Duisburg. Woher kommen die Zutaten für das König Pilsener? Und warum schmeckt das Köpi in der Stammkneipe anders? Geheimnisse aus der Beecker Brauerei.
„Oje, das schmeckt nicht. Könnt ihr wieder wegräumen.“ „Was für ein Pils, viel frischer als woanders.“ „Eine wunderschöne Farbe.“ So hört es sich an, wenn acht Leser sich im Keller der Duisburger König-Brauerei um einen großen Tisch gesellen und verschiedene Biere einer kritischen Prüfung unterziehen. Eine überaus lustige Diskussion, nicht nur wegen des Alkoholgehalts im Gerstensaft.
Anlass der Aktion: Die Leser haben den exklusiven Besuch in der Duisburger Brauerei bei unserer Jubiläumsaktion gewonnen. Der Höhepunkt: Kurze Führung durch die Katakomben und dann die Verkostung von fünf grundlegend verschiedenen Bieren – moderiert von einer Bier-Sommelière.
Vorab schenkt Marketing-Mitarbeiterin Nicole Kleinpaß das nötige Fachwissen ein: Die 52-Jährige räumt gleich zu Beginn mit einem Gerücht auf: Das Pils der König Brauerei, die mittlerweile zur Bitburger Braugruppe gehört, wird nur in Beeck gebraucht und nirgends anders. Und zwar ausschließlich in den Kesseln, Bottichen und Tanks aus Edelstahl, an denen sie die Leser vorbeiführt.
Köpi aus Duisburg: Das sind die wichtigsten Zutaten
Der Rundgang erstreckt sich entlang endloser Rohre in grün und rot. Bloß nichts anfassen! Hier ist alles brühend heiß oder eiskalt. Es ist wie eine Reise von den Tropen in die Arktis. Beides liegt in den Katakomben der König-Brauerei mit 200 Mitarbeitern dicht beieinander. Die Leser lernen „Beeckii“ kennen, die vom Braumeister eigens gezüchtete Hefe. Die 4000 Hektoliter Brauwasser stammen vom Haltener Stausee, der den gesamten Duisburger Norden versorgt.
Allerdings wird für das Köpi der Härtegrad reduziert. Der Hopfen, in diesem Fall nur der weibliche Hopfen für einen herben Geschmack, kommt aus der bayerischen Holledau. Und das Malz, also die getrocknete und gekeimte Gerste, liefern verschiedene Mälzereien. Die Qualität hängt von der Ernte ab und unterliegt Schwankungen.
Es liegt am Können von Braumeister Oliver Landsberger und seinen 18 Brauern, eine möglichst gleichbleibende Qualität für die Kunden weltweit zu produzieren. Große Mengen, die in riesigen Tanks in drei Wochen zum Bier reifen, werden nach China und in die USA transportiert. „Dabei schmeckt das in Beeck gebraute Pils ganz frisch am besten“, weiß Sommelière Madeline Huke. Die 33-Jährige, die sich eigentlich um Sponsoring und die Unterstützung des MSV kümmert, holte bei der jüngsten Weltmeisterschaft der Bier-Sommeliers in München Platz 16 bei 82 Teilnehmern.
Nach dem Erfolg kann sich die Gelsenkirchenerin getrost Expertin in Sachen Biergeschmack nennen. Unseren Lesern schenkt sie nun fünf verschiedene Biere ein.
Warum das König Pilsener in der Stammkneipe anders schmeckt
„Das ist eine wunderschöne Farbe. Ich kann mich nicht an trübe Sorten gewöhnen“, sagt Dieter Brück und nimmt einen genüsslichen Schluck von dem goldgelben König Pilsener. Das leichtperlige, schlanke und bittere Bier kennen und lieben alle am Tisch. „Aber in meiner Stammkneipe schmeckt es anders“, meint Rüdiger Schulte, der sich als leidenschaftlicher Biertrinker outet. Sommelière Huke gibt ihm recht: „Wir trinken hier direkt an der Quelle. Je frischer umso besser. Schon der Transport nur in Duisburg verändert den Geschmack.“
Tipp für Kneipengänger: Nicht das erste Bier des Tages aus dem Zapfhahn trinken. Und wenn das Bier zu kalt ist, schmeckt es zwar erfrischend. Aber das Aroma bleibt auf der Strecke.
Weißbier riecht, aber schmeckt nicht nach Banane
Leserin Kerstin Paßerah bringt es spontan auf den Punkt: „Das riecht nach Banane, schmeckt aber nicht danach.“ Der Grund: Das Benediktiner Weißbier Naturtrüb ist anders gebraut. Unterschiedliches Malz, anderer Hopfen, obergärige Hefe – das sorgt für einen süßen Geschmack, wenig Bitterstoffe. „Und da ist mehr Kohlensäure drin“, stellt Rüdiger Schulte fest.
Für Paolina Renoth schmeckt das Bier beinahe cremig. Es hat mehr Alkohol. Sommelière Huke nickt. Aus Sicht der Expertin trifft die Analyse der Leser voll zu. „Auch hier züchtet wieder jede Brauerei ihre eigene obergärige Hefe“, sagt Huke. Die Benediktiner Biere werden größtenteils in der Licher Privatbrauerei, die ebenfalls zur Bitburger Braugruppe gehört, nach den Originalrezepten der Benediktiner Mönche aus der Klosterbrauerei Ettal gebraut
Leser fällt gnadenloses Urteil: Am IPA Crew Republic Jackpot scheiden sich die Geister
„Da würde ich keine Flasche von kaufen.“ Das Urteil von Jürgen Naumann fällt gnadenlos aus. An dem Bier mit dem sperrigen Namen Crew Republic Jackpot spalten sich die Geister. „Es riecht besser als es schmeckt“, sagt Frank Renoth. „Für mich ist es zu viel des Guten“, meint seine Frau Paolina. „Irgendwie schmeckt das nach Parfüm“, wirft Kerstin Paßerah ein.
In der Tat: Das neblige IPA aus Unterschleißheim folgt dem US-amerikanischen Bier-Stil und kommt stark gehopft mit Nuancen von Grapefruit, Zitrone und Maracuja daher. Deswegen denken die Probierer erstmal an Limonade. „Nach dem zweiten oder dritten Glas geht es besser“, meint Dieter Brück versöhnlich. Sommlière Huke empfiehlt das von Bitburger vertriebene Bier zu fruchtigem Essen oder eine würzigen Mango-Curry.
Die Besonderheiten des TH. König Zwickl
Und dann wieder ein leckeres Bier. Die Leser atmen auf, als das in Beeck gebraute TH. König Zwickl auf dem Tisch steht. Das 2016 eingeführte, bernsteinfarbige Kellerbier mit hellem Schaum hat offensichtlich seine Fans. „Es erinnert an Kastanien und schmeckt prickelnd und süßlich“, analysiert Paolina Renoth. „Das liegt am Karamelmalz“, bestätigt Expertin Huke.
Dieses Bier heißt Kellerbier, weil es nicht so lange gelagert ist, also sofort aus dem Keller getrunken wird. Der Name stammt vom Zwickelhahn am Kessel, aus dem die Brauer ihre Proben nehmen. Huke: „Es ist mild und süffig und kann schnell und viel getrunken werden.“
Köstrizer Schwarzbier passt gut zum Nachtisch oder Rheinischen Sauerbraten
Zum Nachtisch gibt es Schwarzbier und passend dazu einen Schokoladenkuchen. Die Aromen verbinden sich im Mund. Das Köstrizer Schwarzbier, das auch zur Bitburger Gruppe gehört, ist würzig, kräftig, süßlich und bringt Röstaromen mit. In Verbindung mit dem süßen Schokokuchen geht diese Dominanz verloren.
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„Ich schmecke Getreide, irgendwie auch Lakritz“, sagt Rüdiger Schulte. Für Expertin Huke passt das Bier perfekt zu Süßspeisen, aber auch zu rheinischem Sauerbraten. Leser Jürgen Naumann bringt es zum Ende der Bierprobe nüchtern auf den Punkt: „Das kommt wohl von der Zeche.“