Duisburg. An jeder Grundschule in Duisburg sind rein rechnerisch mehr als zwei Lehrerstellen unbesetzt. Versuche, die Lage zu verbessern, laufen ins Leere.

Die Lücken in den Kollegien der Duisburger Schulen werden immer größer. Die jüngste Besetzungsrunde endete besonders für die 75 Grundschulen und die elf Förderschulen einmal mehr mit einem ernüchternden Ergebnis, berichtet der Stadtverband der Gewerkschaft GEW. „Alle Versuche der Schulaufsicht, die Not zu lindern, wirken nicht“, sagt dessen Vorsitzender Rüdiger Wüllner.

Gewerkschaft: Nur fünf von 176 freien Grundschul-Stellen besetzt

Von insgesamt 176 Stellen an den Grundschulen (davon 126 von den Schulen ausgeschrieben, zehn des Schulamtes und 20 sogenannte Dauerausschreibungen) konnten zum Stichtag 1. Mai lediglich fünf besetzt werden, rechnet Wüllner vor. „Besonders dramatisch ist die Lage an den Brennpunkt-Schulen in Hochfeld und Marxloh, in Hochemmerich und Bruckhausen“, berichtet der Vorsitzende des Stadtverbandes.

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An einzelnen Schulen seien fünf oder sechs Stellen unbesetzt – eine dramatische Unterversorgung für die kleinen, zwei- bis dreizügigen Systeme. Ihnen bleibe nichts anderes übrig, als die Lücken mit „nicht grundständig ausgebildeten Kräften“ zu schließen. Im Klartext: Statt Lehrer unterrichten Studierende oder Personal mit Erfahrung aus der Ganztagsbetreuung. In der Folge geraten die Kinder an diesen Schulen, die eigentlich besonders qualifizierter Unterstützung bedürfen, weiter ins Hintertreffen.

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Förderschule in Beeck läuft mit 55 Prozent ihres etatmäßigen Kollegiums

Nicht minder erschreckend bleibt die Lage der Förderschulen. Auf gerade drei der 53 offenen Stellen fand sich zum 1. Mai eine Bewerbung. Die Besetzungsquote liegt nach Berechnungen der GEW bei 70 Prozent, besonders prekär bleibe die Lage am Rönsbergshof, die Beecker Förderschule ist seit Jahren das Sorgenkind. „Aktuell sind lediglich 55 Prozent der Stellen besetzt“, berichtet Rüdiger Wüllner.

Melanie Maurer ist Vorsitzende der Elternschaft der Duisburger Schulen (EDuS) und Rüdiger Wüllner Vorsitzender des GEW-Stadtverbandes. Sie warnen vor den Folgen des eklatanten Lehrermangels.
Melanie Maurer ist Vorsitzende der Elternschaft der Duisburger Schulen (EDuS) und Rüdiger Wüllner Vorsitzender des GEW-Stadtverbandes. Sie warnen vor den Folgen des eklatanten Lehrermangels. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Lücken in den Kollegien führten unweigerlich zu Unterrichtsausfall. „Auch an weiterführenden Schulen in Duisburg gibt es deshalb mehrfach im Schuljahr neue Stundenpläne, weil Lehrer langfristig ausfallen“, sagt Melanie Maurer. Ein Teufelskreis, so die Vorsitzende der Stadtelternschaft EDuS: „Die Unterbesetzung führt zu erheblichen Überbelastungen der verbleibenden Lehrkräfte, die dann auch erkranken.“

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Grundschulen: Mehrfach neue Stundenpläne und wechselnde Klassenlehrer

Vor allem Eltern, deren Kindern keinen Platz in der Ganztagsbetreuung haben, stelle es jedes Mal aufs Neue vor erhebliche Probleme, wenn der Unterricht wegen Dauerausfällen nicht wie geplant bereits um acht Uhr beginnt. Wechselnde Klassenlehrer in den Grundschulen seien eine weitere Folge. Maurer: „Die Bindung zwischen Klasse und Lehrkraft kann nicht entstehen.“

Hinter die Zahlen zum „ersatzlosen“ Unterrichtsausfall, die NRW-Schulministerin Dorothee Feller vor drei Wochen auf landesweit 4,7 Prozent bezifferte, macht Gewerkschafter Wüllner deshalb für Duisburg ein großes Fragezeichen: „Unterricht, der gar nicht erst eingeplant wird, weil Lehrer fehlen, taucht in dieser Statistik nicht auf.“

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Gewerkschaft: Abordnungen sind nur „Pflasterkleberei“ der Schulaufsicht

Auch das Argument der Bezirksregierung, die prekäre Lage werde doch durch zahlreiche Abordnungen von Lehrern aus besser versorgten Regionen nach Duisburg entschärft, lässt der GEW-Vorsitzende nicht gelten. „Es gibt diese Abordnungen, doch sie erfolgen immer nur auf Zeit. Diese Lehrer bleiben in aller Regel nicht. Deshalb stehen 20 Abordnungen zumeist die gleiche Zahl von Rückkehrern gegenüber.“ Sie seien deshalb lediglich „Pflasterkleberei“, die nicht zu einer dauerhaften Entspannung beitrage.

>> GEW FORDERT: LEHRER NACH DER AUSBILDUNG ZUWEISEN

  • Zu einer Verbesserung der Versorgung der besonders stark unterbesetzten Schulen müsse es eine Zuweisung des Lehrer-Nachwuchses nach dem Abschluss der Ausbildung geben, fordert der GEW-Stadtverband einmal mehr.
  • Ansonsten, so Rüdiger Wüllner, werde es in Duisburg dauerhaft große Lücken in den Kollegien geben. Sie seien durch Abordnungen allein nicht zu schließen.
  • Der Blick auf die Zahlen zeigt die Höhe des Bedarfs auf. Laut GEW beenden pro Jahr rund 700 Absolventen in NRW das Referendariat für das Lehramt an Grundschulen. Allein im Regierungsbezirks Düsseldorf sind 1000 Stellen unbesetzt.