Duisburg. Die Duisburger Schule soll als Zeugnis der Industriegeschichte unter Denkmalschutz gestellt werden. Warum die Politik den Beschluss vertagt hat.
Die Gemeinschaftsgrundschule Sandstraße in Duisburg-Marxloh soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Das imposante Backsteingebäude stammt aus dem Jahr 1914 und ist ein Zeugnis der Industriegeschichte. In der damaligen Zeit wuchs Marxloh rasant: Wegen der Arbeitsplätze, die die Industrie bot, zogen immer mehr Familien in den Stadtteil, der 1914 zur Stadt Hamborn gehörte.
Grundschule Sandstraße in Duisburg soll unter Denkmalschutz gestellt werden
Das gilt auch für das Arbeiterviertel rund um die Warbruckstraße. Hier war es das Stahlwerk, die August-Thyssen-Hütte in Bruckhausen, die vielen Menschen Arbeit gab. Es gehörte zur Zeche „Gewerkschaft Deutscher Kaiser“.
Die 1891 erbaute Grundschule Marxloh I war schon bald zu klein
Für die Kinder der zugezogenen Familien musste eine Schule her. Zwar gab es ganz in der Nähe schon seit 1891 die katholische Schule Marxloh I, auch als Marienschule bekannt. Sie war aber schnell zu klein, eine zweite Schule war daher vonnöten.
Sie öffnete am 6. Juli 1914 als katholische Petrusschule ihre Türen. Die Schule gehörte zur Gemeinde der St. Petruskirche, die 1915 eingeweiht wurde. Die Mehrheit der zugezogenen Arbeiter war katholisch. Deshalb wurde schon 1898 beschlossen, eine katholische Kirchengemeinde zu errichten.
Jungen und Mädchen wurden damals getrennt unterrichtet
Damals war es üblich, dass Jungs und Mädchen getrennt unterrichtet wurden. Also gab es eine Schulhälfte für die Jungen und eine für Mädchen. Wahrscheinlich zu Beginn der 1920er kam der Anbau an der Marienstraße dazu. Dieser beherbergte nicht nur den Raum, der als Aula und Turnhalle genutzt wurde, sondern ab 1923 auch die Freiwilligen Feuerwehr. Die hat bis heute hier ihr Quartier.
Im Keller des Anbaus gab es zudem Duschen, die von den Menschen in Marxloh zu bestimmten Zeiten und gegen eine kleine Gebühr benutzt werden durften. Der Andrang muss zeitweise so groß gewesen sein, dass den Schülern die Benutzung der Duschen an Samstagen untersagt wurde. Davon zeugt ein Erlass von 1930.
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Damals war es den Planern wichtig, dass Kinder kurze Schulwege haben und „die Versorgung eines Arbeiterwohnviertels mit Luft und Licht auf dem Schulgelände“ gewährleistet ist, wie es in einer Chronik von 1925 heißt. Für beide Aspekte sei die heutige Schule Sandstraße ein sprechendes Beispiel, so die Denkmalschützer.
Spätere Schulbauten weisen ganz ähnliche Strukturen auf wie das Gebäude an der Sandstraße. „Die heutige Gemeinschaftsgrundschule Sandstraße scheint demnach kurz nach dem Ersten Weltkrieg als Blaupause für diesen weiteren Schulneubau gedient zu haben. Sie stellt ein wichtiges Realdokument für die Entwicklung des Ortsteils sowie des Schulwesens in Marxloh dar“, lautet daher die Einschätzung der Experten vom Denkmalschutz.
>> Bezirkspolitiker sehen noch Beratungsbedarf – Ortstermin geplant
- Die Bezirksvertretung Hamborn sollte in ihrer jüngsten Sitzung am 29. Februar darüber entscheiden, ob die Grundschule Sandstraße unter Denkmalschutz gestellt wird. Dazu ist es aber nicht gekommen.
- Denn: Die SPD sieht noch Beratungsbedarf. „Was bedeutet das für die Schule?“, ist ein Punkt, den Christopher Hagenacker, Chef der SPD-Fraktion, vor einer Entscheidung noch klären möchte. Er regte einen Ortstermin mit der Schulleiterin sowie Vertretern des Denkmalschutzes und der Wirtschaftsbetriebe an. Dem schlossen sich alle anderen Parteien an.