das wäre eine falsche Geste. In der jetzigen Phase der Trauer möchte ich nicht stören“, sagte Schaller der „Bild am Sonntag“. „Ich will keine Dinge machen, die von den Angehörigen als provozierend empfunden werden könnten.“ Zu einem späteren Zeitpunkt möchte sich Schaller nach eigenen Worten aber mit den Angehörigen der Opfer treffen.

Eine Woche nach der Massenpanik auf der Loveparade mit 21 Toten in Duisburg hatte am Samstag eine Trauerfeier für die Opfer stattgefunden, an der Schaller nicht teilnahm. Im Zuge der Ursachenforschung nach dem Unglück war auch der Veranstalter in die Kritik geraten.

Der Unternehmer sagte nun der „BamS“, er wolle sich vor Gesprächen mit den Hinterbliebenen zunächst auf die Aufklärung der Katastrophe konzentrieren: „Das ist jetzt meine wichtigste Aufgabe. „ Schaller kündigte an, sich der eigenen Verantwortung zu stellen: „Für mich ist erst einmal wichtig, aufzuklären, wer welche Verantwortung trägt. Und welche Verantwortung wir dabei haben. Und diese Verantwortung werden wir dann tragen. Auch ich persönlich.“ (we/ddp/afp)