Duisburg. Die Krise um die Sana Kliniken Duisburg spitzt sich zu. Verdi, Betriebsräte, Chefärzte und Politiker fürchten um den Erhalt. Das fordern sie.
Die Sorgen um den Erhalt der Sana Kliniken Duisburg (Kalkweg und Bertha-Krankenhaus Rheinhausen/Psychiatrie) wachsen. Die Gewerkschaft Verdi hat eine Petition gestartet für den „Erhalt der Wedau Kliniken und des Bertha-Krankenhauses Rheinhausen und ihres medizinischen Angebots“. Derweil dämpft die Stadt Hoffnungen, dass unter ihrer Vermittlung eine zukunftsfähige Lösung mit einem Einstieg der Johanniter bei Sana und in Abstimmung mit den weiteren Duisburger Klinikträgern zustande kommen könnte.
Diese müsse sich „aus dem verantwortungsvollen Umgang der vor Ort mit dem medizinischen Auftrag betrauten Beteiligten ergeben“, so die Verwaltung mit Verweis auf ihren geringen Einfluss. Die Stadt hält nur noch ein Prozent der Anteile am einst städtischen Klinikum.
Bundesweit führende Spezialisierungen im Duisburger Klinikum
Zu den bislang fast 2000 Unterzeichnern der Petition gehören neben Gewerkschaftern und Betriebsräten auch mehrere Chefärzte der Sana Kliniken. „Wir fürchten um die gesundheitliche Versorgung in Duisburg und am Niederrhein“, lautet der erste Satz des Textes, der sich an Oberbürgermeister Sören Link und den Rat der Stadt richtet. Der Rat hatte am 19. Februar eine Aufhebung der bei der Übernahme durch Sana vereinbarten Standortgarantie beschlossen.
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Eine Schließung der Sana Kliniken (22.000 stationäre und 60.000 ambulante Patienten, 2000 Geburten pro Jahr) „würde die flächendeckende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung in Duisburg Mitte und Süd dramatisch verschlechtern, ebenso die psychiatrische Versorgung für die westlichen Stadtteile“, warnt Verdi-Sekretär Frowin Jaspers, der die Petition gestartet hat. Über Jahrzehnte aufgebaute Strukturen mit einigen bundesweit führenden Spezialisierungen dürften „nicht aus kurzfristigen finanziellen Erwägungen zerschlagen werden“.
Gewerkschaft Verdi fordert: Erst Versorgung planen, dann Strukturen anpassen
Es müsse zunächst eine langfristige stationäre und ambulante Versorgungsplanung geben. „Erst danach kann über eine Anpassung der Krankenhaus-Strukturen gesprochen werden, nicht umgekehrt.“ Auch neue Kooperationen müssten unter Berücksichtigung eines Gesamtkonzepts für die ambulante und stationäre Versorgung erfolgen.
Nicht die Interessen von Bevölkerung und Beschäftigten, sondern die der Investoren bestimmten die derzeitigen Verhandlungen, kritisiert die Gewerkschaft: „Es darf keine Gesundheitspolitik auf der Grundlage von Rentabilitätsrechnungen und Insolvenzdrohungen geben.“ Die Politik sei in der Pflicht, die Krankenhäuser als Teil der Daseinsvorsorge finanziell zu sichern.
Verdi kritisiert die Krankenhausplanung von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Weil sie „hinter verschlossenen Türen stattfindet“, sei für niemanden erkennbar, von wem und wo welche Angebote künftig vorgehalten werden. Für den Erhalt von Standorten brauche es aber eine „langfristige, für alle transparente, am Bedarf orientierte Planung und Finanzierung der Krankenhäuser, Reha und ambulanter Einrichtungen“.
Sarah Philipp und Mahmut Özdemir (SPD): Klinik leidet unter Investitionsdefizit des Landes NRW
Der Minister müsse „endlich seinen Plan für die Krankenhäuser offenlegen“, fordern auch die Duisburger SPD-Politiker Sarah Philipp (MdL) und Mahmut Özdemir (MdB). Das Land NRW habe „in den letzten Jahren das Investitionsdefizit auf mittlerweile knapp 16 Milliarden Euro ansteigen lassen. Darunter hat auch der Sana-Klinikstandort am Kalkweg sehr gelitten“, so die Landtagsabgeordnete. Sie verweist auf Forderungen ihrer Fraktion nach einem Investitionspaket von zwei Milliarden Euro pro Jahr.
Transparenz fordert der Bundestagsabgeordnete Özdemir: „Die Menschen in unserer Stadt brauchen jetzt ein deutliches Signal: Wie soll es weitergehen? Welche Krankenhäuser dürfen zukünftig welche Operation anbieten? Welche Standorte könnten schließen? Zu all dem schweigt die Landesregierung bisher.“
Antworten vom Minister erhofft sich die SPD im Landtag durch eine Anfrage. Die zentrale Frage: Wie sollen Schließungen verhindert werden, wenn es in den Verhandlungen zwischen Trägern, Krankenkassen und Land nicht zu einer Einigung kommt?
>> SANA-ZUKUNFT: DAS SAGEN DIE BETEILIGTEN
- Zum Stand ihrer Gespräche über einen möglichen Einstieg der Johanniter bei Sana hüllen sich die beiden Träger auch nach dem Ratsbeschluss in Schweigen. Auch Sana stelle sich der „Verantwortung, bei allen Entscheidungen eine sichere, qualitativ hochwertige und gut erreichbare medizinische Versorgung der Duisburger Bevölkerung zu gewährleisten“, so eine Sprecherin des Klinik-Konzerns.
- „Partnerschaften und Kooperationen“ seien wichtig für die Entwicklung der Versorgung. Sana begrüße deshalb den Ratsentscheid und eine Beteiligung der Stadt an der Moderation des weiteren Prozesses.
- Die Bereitschaft, sich an Gesprächen zu beteiligen, zeigt das Ev. Klinikum Niederrhein (EVKLN), mit dem Bethesda-Krankenhaus Nachbar und Konkurrent von Sana. Zunächst bemüht sich das EVKLN aber um die Sicherung der eigenen Zukunft: Das Herzzentrum Meiderich wird „Krankenhaus mit besonderen Aufgaben“, das Bethesda als „Onkologisches Zentrum“ zertifiziert.
- Als Sana-Konkurrent spielt auch Helios eine wichtige Rolle im Stadtsüden und -westen (St. Anna, Marienklinik, Homberg). Man äußere sich nicht zur Situation anderer Träger, teilt der Klinik-Konzern auf Anfrage mit: „Einem konstruktiven Dialog mit allen Stakeholdern stehen wir selbstverständlich offen gegenüber.“