Duisburg. Die Stadt hatte konkrete Pläne für ein neues Tierheim in Duisburg. Jetzt steht der gewünschte Standort auf der Kippe. Kommt doch alles anders?

Über Jahre hatte die Stadt Duisburg erfolglos ein passendes Grundstück für den so dringend benötigten Bau eines neuen Tierheims gesucht. Im März 2023 dann die Nachricht: Eine passende Fläche, der richtige Standort, wie es Oberbürgermeister Sören Link formulierte, sei im Businesspark Asterlagen gefunden. „Mit einem Neubau des Tierheims können wir endlich dauerhaft eine artgerechte Unterbringung für alle Tiere gewährleisten“, so der OB (wir berichteten). Doch nun könnte alles ganz anders kommen.

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So ist rund ein Jahr später und nach dem Planungsbeschluss am 27. März 2023 offenbar immer noch nicht klar, ob ein Tierheim auf dem gewünschten Grundstück an der Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee/Essenberger Straße überhaupt gebaut werden darf. Der Hintergrund: Schon unmittelbar nach Bekanntwerden der entsprechenden Pläne waren die angrenzenden Eigentümer mehr als verärgert.

Pläne für neues Tierheim in Duisburg: Gewünschter Standort auf der Kippe

Zunächst einmal hätten sie vom Vorhaben der Stadt erst aus der Presse erfahren und seien vorab nicht informiert worden. Außerdem machten die betroffenen Anlieger, allen voran das Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft (BEW) samt Tagungshotel und Gastronomie, sehr schnell deutlich, dass sie gar nichts von einem Tierheimneubau in unmittelbarer Nachbarschaft halten. Die Befürchtung: Lärmbelästigungen, Ungeziefer und in der Folge weniger Gäste.

Vertreter der Stadtspitze sahen sich daraufhin gezwungen, das Gespräch zu suchen – darunter keine Geringeren als OB Link, Planungsdezernent Martin Linne und Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher, die auch noch von Rasmus C. Beck von der Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI) begleitet wurden. Sie alle versuchten, die Wogen zu glätten, was ihnen aber offensichtlich bis heute nicht gelungen ist.

Diskussionen über Bebauungsplan samt Gestaltungskonzept

So berichteten BEW-Geschäftsführerin Nicole Hagemann-Marré und Co. in dem Gespräch nicht nur über ihren Ärger und ihre Sorgen, sondern stellten gegenüber den Verantwortlichen der Stadt auch die Rechtmäßigkeit eines Tierheimneubaus im Businesspark Asterlagen massiv infrage. Es geht um die vor rund 30 Jahren mit den Erwerbern der Grundstücke geschlossenen Kaufverträge. Basis dafür war der Bebauungsplan für den Businesspark, der mit einem Gestaltungskonzept versehen ist. Darin, so die Anlieger, sei die Fläche für das Tierheim als Bürofläche ausgewiesen (wir berichteten).

Selbst ein Jahr später kann die Stadt auf Nachfrage der Redaktion dazu nichts Konkretes sagen: „Die Vereinbarkeit zwischen Bebauungsplan mitsamt Gestaltungskonzept und der Ansiedlung eines Tierheims gehört zu den laufenden Prüfungen“, heißt es nur. Auch zu den mittlerweile vorliegenden Ergebnissen einer Machbarkeitsstudie des damit beauftragten Oberhausener Büros Rasbach consult hüllt sich die Stadt in Schweigen. Sie sollen in die weiteren Prüfungen miteinfließen.

Klage droht

„Die derzeitigen Planungen und Vorbereitungen haben selbstverständlich das Ziel, einen rechtmäßigen Neubau des Tierheims zu realisieren“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning. Hagemann-Marré und Co. haben der Stadt frühzeitig klargemacht, dass sie gegen ein Tierheim an dieser Stelle klagen werden. Und an dieser Einstellung habe sich nichts geändert, betont die BEW-Geschäftsführerin.

Und es kann tatsächlich sein, dass die Stadt ihre Pläne am Ende so nicht umsetzt. Sie prüft jedenfalls derzeit, „ob die Ansiedlung eines Tierheims an anderer Stelle infrage kommt“, so Sprecher Werning. Der gemeinsame Verwalter der betroffenen Eigentümer hatte der Stadtverwaltung bereits im Zuge des Gesprächs mit Link und Co. im März 2023 acht Alternativflächen vorgeschlagen.

Stadt prüft derzeit Alternative

Sieben davon sind bereits im Juni 2023 von der Stadt als ungeeignet bezeichnet und abgelehnt worden, wie Werning auf Nachfrage bestätigt. Ein alternativer Standort ist aber noch im Rennen. Es handelt sich nach Angaben der Stadt um eine Fläche östlich der Essenberger Straße.

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Möglicherweise könnte ein Bereich gemeint sein, der mal als Erweiterungsfläche für den Businesspark im Gespräch war. Der Bereich ist aber auch nach dem neuen Flächennutzungsplan, der kurz vor der Verabschiedung steht, weiterhin als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen.

Zum genauen Standort hält sich die Stadt bedeckt. „Auch die Flächenabgrenzung und die Größe sind Bestandteil der derzeit laufenden Prüfungen“, sagt Werning.

Zusammenarbeit mit Experten für Schallemissionen

Bisher plant das zuständige Immobilien-Management Duisburg (IMD) ein Tierheim an der Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee/Essenberger Straße mit einer „meist eingeschossigen Bebauung mit etwa 11.000 Quadratmeter Nutzfläche“ auf einem insgesamt rund 25.000 Quadratmeter großen Grundstück. Was die befürchteten Lärmbelästigungen betrifft, seien diese „insbesondere abhängig von der Anzahl der untergebrachten Tiere“, so Stadtsprecher Werning. „Die Zu- und Abfahrten spielen ebenfalls eine Rolle. Um die vorgeschriebenen Grenzwerte einzuhalten, arbeitet die Stadt mit Experten für Schallemissionen zusammen.“

Dass unabhängig davon immer noch nicht feststeht, wo und schon gar nicht, wann ein neues Tierheim gebaut werden kann, sind keine guten Nachrichten für die Verantwortlichen in der alten, maroden Einrichtung in Neuenkamp. „Die genaue Zeitschiene kann erst dann festgelegt werden, wenn die weiteren Prüfungen zu einem positiven Abschluss gekommen sind und wir Finanzierungssicherheit haben“, erklärt der Stadtsprecher.

Lutz Kaczmarsch, Leiter des Tierheims in Duisburg, wartet sehnsüchtig auf den Neubau.
Lutz Kaczmarsch, Leiter des Tierheims in Duisburg, wartet sehnsüchtig auf den Neubau. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Handlungsdruck ist groß. „Jeder Tag, den wir länger auf einen Neubau warten müssen, ist eine Katastrophe für die Tiere und die Mitarbeiter“, stellt Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch klar. Grundsätzlich gibt es nach Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes die Verpflichtung, Tiere gemäß ihrer Art und ihren Bedürfnissen angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Diese Anforderungen können im bestehenden Tierheim nur unzureichend erfüllt werden.

Dies ist der Stadt seit vielen Jahren bekannt.

>> NEUES TIERHEIM FÜR DUISBURG: KOSTEN MÜSSEN NEU ERMITTELT WERDEN

  • Bisher hat die Stadt Duisburg mit Gesamtkosten von 10,14 Millionen Euro für einen Tierheim-Neubau kalkuliert.
  • Nun heißt es, dass die Kosten im weiteren Verlauf „wegen des gestiegenen Flächenbedarfs“ neu ermittelt werden müssen. Stadtsprecher Malte Werning erklärt dies mit den Wünschen von Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch und Norma Puchstein vom Tierschutzzentrums, das das Heim betreibt.
  • Ihnen geht es nicht nur um einen reinen Neubau, sondern um zusätzliche Angebote mit Seminarräumen, einem Natur- und Handwerksraum oder einem Biogarten. Außerdem soll eine Tierarztpraxis mitintegriert werden. Diese Ideen sind allerdings auch nicht neu.
  • Man darf gespannt sein, welche Wünsche davon tatsächlich erfüllt werden können. Hilfreich ist dabei eine Erbschaft von 1,7 Millionen einer bereits 2013 verstorbenen Katzenliebhaberin, die dem Tierheim laut Stadt bei einem Neubau in voller Höhe zugutekommt.
  • Die Landes-Tierschutzbeauftragte Dr. Gerlinde von Dehn hatte beim Besuch des Heims im Dezember 2022 zudem eine Neubauförderung von bis zu 80.000 Euro in Aussicht gestellt. Auch dazu bleibt die Stadt vage: „Inwieweit wir weitere Fördermöglichkeiten haben, können wir erst sagen, wenn die Prüfungen zu einem positiven Abschluss gekommen sind.“