Berlin/Duisburg. Hat eine Familie 2014 einen „Ehrenmord“ geplant? Eine zentrale Rolle spielt dabei ein Duisburger, der im Gerichtsprozess nun neue Details nennt.
Der Satz ist deutlich, aber muss man ihn ernst nehmen? „Pass schön auf Dich auf, die haben mich bezahlt, um Dich zu töten“, hört ein Mann vor neun Jahren aus Berlin plötzlich am Telefon. Angerufen wird er von einem Duisburger, beide waren mit derselben Frau verheiratet. Aber zum angeblich geplanten Mord kommt es nicht.
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Den heute 41-jährigen Duisburger zum Mörder machen wollte angeblich die Familie seiner damaligen Frau Yasmin (wir berichteten). Das jedenfalls glaubt die Staatsanwaltschaft Berlin, die Yasmin D. und ihren Eltern Ahmad und Dalal Anstiftung zum Mord vorwirft. Sie sollen bei einem Familienbesuch in Duisburg zu Silvester 2014 versucht haben, ihn zur Tötung des Ex-Mannes zu bewegen – mit Geld, Beleidigungen und Appellen an die Familienehre.
Hat eine Familie 2014 einen „Ehrenmord“ geplant? Duisburger nennt neue Details
Es habe auch Tipps gegeben, wie es nach Notwehr aussehen könnte. Seit vergangener Woche verhandelt das Landgericht Berlin über die lang zurückliegenden Vorwürfe. Alle Angeklagten schwiegen bisher.
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Der Duisburger aber lehnte das Anliegen ab – und rief stattdessen den Ex-Mann in Berlin an, um ihn zu warnen. Der Ex wiederum sagte am Donnerstag als Zeuge vor Gericht, er glaubte nicht mal an einen Spaß, sondern hielt den Anrufer für einen Lügner. „Wenn Du die Wahrheit sagst, sprich bitte mit meiner Anwältin“, habe er geantwortet – was der Duisburger dann auch tat. Damit wurde er zum wichtigsten Zeugen der Staatsanwaltschaft. Wenig später traf die Polizei beim potenziellen Opfer ein.
Reisepässe einbehalten
Was aber könnte eine Familie bewegen, einen Mörder für den Ex-Mann zu suchen, mit dem man nichts mehr zu tun hat? Hintergrund sind Reisepässe, die Bestatter Ahmad D. von Verstorbenen einbehalten hatte. Damit wurden vor allem Syrer erfolgreich nach Deutschland geschleust. 2014 flog das Geschäft auf, rund 50 Pässe fand man bei ihm. Ahmad D. wurde später zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Verraten hatte ihn auch der damalige Schwiegersohn. Wie es dazu kam? Er sei zur Polizei gegangen, weil er zu einer Beschuldigung der Familie vorgeladen wurde. Dabei habe er erzählt, was er über die Reisepässe der Verstorbenen wusste.
Familienehre spielt große Rolle
Von der angeklagten Familie, bei der die Familienehre immer eine große Rolle gespielt habe, fühle er sich nicht bedroht, sagte er am Donnerstag. Den gemeinsamen Sohn, der heute 13 Jahre alt sei, habe er fast nie gesehen – schon nach der Geburt habe ihn die Polizei im Krankenhaus davon abgehalten, ihn zu sehen. Einmal habe er ihn in einem Schutzraum des Jugendamtes Dortmund gesehen.
Dort seien überall Kameras gewesen, weil die Mutter erzählt hatte, ich sei ein Mörder, sagte der Mann, der angeblich selbst ins Visier der Familie geriet. Der Prozess soll noch bis Anfang Juni gehen.