Duisburg. „Frontal Duisburg“ ist nach dem MSV-Platzsturm in den Fokus gerückt. Der Redaktion liegt exklusiv ein Brief der Gruppierung vor. Was drin steht.

Bei dem Platzsturm bei der Partie MSV Duisburg gegen Erzgebirge Aue soll die Gruppierung „Frontal Duisburg“ die treibende Kraft gewesen sein. Jetzt meldet sich die Gruppe selber erstmals zu Wort und widerspricht.

Seit dem Skandalspiel fällt immer öfter der Name „Frontal“, auch in Berichten unserer Redaktion. Denn nach Recherchen sollen mehrere Mitglieder zu den identifizierten Randalierern gehören. Bilder und Videos aus dem Stadion zeigen unter den Krawallmachern mehrere Männer, die T-Shirts mit dem Schriftzug der Fangruppe tragen.

Eine Kontaktaufnahme zu ihnen war zunächst nicht möglich. Eine Homepage existiert ebenso wenig wie Auftritte auf Instagram, Facebook oder weiteren sozialen Netzwerken. Die Anonymität ist gewollt.

Platzsturm beim MSV Duisburg: Fangruppe äußert sich zu Vorwürfen

Über eine Woche nach den Ausschreitungen erreicht uns dann ein Briefumschlag mit dem schwarz-weißen Emblem von „Frontal Duisburg“. Einen Absender trägt der Brief nicht. Er ist handschriftlich verfasst, zwei DIN A4 Seiten lang und hat den Betreff „Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Frontal Duisburg“.

 Mit einem Brief an die Redaktion hat sich „Frontal Duisburg“ nun zu Wort gemeldet.
 Mit einem Brief an die Redaktion hat sich „Frontal Duisburg“ nun zu Wort gemeldet. © WAZ | mas

Darin schreibt der Verfasser: „Es wäre gelogen, wenn wir behaupten, dass der eine oder andere von uns am Sonntag nicht Rot gesehen hätte, als wir durch das Tor auf den Platz geschoben wurden...“ Eine „Handvoll“ hätte dann den Platz betreten.

Das Zauntor, durch das etwa 50 Personen verbotenerweise den Innenraum betraten, sei zu diesem Zeitpunkt bereits offen gewesen. Dazu muss man wissen: Das Sicherheitstor muss manuell geöffnet werden. Durch wen das in der 83. Minute des letzten Heimspiels des Drittliga-Absteigers geschah, ist weiter unklar. „Verstehen Sie uns bitte nicht falsch, wir sind gewiss keine Opfer, aber auch keine treibende Kraft.“

„Frontal Duisburg“: Haben keine Polizisten verletzt

In dem Schreiben behauptet „Frontal Duisburg“ zudem, dass keiner der Polizisten durch Mitglieder der Gruppe verletzt worden sei. Bei den Ausschreitungen wurden nach Angaben der Polizei sieben Einsatzkräfte verletzt, drei von ihnen sind vorerst nicht dienstfähig. Auf Videos ist zu sehen, wie teilweise vermummte Fans auf die Beamten einschlagen und eintreten. Anders als in dem Schreiben dargestellt, soll auch der Angriff eines „Frontal“-Mitglieds mit einer Handykamera festgehalten worden sein und den Ermittlern vorliegen.

Sieben Polizisten wurden bei den Ausschreitungen verletzt.
Sieben Polizisten wurden bei den Ausschreitungen verletzt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Ermittlungen laufen. Insgesamt sechs Anzeigen sind bei der Polizei registriert, unter anderem wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Angriff auf Polizeibeamte, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Landfriedensbruch.

Oft wurde zuletzt gefragt: Wer steckt hinter „Frontal Duisburg“? Insider hatten erklärt: Der Kern von 25 Personen sei zwischen 40 und 50 Jahre alt. Viele von ihnen hätten früher mit den berüchtigten Hooligans von „Forever Duisburg“ Kontakt gehabt, seien anschließend bei der „Division Duisburg“ und „Blue Attack“ aktiv gewesen, bevor sie sich zu „Frontal Duisburg“ zusammengeschlossen hätten. Um einen offiziellen Fanclub handelt es sich dabei übrigens nicht.

Zur Entstehungsgeschichte äußert sich die Gruppierung selber nun so: „Wir haben uns irgendwann kennengelernt, sind Freunde geworden und gehen gerne gemeinsam ins Stadion.“ Einen „hauptverantwortlichen Anführer“ gebe es nicht. Sie geben zu: In der Gruppe befänden sich „Ex-Hooligans“, die nun aber eine „zweite Chancen“ verdienen würden. Den Vorwurf, sie seien rechtsorientiert, streitet die Gruppe in dem Brief ab

Dagegen stellt der Verfasser die Frage: „Warum stehen wir also im Fokus? Weil wir die Neuen sind und unser T-Shirt-Druck auch ohne Lesebrille zu erkennen ist? Weil wir bekannte Gesichter unter uns haben?“

Eine Unterschrift fehlt unter dem Schreiben. Die Authentizität wird von Szenekennern als extrem hoch eingeschätzt.