Duisburg. Im Duisburger Stadion ist eine Weltkriegsbombe entschärft worden. Wo der Blindgänger unter dem MSV-Spielfeld lag – und warum er unentdeckt blieb.
- Englische 5-Zentner-Bombe bei Bauarbeiten in Schauinsland-Reisen-Arena entdeckt
- MSV-Spielstätte: Duisburger Stadionmanagement GmbH lässt Rasenunterbau sanieren
- Weltkriegsbombe lag etwa anderthalb Meter unter dem Rasen
- Stadt: Verdachtspunkt wurde beim Umbau 2003/2004 nicht überprüft
- Problemlose Evakuierung und Entschärfung
Kurioser Bombenfund in Duisburg: Im Stadion des MSV Duisburg lag jahrzehntelang eine Weltkriegsbombe unter dem Spielfeld! Das hat sich bei Bauarbeiten in der Schauinsland-Reisen-Arena herausgestellt: Unterhalb der Rasenfläche ist am Dienstagmorgen eine englische Fünf-Zentner-Bombe mit einem Aufschlagzünder entdeckt worden. Um 13.26 Uhr war der Blindgänger entschärft.
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In der spielfreien Zeit lässt die Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM) die defekte Drainage-Anlage im Stadion des Drittliga-Absteigers erneuern, die seit Jahren Probleme bereitet. Bei Sondierungsarbeiten war der Blindgänger nach Angaben von Stadtsprecher Malte Werning gegen 9 Uhr entdeckt worden.
Bombe unter dem Spielfeld des MSV Duisburg: Keine Überprüfung 2003/2004
18 Uhr: Eine Antwort auf die Frage, warum der Blindgänger über Jahrzehnte und auch während des großen Umbau 2003/2004 nicht entdeckt worden war, liefert am Dienstagabend auf Nachfrage Stadtsprecherin Gabi Priem:
„Die Kampfmittelüberprüfungen werden in dieser Form mit Luftbildauswertung erst seit dem Runderlass des Innenministeriums für Bauen und Verkehr NRW vom 8.5.2006 (zur Einführung der Kampfmittelverordnung Ende 2003) durchgeführt. Bei der Umbaumaßnahme 2003/2004 ist daher dieser konkrete Blindgängerverdachtspunkt nicht überprüft worden.“ Der Verdachtspunkt war wohl auch nicht bekannt.
Grundsätzlich könne ein Antrag auf Kampfmittelüberprüfung nur im Zusammenhang mit Bauaktivitäten gestellt werden – und „auch nur dann, wenn ein erheblicher Bodeneingriff (tiefer als 80 Zentimer) erfolgt“, erläutert Priem. Heute gelte: „Sollte der Bauherr einen erheblichen Bodeneingriff planen, ist er verpflichtet, einen Antrag bei der Ordnungsbehörde auf Luftbildauswertung zu stellen. Abhängig vom Ergebnis der Auswertung entscheidet die Ordnungsbehörde in Absprache bzw. nach Empfehlung der Bezirksregierung Düsseldorf, welche Kampfmitteluntersuchungen durchgeführt werden müssen.“
14 Uhr: Aber wie kann das sein, dass in einem ehemaligen Bundesliga-Stadion eine Weltkriegsbombe etwa anderthalb Meter unter der Rasenfläche mitten auf dem Spielfeld gefunden wird? Das von 1962 bis 1964 für den MSV Duisburg modernisierte Wedaustadion wurde von 2003 bis 2004 während des laufenden Spielbetriebs zu einem reinen Fußballstadion umgebaut.
Eine Antwort kann Sprengmeister Frank Stommel ad hoc auch nicht geben. Was er aber weiß: Die Auswertung von alten Luftbildern der Alliierten vor Bauvorhaben sei damals noch nicht Pflicht gewesen. Hinzu komme: „Wir bekommen für die Auswertung noch immer laufend neue Luftbilder von den Engländern. Da tauchen dauernd neue Verdachtspunkte auf. Es kann also auch sein, dass dieser Verdachtspunkt auf älteren Aufnahmen noch gar nicht zu sehen war.“
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Eine andere Frage, die sich viele MSV-Fans und -Fußballer wohl stellen: Wie gefährlich war das, etwa 130 Zentimeter über einer Weltkriegsbombe aus den 40ern zu kicken? Sprengmeister Frank Stommel antwortet darauf: „Fliegerbomben sind halt gefährlich, auch wenn sie unter dem Rasen liegen. Darum entschärfen wir sie ja.“
Das sagt die Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM)
Christopher Mainka, Geschäftsführer der Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM), musste sein Büro in der Arena wegen der Bombenentschärfung ebenfalls verlassen und in der Duisburger Gebag-Zentrale weiterarbeiten. Die DSM ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Gebag.
Vor einigen Wochen, so Mainka, habe es im Vorfeld der geplanten Sanierung des Rasenunterbaus samt Drainage und Rasenheizung im Stadion eine routinemäßige Prüfung auf Kampfmittel im Boden gegeben. Bei einer Luftbildauswertung sei ein Verdachtsmoment im Bereich zwischen Mittellinie und Sechszehnmeterraum in Richtung Südtribüne festgestellt worden, der durch anschließende Sondierungsbohrungen bestätigt wurde, so Mainka.
„Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber nicht, ob es sich nicht vielleicht doch nur um Rohre oder eine alte Badewanne handelte“, erklärt der DSM-Geschäftsführer. Erst mit der Freilegung des Bereichs am Dienstag habe sich der Bombenverdacht bestätigt.
Zur Frage, warum die Fünf-Zentner-Bombe so lange und vor allem auch im Zuge des Baus der MSV-Arena vor rund 20 Jahren nicht entdeckt worden war, konnte Mainka nichts sagen. Bauherr war damals der Unternehmer und frühere MSV-Präsident Walter Hellmich.
Sanierung soll bis Anfang Juli fertig sein
Die am 13. Mai begonnene Sanierung des Rasenunterbaus, die laut Mainka einen mittleren sechsstelligen Betrag kostet, soll am Mittwoch fortgesetzt werden und ein paar Tage vor dem ersten Spiel der Footballer von Rhein Fire gegen die Cologne Centurions am 7. Juli abgeschlossen sein.
Die Maßnahme in der spielfreien Zeit ist nach Angaben des DSM-Geschäftsführer dringend notwendig, weil die Drainage nicht mehr richtig funktionierte. Die Pfützenbildung auf dem Rasen war so extrem, dass es mehrere Spielabsagen gegeben hatte.
So lief die Bombenentschärfung in der Arena
13.26 Uhr: Entwarnung: Der Blindgänger in der Duisburger Arena ist entschärft. Feuerwerker Frank Stommel (64) hat der englischen Fünf-Zentner-Bombe den Aufschlagzünder gezogen: „Das hat super geklappt, der Zünder war wie neu.“
13.15 Uhr: Die Bombenentschärfung läuft seit 13.03 Uhr.
13.03 Uhr: Laut Stadtsprecher Werning startet die Entschärfung jetzt. Auch wenn kein Wohngebiet und keine Autobahn gesperrt werden muss, ist die Evakuierung ein Großeinsatz. Werning: „Insgesamt sind 59 Einsatzkräfte vom Bürger- und Ordnungsamt, sieben der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr sowie zehn Einsatzkräfte der Polizei im Dienst.“ Und Frank Stommel und sein Team vom Kampfmittelbeseitigungsdienst nicht zu vergessen.
12.55 Uhr: Entschärfen wird die Bombe Feuerwerker Frank Stommel (64) vom Kampfmittelbeseitigungsdienst. Der erfahrene Sprengmeister ist seit Jahrzehnten im Dienst, aber eine Bombenentschärfung in einem Stadion hat er auch noch nicht erlebt. Der Blindgänger liege „etwa anderthalb Meter unter der Grasnarbe in Höhe der Mittellinie, circa vier Meter vom Mittelkreis entfernt.“
12.45 Uhr: Stadtsprecher Malte Werning sagt: „Die Evakuierung läuft planmäßig. Die Sperren sind jetzt aktiviert. Wir hoffen, dass die Entschärfung wie geplant um 13 Uhr beginnen kann.“ Die Kruppstraße ist gesperrt, der Kalkweg zwischen Kruppstraße und Wacholderstraße auch.
12.30 Uhr: Nun informieren die Behörden auch über die Warn-App Nina über den „Kampfmittelfund“ im „Ortsteil Duisburg-Neudorf-Süd“. In der Mitteilung heißt es: „Die Entschärfung der Bombe findet noch heute voraussichtlich um 13 Uhr statt. Während der Entschärfung können Gefahren nicht ausgeschlossen werden. [...] Es kann in Duisburg-Wanheimerort/Neudorf-Süd/Wedau zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen. Wie lange die Maßnahmen andauern werden, kann zurzeit nicht angegeben werden.“
11.40 Uhr: Wie die Stadt Duisburg mitteilt, ist die Bombenentschärfung „für ungefähr 13 Uhr vorgesehen“. Die Sperren rund um den Fundort sollen ab 12.30 Uhr greifen. Das Bürger- und Ordnungsamt sowie die Polizei sperren den Bereich ab.
Im Sportpark wird es rund um die Arena wegen der Straßensperrungen zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen. Betroffen sind unter anderem der Kalkweg sowie die Kruppstraße im Bereich des Stadions. Die Stadt bittet „ortskundige Autofahrer, den Bereich großräumig zu umfahren“. Die Autobahn A59 und die Bahnstrecke Duisburg–Düsseldorf müssen nicht gesperrt werden.
Jugendherberge muss geräumt werden
Die Stadt teilt weiter mit: „In der Evakuierungszone (Umkreis von 300 Meter um den Fundort) sind insgesamt acht Personen betroffen, auch die Jugendherberge muss geräumt werden. Das Bürger- und Ordnungsamt informiert vor Ort auch über Lautsprecherdurchsagen.
Die Stadt hat im Bundesleistungszentrum des Deutschen Kanuverbands an der Kruppstraße 30a in Neudorf-Süd (Regattabahn) einen Aufenthaltsraum für Bürgerinnen und Bürger und Jugendherbergsgäste eingerichtet. Der Raum ist ab 12 Uhr geöffnet.
Informationen soll es laut Stadt auch über Call Duisburg unter 0203 283-2000 und über das Gefahrentelefon der Feuerwehr unter 0800 112 13 13 geben. Auch über die Warnapp NINA wollen die Behörden informieren..
Im betroffenen Bereich werden die Sirenen nach der Entschärfung Entwarnung geben. Informationen gibt es auch über Call Duisburg unter 0203 283-2000 und das Gefahrentelefon der Feuerwehr unter 0800 112 13 13.