Duisburg. .
Duisburg war grundsätzlich ungeeignet für die Durchführung einer Loveparade. Zu diesem glasklaren Urteil kam bereits im Herbst 2008 eine interne Arbeitsgruppe der Stadt Duisburg. OB Sauerland soll den Bericht unter Verschluss genommen haben.
Der öffentliche Raum in der Stadt Duisburg war grundsätzlich ungeeignet für die Durchführung einer Loveparade. Zu diesem glasklaren Urteil kam bereits im Herbst 2008 eine interne Arbeitsgruppe der Stadt Duisburg, zusammengesetzt aus Vertretern des städtischen Ordnungsamtes, der Feuerwehr und der Polizei. Sie sollte im Auftrag von Oberbürgermeister Adolf Sauerland die Machbarkeit der Loveparade 2010 prüfen. Doch dieser Bericht ist nach Übergabe an den Verwaltungschef sofort fest unter Verschluss genommen worden.
Wie die NRZ aus gut unterrichten Kreisen der Stadtverwaltung erfahren hat, wurde im Herbst 2008, nachdem gerade die Loveparade in Dortmund über die Bühne gegangen war, in Duisburg mit der Suche nach einem geeigneten Aktionsort begonnen. Vom Güterbahnhof sei zu dieser Zeit noch gar nicht die Rede gewesen. Die Arbeitsgruppe aus Fachleuten habe nach Orten gesucht, die alle fußläufig vom Hauptbahnhof erreichbar sein mussten. So habe man eine Reihe von Straßen und Plätzen auf Machbarkeit überprüft - unter anderem den Kalkweg in Neudorf plus das Parkplatzgelände vor dem MSV-Stadion.
Keine Strecke war geeignet
Ergebnis: Keine einzige Strecke war geeignet, um die erwartete Masse an Menschen aufzunehmen. „Dieses Experten-Ergebnis ist sofort von OB Sauerland und seinem Sicherheits-Dezernenten unter Verschluss genommen worden“, berichtet ein sachkundiger Angehöriger der Stadt Duisburg der NRZ, der anonym bleiben will. Denn: „Widerspruch wird in der Stadtverwaltung nicht geduldet. Be-sonders Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe hat jeden Kritiker regelrecht bedroht und eingeschüchtert, wenn dieser zu selbstbewusst seine Bedenken gegen die Loveparade geäußert hatte.“ Immer wieder, so der Zeuge, sei im Jahr 2008 in internen Besprechungen der Stadt gewarnt worden, dass der öffentliche Raum eine solche Menge an Menschen nicht aufnehmen könne.
Als dann die Nachbarstadt Bochum ihre Bereitschaft, die Loveparade durchzuführen, zurückgezogen habe, so der Informant, sei der „äußere Druck auf Duisburg gewachsen“. Jetzt dürfe die Loveparade im Kulturhauptstadtjahr nicht auch noch abgesagt werden, war das Argument. Und plötzlich wurde der Güterbahnhof als Veranstaltungsort aus dem Hut gezogen. „Das Gelände ist groß, aber auch hier passen nicht eine Million Menschen drauf. Und auch hier wurde nie mehr die Frage beantwortet: Wie kommen eine Million Menschen vom Bahnhof über den öffentlichen Raum zu diesem Gelände. Und was machen sie im öffentlichen Raum, wenn es mal zu Staus oder Sperrungen kommt?“ In dem von Menschen verstopften Tunnel der Karl-Lehr-Straße und auf dem Rampe zum Güterbahnhof-Gelände brach dann am vergangen Samstagabend die Massenpanik aus.
Nur den Zahlen verpflichtet
Der Sicherheitsdezernent habe sich in der Vorbereitung dieses Großereignisses nur den Zahlen, nicht aber der Sicherheit der Besucher verpflichtet gefühlt. „Es sollten so viele Menschen wie möglich nach Duisburg kommen und staunen, was dies für eine schöne Stadt ist. Den Sicherheitsaspekt, für den er ja im Amt ist, hatte er völlig ausgeblendet.“