Marxloh. Christian Pekel verstärkt das Team der Bezirksbeamten in Marxloh. Den Duisburger Norden kennt er sehr gut. Darauf kommt es in seinem Job an.

Hauptkommissar Christian Pekel kennt den Duisburger Norden aus dem Effeff: Schon lange, bevor er seinen Job als Bezirksbeamter auf der Wache in Marxloh angetreten hat, war er hier als Polizist unterwegs. „Bis auf einen kurzen Abstecher in die City arbeite ich seit 20 Jahren im Norden – erst bei einer Einsatzhundertschaft, dann auf dem Streifenwagen.“

Jetzt ist er also der „Dorfsheriff“ und Ansprechpartner für die Bewohner. Bindeglied zwischen Polizei und Bürger, so die offizielle Umschreibung des Jobs.

Bezirkspolizist Christian Pekel hat im Duisburger Norden schon viele Jahre Dienst geschoben

Anfangs hat es gar nicht so ausgesehen, dass Pekel Polizist wird. Nach der Schule hat er erst Schreiner gelernt, dann das Fachabitur gemacht und schließlich ging er zur Bundeswehr. „Irgendwann stand die Frage im Raum: Zeitsoldat werden oder zur Polizei gehen?“ Pekel entscheidet sich für die zweite Option.

Christian Pekel ist jeden Tag in seinem Duisburger Kiez unterwegs. Dabei sucht er immer das Gespräch mit den Anwohnern.
Christian Pekel ist jeden Tag in seinem Duisburger Kiez unterwegs. Dabei sucht er immer das Gespräch mit den Anwohnern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Eine Entscheidung, die er nie bereut hat. Aber im Laufe der Jahre wird der Schichtdienst für den 45-Jährigen immer mehr zur Belastung. Als die Stelle in Marxloh zu besetzen ist, greift er zu. „Als Bezirksdienstbeamter hat man nur Früh- und Spätdienste. Die Nachtdienste halten sich in Grenzen.“

Die drei Marxloher Bezirksbeamten haben sich den Stadtteil aufgeteilt

In der Wache Marxloh am August-Bebel-Platz arbeiten drei Bezirkspolizisten. Sie haben sich den Stadtteil aufgeteilt, Pekels Revier ist das Gebiet zwischen Weseler Straße und Willy-Brandt-Ring. Hier ist er zu Fuß unterwegs und freut sich, wenn er von den Marxloherinnen und Marxlohern angesprochen wird.

Eine Aufgabe der Bezirksbeamten: Schriftstücke von Gerichten an der Haustür übergeben.
Eine Aufgabe der Bezirksbeamten: Schriftstücke von Gerichten an der Haustür übergeben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Marxloh hat bekanntermaßen einen miesen Ruf. Läuft die Angst da mit? „Keiner von uns dreien hat ein Problem damit, allein durch den Stadtteil zu gehen“, erklärt der Polizist entschieden. Auch die deutschen Anwohner hätten abends keine Angst, wenn sie auf Marxlohs Straßen unterwegs sind. „Die haben ganz andere Probleme, regen sich viel mehr über die Müllberge auf“, sagt Pekel. Er betont: „Das negative Bild von Marxloh wird doch von Leuten gezeichnet, die den Stadtteil gar nicht kennen.“

Viele Gespräche starten mit der Frage: „Sprechen Sie Deutsch?“

Christian Pekel kommt aus dem Kreis Wesel. „Ich bin total behütet in Alpen aufgewachsen und wohne immer noch ganz ländlich am Niederrhein“, erzählt er. Über sein Leben abseits des Jobs möchte er nicht viel erzählen. Er trenne ganz bewusst Job und Privatleben.

„Das Großstadtleben kannte ich so nicht. Aber ich mag Marxloh, beobachte die Entwicklungen im Stadtteil schon sehr lange. Hier lebt ein ganz anderer Schlag Mensch. Ruhrpott gepaart mit vielen Nationalitäten.“ Deshalb beginnen viele Gespräche mit dem einfachen Satz: „Sprechen Sie Deutsch?“

Notfalls unterhält man sich mit Händen und Füßen – oder mit Google Translate

Auch Hände und Füße kommen bei Konversationen oft zum Einsatz. „Sehr häufig sind es die Kinder, die in die Bresche springen.“ Im Notfall tut es auch Google Translate oder das Gespräch läuft über einen WhatsApp-Anruf mit jemandem, der die jeweils gefragte Sprache spricht.

Das A und O für eine erfolgreiche Arbeit als „Stadtteilsheriff“ sind gute Kontakte zu den Menschen im Kiez. Daran arbeitet Pekel mit großem Engagement – eine wichtige Stütze sind ihm dabei die Besitzer des Demir Kiosks in der Bertramstraße. Bei seinen Runden schaut er öfter im Büdchen vorbei.

Polizeihauptkommissar Christian Pekel im Gespräch mit Bahriye Sürer. Der Polizist schaut bei seinen Runden durchs Viertel oft in ihrem Kiosk vorbei.
Polizeihauptkommissar Christian Pekel im Gespräch mit Bahriye Sürer. Der Polizist schaut bei seinen Runden durchs Viertel oft in ihrem Kiosk vorbei. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bahriye Sürer grüßt den Beamten wie einen guten Bekannten. Sie freut sich sichtlich, ihn zu sehen. Sürer ist vor 20 Jahren der Liebe wegen von Dortmund nach Marxloh gezogen. Sie fühlt sich wohl hier: „Marxloh ist nicht, wie alle sagen. Wir sind wie eine große Familie.“ Man kennt sich im Viertel – und das kommt Pekel zugute.

Ein Kiosk hat beim Einstieg in den neuen Job geholfen

„Ich sage den Leuten, sie sollen ihn anrufen, wenn ich denke, dass er helfen kann“, sagt die lebhafte Frau. „Und ich frage sie, wenn ich was brauche“, lacht der Polizist. Berührungsängste gibt es nicht. Im Gegenteil: Das Vertrauen hat in den letzten Monaten ein festes Fundament bekommen. Niemals würde es darum gehen, „jemanden zu zinken“, so der Polizist. Die Strategie geht auf: „Es war ein guter Einstieg für mich. Irgendwann melden sich die Leute bei mir.“

Auffällig ist, wie nett viele Passanten Pekel auf der Straße grüßen, obwohl sie ihm bisher noch nicht persönlich begegnet sind. Der 45-Jährige kennt allerdings auch die Kehrseite, manchmal bekommt er Sprüche zu hören wie „haste nichts Besseres zu tun, als hier rumzulaufen?“ und noch deutlich unfreundlichere ungebetene Ansprachen.

Aber die meisten Leute würden sich über die Präsenz der Polizei freuen und ihm offen begegnen, betont Pekel. Das gelte auch für die Kinder, so wie beim traditionellen Grillo-Fest. „Es ist schön zu erleben, wie die Kinder auf uns zugehen und uns mit Fragen löchern.“ Aber auch das ist seine Realität: „Manchmal fühlt man sich wie ein Sozialarbeiter. Darauf muss man sich einlassen können.“

Pekel versucht zu helfen, wo es möglich ist. Er vermittelt zum Beispiel Ratenzahlungen bei der Staatsanwaltschaft, wenn er Haftbefehle für die Behörde wegen nicht bezahlter Bußgeldbescheide vollstrecken soll. Was aber nicht heißt, dass der Betroffene den Einsatz honoriert und beim vereinbarten Treffen erscheint, um das Geld auszuhändigen. „Das ist natürlich eine Enttäuschung, trifft mich aber nicht ins Mark. Jeder hat seine Chance verdient“, kommentiert der Beamte solche Erfahrungen.

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>> Bezirksbeamte sind nah an den Bürgern und haben viele Aufgaben

  • Bezirksbeamte sind nicht nur Ansprechpartner für die Anwohner. Sie helfen auch Gerichten bei der Zustellung von Ladungen, ermitteln Fahrer bei Bußgeldverfahren oder vollstrecken Haftbefehle.
  • Sie gehen in Kindergärten und Schulen, unterstützen dort Aktionen zur Verkehrserziehung oder Sicherheit, laufen beim Martinszug mit.
  • Die Beamten begleiten Stadtteil- und Sportveranstaltungen, sind aber auch dabei, wenn die Taskforce der Stadt einen Einsatz in ihrem Bereich hat.

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