Duisburg. Sechs von 18 Filmen des Dokumentarfiml-Festivals "doxs" beschäftigen sich mit dem diesjährigen Gastland Schweden. Die Organisatoren versprechen: Bei dem auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Festival wird kein "Harmonieländle mit blond bezopften Kindern" gezeigt.

Wenn „doxs”, das Dokumentarfilmfestival für Kinder und Jugendliche, in seiner achten Ausgabe nach Schweden blickt, dann wird „kein Harmonieländle mit blond bezopften Kindern” gezeigt, so Werner Ruzicka, Leiter der Filmwoche. Sondern dann kommen zum Beispiel Kinder zu Wort, die in einem Frauenhaus in Stockholm die Erfahrungen mit Gewalt in ihren Familien verarbeiten. Annika Ernst zeigt in „Said I had a Bad Dream” (für Zuschauer ab 14) allerdings nicht die Kinder selbst, sondern legt ihre Worte gezeichneten Figuren in den Mund.

Auch „65 Hässelby – Suburban Songs” (ab 16) zeigt kein Bilderbuch-Schweden, sondern eine Vorstadt am Rande Stockholms, in der viele Migranten leben und die Jugendlichen Rap-Aktivisten oder Graffiti-Writer sind.

Lange Tradition

„Die Schweden haben eine lange Tradition bei Arbeiten für Kinder und zeichnen ein sehr differenziertes Kinderbild”, so „doxs”-Projektleiterin Gudrun Sommer. Das muss nicht spektakulär sein. Auch eine „ganz normale” Situation wie ein Umzug kann spannend geschildert werden: So wird Bella beobachtet, die sich in der fremden Stadt auf aufd er neuen Schulen zurecht finden muss. Sechs von insgesamt 18 Filmen des Programms, das vom 3. bis 8. November während der Filmwoche im Filmforum am Dellplatz läuft, geben Einblicke in die schwedische Gesellschaft.

Zu den deutschen Beiträgen gehören „Hannas Wette”, in dem Manuell Fenn die elfjährige Hanna bei der Vorbereitung auf „Wetten dass...?” begleitet hat, oder „Das Kind in mir”, in dem Stefanie Brockhaus die Gedanken Tinas, die als Minderjährige schwanger geworden ist, schildert.

Zwölf Explosionen

Erstmals im Programm die kleine Reihe „paradoxs”, in der experimentelle Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche gezeigt werden. Darunter „12 Explosionen”, ein Film, das das nächtliche Wien im Licht bunter Explosionen zeigt. Und die ersten vier Produktionen, die im Rahmen des „dok you”-Wettbewerbs (mit dem land NRW, dem WDR und der Filmstifung) entstanden sind, haben Premiere.

Für die enge Anbindung des Festivals zu den Schulen sprechen nicht nur Fortbildungen für Lehrer, sondern auch, dass in diesem Jahr zum ersten Mal ein Lehrer im Programmbeirat war: Christian Fremder vom Elly-Heuss-Gymnasium.

„Hinter Gewalt und Attentaten in Schulen stehen immer auch die Beschäftigung mit Gewaltbildern”, so Ruzicka: „Gute Dokumentarfilme können Kindern zeigen, wie man mit solchen Bildern umgeht, sie können das Genre und die Filmkunst nahe bringen.” Das Festival des Kinderdokumentarfilms sei „gut etabliert” in Duisburg, das weithin als „Wagenburg des Dokumentarfilms” wahrgenommen werde.