Duisburg. Nach jahrelanger Suche hat die Stadt Duisburg ein Grundstück in Asterlagen für ein neues Tierheim gefunden. Die Details zu den Plänen und Kosten.
Nach jahrelanger, erfolgloser Suche hat die Stadt Duisburg nun für den Neubau des Tierheims ein eigenes rund 13.000 Quadratmeter großes Grundstück im Businesspark Asterlagen gefunden. Es befindet sich an der Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee/Essenberger Straße und gehört zu einer viel größeren, brachliegenden Fläche.
Der ausgewählte Bereich verfüge laut Stadt über die erforderliche Größe und sei außerdem gut erreichbar – auch mit dem ÖPNV. So fahren etwa Busse mehrerer Linien den Businesspark an. Außerdem befindet sich eine Kleintierklinik in unmittelbarer Nähe.
Stadt Duisburg will neues Tierheim in Asterlagen bauen
Der Hintergrund für den geplanten Neubau: Das städtische Tierheim an der Lehmstraße in Neuenkamp entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Eine umfangreiche Sanierung der vorhandenen Einrichtung ist mit Blick auf die schlechte Bausubstanz, die weitgehend aus den 1960er und 1970er Jahren stammt, laut Stadt nicht realisierbar.
Zu wenig Platz, schlechte oder teilweise gar keine Quarantänemöglichkeiten, abblätternder, rissiger Putz, kaputte Kacheln, Abflüsse und Böden – zahlreiche Bereiche des Tierheims seien in einem desolaten Zustand, der zudem eine leichte, sichere Reinigung und Desinfektion faktisch unmöglich mache. Die Stadt verweist auf „die konkrete Gefahr von Krankheitsausbrüchen, die zum Leiden beziehungsweise Verlust der Tiere“, aber auch zu hohen Tierarztkosten führen können.
Artgerechte Tierhaltung derzeit kaum möglich
Grundsätzlich gebe es nach Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes die Verpflichtung, Tiere gemäß ihrer Art und ihren Bedürfnissen angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Diese Anforderungen können im bestehenden Tierheim derzeit jedoch nur unzureichend erfüllt werden. Deshalb sei ein Neubau unumgänglich.
Vorbehaltlich der Zustimmung des Rates am 27. März 2023 soll nun die weitere Planung in Auftrag gegeben werden. „Es ist gut, dass sich nun eine Lösung abzeichnet. Mit einem Neubau des Tierheims können wir endlich dauerhaft eine artgerechte Unterbringung für alle Tiere gewährleisten. Der Gewerbepark Asterlagen ist dafür der richtige Standort“, so Oberbürgermeister Sören Link.
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Es gebe nun die Möglichkeit, „die Qualität zur Unterbringung der Tiere erheblich zu steigern und aufgrund der optionalen Erweiterungsmöglichkeit auch zukünftige Entwicklungen ermöglichen zu können“, ergänzt der Beigeordnete Martin Linne.
Verhandlungen über Kauf einer Fläche an der Wilhelmallee in Homberg waren gescheitert
Zuletzt hatte es ernsthafte Überlegungen gegeben, ein neues Tierheim auf einer Fläche südlich der A-40-Rheinbrücke an der Wilhelmallee in Homberg zu bauen. Doch die Verhandlungen über den Kauf des Grundstücks scheiterten. Die Besitzerin habe andere Pläne, berichtete der frühere Umweltdezernent Matthias Börger bei einem Besuch des Heims in Neuenkamp kurz vor Weihnachten 2022 mit der NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz Silke Gorißen (CDU) und der Landes-Tierschutzbeauftragten Dr. Gerlinde von Dehn.
Damals hatte Börger aber gleichzeitig mitgeteilt, dass die Verwaltung als Alternative ein ebenfalls linksrheinisches Areal in der Nähe favorisiere, das sich praktischerweise bereits im städtischen Besitz befinde. Nun ist klar, dass es sich um das Grundstück im Businesspark Asterlagen handelt.
Tierschutzzentrum als „Synonym für nachhaltigen Tierschutz und soziales Engagement“
Eine Lösung, mit der nach Angaben der Stadt auch Norma Puchstein sehr zufrieden ist: „Hier können wir zukünftig die Tiere artgerecht und stressfreier unterbringen“, so die Vorsitzende des Tierschutzzentrums, der als Verein das Tierheim betreibt. „Mit dem Standort Businesspark Asterlagen sehen wir viele Möglichkeiten und Perspektiven, die Bürgerinnen und Bürger in Duisburg, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus zum Thema Tierschutz interessant und vielseitig informieren zu können. Hierbei sehen wir das Tierschutzzentrum als ein Synonym für nachhaltigen Tierschutz und soziales Engagement.“
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Puchstein hatte die Pläne in der Vergangenheit bereits konkretisiert. Klar ist, dass es ihr und auch dem Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch nicht nur um einen Neubau des Heims geht. Beiden schwebt ein „bürgernahes Tierschutzzentrum“ unter anderem mit Seminarräumen für Themenabende, einem Natur- und Handwerksraum für Kinder und Jugendliche, einem Café und einem Biogarten vor. Schulklassen seien zudem willkommen. Wegen der Nähe zum Rhein sind laut Puchstein auch Infos zum Wasserschutz geplant.
Millionen-Erbschaft reicht nicht aus
Was sich von den Vorstellungen am Ende umsetzen lässt, hängt am Ende – wie so oft – vom Geld ab. Dabei kommt eine Erbschaft einer bereits 2013 verstorbenen Katzenliebhaberin ins Spiel, die dem Tierheim 1,7 Millionen Euro vermacht hat. Einige Tierfreunde waren bereits misstrauisch geworden, wollten wissen, was mit dem Geld passiert, ob es inzwischen gar zweckentfremdet worden sei. Die Stadt hatte aber immer wieder beruhigt und betont, die Summe, über die sie nach ausgestandenen Erbstreitigkeiten seit 2017 sicher verfügen kann, für einen Neubau zu verwenden.
Klar ist aber, dass die Erbschaft dafür bei weitem nicht ausreichen wird. Die Stadt kalkuliert mit einem Gesamtkostenrahmen von 10,14 Millionen Euro. Die Landes-Tierschutzbeauftragte Dr. Gerlinde von Dehn hatte beim Besuch des Heims im vergangenen Dezember eine Neubauförderung von bis zu 80.000 Euro in Aussicht gestellt.
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Warum es bereits kurz nach Bekanntgeben der Pläne Kritik an einen Tierheim-Neubau in Asterlagen gibt, lesen Sie hier.