Duisburg. Undichte Fenster, Aufzüge defekt, das Schloss der Haustür kaputt. Eine Duisburger Rentnerin verzweifelt an ihrem Vermieter: „Ein ewiger Kampf“.
„Wenn ich jung wäre, wäre ich längst weg hier.“ Mit diesem Satz bringt eine Mieterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, den Frust über ihren Vermieter, die ZBI, auf den Punkt. „Es ist ein ewiger und elendiger Kampf.“ Mal regnet es durch die Fenster rein, dann sind beide Aufzüge kaputt, ein anderes Mal das Schloss der Haustüre des Hochhauses in Duisburg-Vierlinden.
Seit 18 Jahren wohnt die 81-Jährige hier Am Driesenbusch in der neunten Etage des Gebäudes. Die Aussicht ist genial, man guckt auf einen kleinen Wald und das Kraftwerk in Walsum. „Bei so manchem Sonnenuntergang denken Sie, Sie sind am Meer“, schwärmt sie. Die Aufteilung der Wohnung findet sie perfekt, alles ist top gepflegt. „Ich habe hier bestimmt schon 20.000 Euro reingesteckt.“
Neulich waren beide Aufzüge in dem Hochhaus in Duisburg-Vierlinden defekt
Denn schön zu wohnen ist der Rentnerin wichtig: „Ich habe auch keine Lust auf Mietminderung. Ich will einfach nur wohnen, wie es im Vertrag steht.“ Es kommt vor, dass die anderen Hausbewohner wegen der Mängel im Haus Unterschriften sammeln. „Bei solchen Aktionen mache ich nicht mit. Ich habe den Mieterbund.“ Mit dessen Hilfe hat die Mieterin schon den einen oder anderen Kampf gegen die ZBI ausgefochten.
Erst im November 2022 hat die Duisburgerin ein Urteil vor dem Amtsgericht Hamborn erstritten. Die Richterin hat die ZBI dazu verpflichtet, die Fenster „dergestalt fachgerecht instand zu setzen, dass bei geschlossenem Fenster Zuglufterscheinungen genauso wenig wahrnehmbar sind wie Regenwassereintritt bei Regen.“ Die Kuh sei inzwischen vom Eis, die Fenster dicht. Solche Selbstverständlichkeiten würde die Mieterin gerne erreichen, ohne ein Gericht beanspruchen zu müssen.
Duisburgerin wohnt seit 18 Jahren in dem Haus: „Wenn ich jung wäre, wäre ich längst weg.“
Dafür habe es aber schon wieder neue Probleme gegeben: Einen Tag vor Heiligabend seien beide Fahrstühle ausgefallen. Das Haus hat einen neuen von 2010 und einen engen, alten von 1976. „Mit dem alten Aufzug fahren einige im Haus nur sehr ungern, weil sie ein mulmiges Gefühl haben.“ Sie selbst hat kein Problem damit, wohl aber, wenn beide Fahrstühle ausfallen. Denn die Rentnerin ist stark gehbehindert. „Ohne Aufzug sind Sie gefangen hier“, sagt sie. Eine Einladung an Heiligabend musste sie absagen, das Weihnachtsfest allein zu Hause verbringen.
„Wenn wir wegen eines Mangels im Callcenter unseres Vermieters um Hilfe bitten, geraten wir an Mitarbeiter, die nicht gut Deutsch sprechen. Wir können uns manchmal kaum verständigen. Und eine Nachricht, wie es um die Sache steht, bekommen wir auch nicht“, beklagt die Mieterin. So ist es auch im Fall des Aufzugs: keine Information, wann repariert wird, keine Information, als alles wieder in Ordnung ist, keine Entschuldigung. „Das haben wir zufällig bemerkt.“ Beim neueren Aufzug habe die Reparatur ganze sieben Wochen gedauert.
Der Mieterbund Rhein-Ruhr hört häufig Klagen über diesen Vermieter
Auf Nachfrage der Redaktion teilt ein Sprecher der ZBVV, die bei der ZBI für die Hausverwaltung zuständig ist, mit: „Im Regelfall werden durch den Dienstleister, welcher die Regulierungsarbeiten an den Aufzugsanlagen durchführt, entsprechende Aushänge mit Informationen für die Mieter ausgehangen. Sofern dies nicht geschah, entzieht sich dies leider unserer Kenntnis, wird allerdings im Nachgang entsprechend aufgearbeitet.“ Kein Wort darüber, warum es so lange gedauert hat.
Eine Erklärung, die Rechtsanwältin Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr nicht überzeugt. „Die Verwaltung der ZBI sitzt in Duisburg. Da kann ich als Mieter doch erwarten, dass ein Verwalter persönlich vorbeifährt und sich um eine solch große Sache kümmert.“ Die ZBI gehe mit den Mietern leider sehr harsch um. „Früher konnten die Leute mit den Füßen entscheiden und sich eine neue Wohnung suchen. Bei der Wohnungsnot geht das heute nicht mehr“, sagt sie.
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Viele Jahre hat das in den 70ern erbaute Hochhaus Thyssenkrupp Wohnimmobilien gehört, da sei es immer ein gut gepflegtes Objekt gewesen. „Seit es der ZBI gehört, hat man den Eindruck, es wird nichts gemacht außer der groben Unterhaltung.“ Nach eigenen Angaben hat die ZBVV die Verwaltung für das Gebäude im April 2018 übernommen. „Seitdem hagelt es bei uns Mieter-Beschwerden. Mal geht es um überhöhte Betriebskosten, mal um mangelnde Instandhaltung“, so Fachanwältin Herzberg.
Kaum ist endlich auch der zweite Aufzug wieder einsatzbereit, gibt es neue Probleme Am Driesenbusch: Das Schloss an der Haustür ist defekt. Wenn man Pech hat, hakt der Schlüssel derart, dass man nicht ins Haus kommt. „Jedes Mal, wenn ich Müll rausbringen muss, habe ich Angst, nicht mehr reinzukommen. Was mache ich, wenn dann mein netter Nachbar aus dem Erdgeschoss nicht da ist, bei dem ich schellen kann?“, sagt die Mieterin.
Jemandem im Haus scheint die Sache neulich zu bunt geworden sein. Der Riegel des Schlosses war so ausgefahren, dass die Tür nicht mehr schließen konnte. Schlecht für den Einbruchschutz, gut fürs sichere Reinkommen. Auch in diesem Fall reagiert die ZBVV auf eine Nachfrage der Redaktion kurz und knapp: „Der Mangel an der Hauseingangstüre wird noch in dieser Woche behoben.“ Die Rentnerin ist sich sicher: Das nächste Problem kommt bestimmt. Das zeige schließlich die Erfahrung. „Das Schlimmste ist die Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit“, sagt sie traurig und müde des Kämpfens.