Duisburg. Die Premiere der Flüstersitzung in Duisburg war ein Kontrastprogramm zu vielen anderen Karnevalsveranstaltungen. Es blieben aber Plätze frei.
Nostalgisch, aber keineswegs wehmütig ging es bei der ersten Duisburger Flüstersitzung im „Bora“ am Dellplatz zu. In anderen Städten gibt es so etwas schon seit einiger Zeit: Das Publikum darf und soll lachen, schunkeln und singen. Aber wenn irgendwer auf der Bühne redet, muss im Saal Ruhe herrschen. Bei der Duisburger Premiere gelang das großartig.
Sitzungspräsident Michael Jansen, nicht nur Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval (HDK), sondern auch Ehren-Rittmeister der Prinzengarde Duisburg, machte noch einmal mit allem Nachdruck klar, warum sich die Leibgarde des Prinzen zu diesem neuen Format entschloss: „Der Karneval driftet immer mehr Richtung Ballermann. Es gibt schon Karnevalsveranstaltungen, bei denen kein Redner und kein Tanzkorps mehr auftreten.“ Dagegen soll die Flüstersitzung ein Zeichen setzen.
Redner genossen die Ruhe bei Duisburger Karnvelassitzung
Tanzkorps und Tanzpaar der Prinzengarde ernteten für ihre Auftritte verdienten Applaus. Prinz Matthias I. und die Duisburger Kinderprinzen-Crew schlugen ruhigere Töne als bei anderen Auftritten an. Aber das Publikum war so diszipliniert, dass das vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre. Die karnevalistischen Redner, darunter Lieselotte Lotterlappen und Martin Schopps, die sonst oft gegen das Gequassel der Gäste im Saal anschreien müssen, genossen das sichtlich.
Den humoristischen Vogel schoss allerdings Kai Magnus Sting ab. Er witzelte über das Gendern. „Warum heißt es eigentlich Raucher-/innen, obwohl die das nur draußen dürfen?“ Und er machte kein Hehl daraus, dass er neulich dreieinhalb Stunden lang in einer Art Schockstarre im Fernsehen eine Musik-Show mit Florian Silbereisen anschaute. Wen er da alles gesehen habe: „Vicky Leandros! Ich wusste gar nicht, dass die noch lebt. Und Roland Kaiser, auf der Jagd nach Sauerstoff.“
Falls es in seiner hoch geschwinden Rede einen roten Faden gab, Kai Magnus verlor ihn in einem Gewirr aberwitziger Pointen. Was vielleicht auch daran lag, dass er beim dritten Bier die ersten zwei schon wieder vergessen hatte. „Das ist der Vorteil des Alters.“
Trotzt freier Plätze: Auch 2025 soll es die Flüstersitzung geben
Auch musikalisch war die Sitzung ein Hochgenuss. Das Orchester Lorenz begleitete alle Auftritte, so wie das früher einmal im Karneval üblich war. Sänger und Trompeter Michael Kuhl schlug einen wunderschönen Bogen von Willi Ostermann über die „Bläck Fööss“ bis zu sich selbst. Die „Rabaue“, sonst eher selten leise unterwegs, zeigten sich von einer ganz anderen Seite: Ohne elektrisch verstärkte Instrumente, nur mit Gitarre, Bass und Quetsche im Anschlag, erinnerten sie als Trio an Günter Eilemann („Eetz kütt et rut, rut, rut“), an Karl Berbuer („Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“) und Jupp Schmitz („Am Aschermittwoch ist alles vorbei“). Viele Gäste schwelgten da in glückseligen Erinnerungen und sangen kräftig mit.
Mit der ersten Flüstersitzung hat sich die Prinzengarde um den Karneval verdient gemacht. Finanziell war die Sache weniger erfolgreich. Statt der erwarteten knapp 180 Besucher kamen nur gut 100. Die Prinzengarde machte aus der Not eine Tugend und sorgte dafür, dass es das Publikum an wunderschön dekorierten Tischen, die es eigentlich gar nicht geben sollte, so richtig gemütlich hatte.
„Es wird auch im nächsten Jahr eine Flüstersitzung geben“, verspricht Kai-Uwe Otto, Zahlmeister der Prinzengarde. „Das Format muss erst in den Köpfen so richtig ankommen. Und wir haben den langen Atem dafür.“