Duisburg. Anwohner einer Duisburger Bank wurden in letzter Zeit häufiger aus dem Schlaf gerissen. Geldautomaten-Sprenger-Alarm! Übeltäter sind aber andere.
„Nicht schon wieder!“, werden sich die Anwohner im Umfeld der Volksbank-Filiale in Aldenrade in letzter Zeit sicher gedacht haben. Regelmäßig wurden sie durch das laute Schrillen der bankeigenen Alarmanlage aus dem Schlaf gerissen. Schauten sie aus dem Fenster, hat ihnen die Verneblungsanlage noch ein besonderes Schauspiel geboten. Ein Bewohner des Hauses an der Friedrich-Ebert-Straße, in der sich die Bank befindet, hat unserer Redaktion mehrfach über Schreckensmomente in der Nacht berichtet.
Alarm in der Volksbank-Filiale in Duisburg hat Anwohner mehrfach aus dem Schlaf gerissen
Die gute Nachricht: Nicht in einem Fall waren Automatensprenger am Werk. Die hatten diese Volksbank-Filiale bereits im Juli 2022 heimgesucht. Die Täter legten die Räume mit ihrem Sprengstoff in Schutt und Asche. Das Team der Volksbank Rhein-Ruhr musste über Monate in einem Container arbeiten. Erst zehn Monate nach der Geldautomaten-Sprengung konnte die Filiale wieder eröffnet werden.
Vielmehr haben Techniker der Volksbank jetzt unter anderem die Straßenbahnen als Übeltäter identifiziert, vor allem die alten Modelle. Sie lösen offenbar so starke Erschütterungen aus, dass die Sicherheitssysteme Gefahr wittern und Alarm schlagen. „Wir tun natürlich alles, um Sprengungen abzuwenden, vor allem da, wo noch Menschen im Haus wohnen. Deshalb ist unsere Technik sehr sensibel eingestellt“, erklärt Claudia Behrens, Sprecherin der Volksbank Rhein-Ruhr.
Manchmal werden die Schiebetüren von erzürnten Kunden nachts gewaltsam geöffnet
Aus Sicherheitsgründen schließt die Bank den Vorraum mit den Geldautomaten zwischen 22 und sechs Uhr. „In einigen Filialen ist es schon vorgekommen, dass einzelne Kunden das nicht akzeptieren und die Schiebetüren gewaltsam aufreißen“, so die Sprecherin. Dann ertönt ein Warnsignal und die Nebelanlagen lösen aus. „Sinn und Zweck ist, dass Automatensprenger nichts mehr sehen und ihr Werk nicht fortsetzen können.“
In Walsum waren es offenbar die Erschütterungen der Straßenbahnen oder von schweren Lkw, die die eigentlich geschlossene Schiebetür wie von Zauberhand aufgehen ließen. „Der Geldautomat vermutet dann, dass Unbefugte eingedrungen sind und aktiviert die Vernebelung“, erläutert Claudia Behrens. Das habe in Walsum mehrfach zu Fehlalarmen geführt: „Ich kann keine genaue Anzahl sagen, aber es waren doch einige Male. Uns tut wirklich leid, dass wir die Anwohner nachts so erschreckt haben.“
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Die Techniker arbeiten an einer Lösung, versichert Behrens. „Wir haben auch schon die Firma informiert, die unsere Türen herstellt. Sie sind bereits dabei, das Problem zu beheben.“ Am Ende geht es darum, das System so einzustellen, dass es ein hohes Maß an Sicherheit bietet, aber nicht zu feinfühlig reagiert.
Kathrin Naß, Sprecherin der DVG, kommentiert die „Nebenwirkungen“ der alten Straßenbahnen kurz und knapp: „Uns ist das Thema nicht bekannt. Die Volksbank ist auch nicht auf uns zugekommen. Die Bahnen fahren dort ja auch schon länger.“
>> Zahl der Automaten-Sprengungen ist stark zurückgegangen
- Als Reaktion auf die vielen Geldautomatensprengungen in NRW hat das Innenministerium 2022 eine Sonderkommission, die SoKo BEGAS, eingerichtet.
- Das NRW-Innenministerium hat vor wenigen Tagen eine aktuelle Statistik veröffentlicht, wonach die Zahl der Vorfälle drastisch zurückgegangen ist. So gab es 2023 in NRW insgesamt 153 Sprengungen, allein in den ersten zwei Monaten 35. In diesem Jahr sind es im gleichen Zeitraum nur noch sieben.
- Als einen Grund für den Rückgang nennt das Ministerium die technische Aufrüstung der Automaten durch die Banken, zum Beispiel mit Vernebelungstechnik oder Einfärbesystemen für Bargeld.
- Die letzte Automatensprengung in Duisburg hat am 17. August 2023 stattgefunden. Ziel der Täter war die Sparkasse im Mercator-Center in Obermeiderich.