Duisburg. Die Waldschule in Baerl ist Duisburgs einzige Evangelische Grundschule. Warum Rat und Verwaltung das ändern wollen – und wer final entscheidet.

Schon länger wird darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, dass die einzige Grundschule im Duisburger Stadtteil Baerl konfessionell gebunden ist. Jetzt hat der Schulausschuss einstimmig beschlossen, ein Umwandlungsverfahren in Gang zu setzen. Ziel ist es, aus der Evangelischen Waldschule eine städtische Gemeinschaftsgrundschule zu machen. Der Rat der Stadt muss das am 19. Februar noch bestätigen.

Und dann liegt es in der Hand der Eltern, deren Kinder die Waldschule besuchen. Damit die Umwidmung möglich ist, müssen in einer Abstimmung Eltern von mehr als der Hälfte der Schülerinnen und Schüler zustimmen. Im Frühjahr soll es für die Eltern der Schule eine Informationsveranstaltung geben, im Anschluss startet das Abstimmungsverfahren. Mit einem Ergebnis wird bis April 2024 gerechnet, sodass die Schule zum kommenden Schuljahr 2024/25 bereits Gemeinschafts-Grundschule wäre.

Waldschule in Duisburg soll konfessionslos werden – zum Wohle aller Baerler Kinder

Sowohl die politischen Vertreter als auch die Stadt als Schulträger möchten damit künftig sicherstellen, dass „alle Baerler Kinder – unabhängig von der Konfession – einen wohnortnahen Schulplatz erhalten“, wie es in der Vorlage heißt. Aktuell hätten Kinder aus evangelischen Familien in ganz Duisburg den Vorrang vor Nachbarskindern, die einer anderen oder keiner Konfession angehören.

Noch gilt für die einzige evangelische Schule ganz Duisburg als Schuleinzugsbereich, nach der Umwidmung müsste für sie der Schuleinzugsbereich neu festgelegt werden.

In den vergangenen Jahren mussten an der zweizügigen Schule immer wieder Kinder abgewiesen werden. Die Bezirksvertretung hatte deshalb schon vor einem Jahr die Umwandlung beschlossen.

„Bekenntnisschulen sind ein Anachronismus“

Im Schulausschuss betonte Kira Schulze-Lohoff (FDP), dass „das Merkmal der Konfession nicht mehr zeitgemäß ist“ und man die Umwandlung begrüße. Barbara Laakmann (Linke) begrüßte die Umwandlung ebenfalls, fragte aber nach einem Plan B, falls die Eltern dem Plan nicht zustimmen.

„Es ist nirgends so dringlich wie in Baerl“, sagte Bildungsdezernentin Astrid Neese und bezeichnete die anstehende Abstimmung als „Zitterpartie“, aber der Elternwille müsse entscheidend sein.

Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft bezeichnete die Existenz aller Bekenntnisschulen als Anachronismus. Helmut Kohl habe sie bereits in den 70er Jahren in Rheinland-Pfalz abgeschafft „und hier leben sie fort, dabei müssten alle auf den Prüfstand“. In Duisburg gibt es neun katholische Grundschulen.

Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft plädiert für die Abschaffung aller Bekenntnisschulen in Duisburg.
Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft plädiert für die Abschaffung aller Bekenntnisschulen in Duisburg. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Schulentwicklungsplan prognostiziert einen weiteren Anstieg in Homberg/Baerl

Für Baerler Kinder, die nicht an der zweizügigen Waldschule Platz finden, dienen die einige Kilometer entfernten Schulen in Homberg als Ausweichmöglichkeit. Aber im Schulentwicklungsplan hielt die Stadtverwaltung schon im letzten Jahr fest, dass die EGS Waldschule und die GGS Schillerstraße „an der Grenze zur Aufnahmekapazität“ agieren, die GGS Marienstraße zudem zweizügig ist, aber Anmeldungen für drei Züge bekommt. Und die Schülerzahl in den Stadtteilen Homberg und Baerl wachse weiter von 1250 auf 1350 im Schuljahr 2027/28.

Prognosen des Amtes für Schulische Bildung gehen davon aus, dass zum kommenden Schuljahr vier Kinder umverteilt werden müssten, im Schuljahr 2026/27 sogar fünf. Wäre die Waldschule eine GGS, könnten diese Kinder in Baerl zur Schule gehen.

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>>VERFAHREN ZUR UMBENENNUNG

  • Bereits die Bezirksvertretung hatte einen Beschluss für ein Einleitungsverfahren getroffen. Dazu ist allerdings ein Ratsbeschluss notwendig, auch wenn der Rat nicht darüber entscheidet, ob aus der Bekenntnis- eine Gemeinschaftsschule wird.
  • Die Stadtverwaltung begründet das damit, dass eine Bezirksvertretung nur Beschlüsse fassen darf, die nicht wesentlich über den Stadtbezirk hinaus gehen. Da an der Waldschule die evangelische Religionszugehörigkeit das vorrangige Aufnahmekriterium ist und konfessionelle Kinder aus ganz Duisburg die Schule besuchen, sind deren Eltern im Abstimmungsverfahren entsprechend auch stimmberechtigt.

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