Duisburg. Früher zwischen Gucci und Prada – jetzt in Duisburg: Eine Designerin erfüllt in ihrem Atelier wahre Brautkleid-Träume. Was die Unikate kosten.
Gabriele Hoffmann kann zaubern. Die Designerin und ihr Team vom Atelier „Zauberkleid“ in der Duisburger Innenstadt entwerfen individuelle Brautkleider, die für den Tag der Tage Maß geschneidert werden. Momentan haben sie gut zu tun. Traditionell werden an Weihnachten, zum Jahreswechsel oder am Valentinstag die meisten Heiratsanträge gemacht – und längst dauert die Saison sowieso das ganze Jahr, obwohl Frühjahr und Spätsommer begehrte Termine sind, um sich das „Ja“-Wort zu geben.
In dem Atelier an der Wallstraße hängen dutzende Träume in Weiß: Zarte Modelle, mit Blumen aus Spitze besetzt. Solche mit tiefem Rückenausschnitt oder welche mit bauschigen Röcken. Nur eine lange Schleppe ist außer Mode geraten: „Die ist unbequem und stört beim Tanzen“, weiß Gabriele Hoffmann. Mittlerweile gibt es aber auch hochgeschlitzte Hosen oder Kleider aus bunten Stoffen, für die (Schwieger-)Mutter.
Duisburger Atelier bei Kundinnen aus ganz Deutschland beliebt
Ihr Weg zur Designerin war vorgezeichnet. „Ich habe mich schon als kleines Mädchen gerne mit Mode beschäftigt und mit der Nähmaschine gespielt, bis ich selbst nähen konnte.“ Nach der Schule machte sie zunächst eine Schneiderlehre und studierte anschließend Design. Es folgten einige Jahre in der Mode-Industrie, bevor sie sich 1997 selbstständig machte.
Zunächst betrieb sie ein kleines Geschäft auf der „Kö“ in Düsseldorf. Ihr Geschäft befand sich damals zwischen Gucci und Prada und doch bevorzugten viele Kundinnen das inhabergeführte Atelier. 2002 ging’s dann zur Wallstraße in Duisburg.
Mund-zu-Mund-Propaganda und die sozialen Netzwerke helfen zudem, dass die Damen auch von weit her kommen. „Wir haben oft Bräute, die aus München oder Hamburg anreisen, weil sie mit uns ihre Idee vom Kleid umsetzen können. Die weiteste Anreise war mal aus dem Jemen.“
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Zu ihren Kundinnen gehören Frauen, die kein Outfit von der Stange wollen. Manchmal sind es Verlobte, die zum zweiten Mal heiraten oder Langzeit-Verliebte, die ihr Ehe-Versprechen erneuern wollen. Früher waren es oft die Eltern, die das Kleid aussuchten. Nun soll dann alles passen. Die heutige Frau von Comedian Markus Krebs ließ sich auch hier einkleiden.
Geschneidert werden Roben in jeder Kleidergröße
Geschneidert werden Roben in allen Größen. Besonders Kleider für große Größen machen ihr Spaß. „Eine Frau mit einer 38 kann alles tragen. Aber in 46 muss es auch gut aussehen.“
Neulich kam eine Frau zu ihr, noch etwas unschlüssig, was ihr denn stehen könnte – aber sie war offen für sämtliche Stile. „Ehe sie gucken konnte, hab ich ihr eine Korsage verpasst und sie war hellauf begeistert: ,So eine Taille hatte ich noch nie‘, meinte sie.“ Eines der Zauber-Geheimnisse von Gabriele Hoffmann sind nämlich die eingearbeiteten Stäbchen, die außer der Braut niemand zu Gesicht bekommt. „Die sind aber flexibel und bequem. Damit kann man atmen, lachen und Rock’n’Roll mit Überschlage ginge auch.“
Schwieriger ist es da manchmal, sämtliche Wünsche und Ideen der Braut und ihrer Begleiterinnen unter einen Hut zu bringen. Viele bringen Freundinnen und Familie mit, die bei Kaffee und Sekt die Kleider begutachten. Einige Frauen sehen an sich trotz Top-Figur Problemzonen. Bei anderen meint die Mutter, dass das Tattoo auf dem Arm überhaupt nicht zur feinen Spitze passe. „Ich bin immer Team Braut. Stil-Brüche finde ich klasse.“
Meist sieht Gabriele Hoffmann auf den ersten Blick, welcher Schnitt die „Ja“-Sagerin am besten zur Geltung bringt. Sie berät ehrlich, macht Vorschläge, zeigt vergleichbare Exemplare. Jedes Kleid ist am Ende ein Unikat. Das Outfit muss zur Persönlichkeit, aber auch zur Location und zum Stil der Feier passen.
Drei Anprobe-Termine bis zur Hochzeit gibt es. Standard ist selten. Einmal hat Gabriele Hoffmann sogar ein sogenanntes Naked-Kleid gefertigt: Nur auf der Brust, im Schambereich und am Po wurde Spitze aufgebracht, der Rest des Körpers schimmerte durch das aufregende Modell hindurch. „Das ist hier nicht wie bei Tüll und Tränen. Und eine Glocke gibt’s auch nicht, wenn der Dress gefunden wurde: Wir sind doch nicht auf dem Viehmarkt.“
Die meisten Gründe, warum noch einmal etwas geändert werden muss, sind Gewichtsunterschiede und Schwangerschaften. Ab 2000 Euro kostet die Maßanfertigung – nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Nachhaltigkeit ist dem Team ebenfalls wichtig. Alle Kleider können nach der Hochzeit nämlich gekürzt und eingefärbt werden und bekommen somit ein zweites Leben als Abendgarderobe. Männer müssen übrigens zu einem anderen Ausstatter: „Als im Studium Männer-Mode dran war, hab‘ ich mich nur gelangweilt.“
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Ihr eigenes Brautkleid durfte Gabriele Hoffmann allerdings nicht schneidern. „Das muss jemand anderes machen, sonst bringt das Unglück.“ Die 57-Jährige hatte aber genaue Vorstellungen. „Ich war bestimmt eine undankbare Kundin.“ Geschadet hat’s nicht. Mit ihrem Mann hat sie vor einiger Zeit Silberhochzeit gefeiert.
>> Bräute müssen ein halbes Jahr Vorlauf einplanen
Interessierte können online auf der Seite www.zauberkleid.de einen Termin vereinbaren. Die erste Anprobe samt Beratung dauert rund zwei Stunden. Wer sich etwas anfertigen lassen möchte, sollte sechs Monate Vorlauf einplanen.
Wer mag, kann auch eigene Skizzen, Ideen oder Fotos mitbringen. „Man hat bei jeder Anprobe Einfluss auf den Entstehungsprozess“, betont Gabriele Hoffmann.