Duisburg-Hochheide. Einkaufswagen werden in Duisburg-Hochheide wahllos abgestellt. Ein Hotspot: Die Ottostraße. Anwohner sind verärgert. Das sagen die Supermärkte.
Herrenlose Einkaufswagen prägen das Stadtbild in Duisburg-Hochheide. Zum Ärger vieler Anwohner, die beobachten, wie insbesondere im Bereich der Ottostraße zahlreiche Bewohner des Hochhauses nach dem Einkaufen ihre Wagen mitten auf den Gehwegen abstellen und nicht wieder zurückbringen. In welchem Ausmaß zeigt ein Facebook-Post.
Das Problem mit den Einkaufswagen gibt es in Duisburg-Hochheide schon seit Jahren
Zu sehen ist eine ganze Reihe an Einkaufswagen, die neben dem Hochhaus in einer Reihe stehen. Man könnte fast meinen, das Bild wurde auf dem Grundstück eines Supermarktes aufgenommen. „Die Einkaufswagen sind überall in Hochheide zu finden“, schreibt eine Nutzerin. „An der Ottostraße werden sie immer wieder an einer Ecke zusammengestellt (durch den Hausmeister), weil sie sonst über die ganze Straße verteilt rumstehen.“
Ein anderer User schreibt: „Die neue Müllabladestelle ist ja jetzt wohl rechts vom Hochhaus, wo eigentlich theoretisch ein Spielplatz ist. Da stehen auch einige Einkaufswagen voll mit Müll und Sperrmüll.“ Ein anderer Nutzer wiederum fragt sich, was aus dem Stadtteil nur geworden ist.
Das fragt sich auch Uwe Schock. Er ist in den 90er Jahren mit seiner Frau aus Ostdeutschland nach Hochheide gezogen. „Die Situation, dass Einkaufswagen wahllos abgestellt werden, gibt es hier schon seit Jahren“, betont der Anwohner. Er lebt in einer Seitenstraße in der Nähe des verkommenen Hochhauses – auch als Weißer Riese bekannt. „Hauptsächlich sind die Wagen quer um das Hochhaus verteilt. Die Bewohner stellen sie kreuz und quer ab. Einmal abgestellt, bleiben sie dann da auch stehen“, ärgert sich Schock.
Doch nicht nur am Hochhaus stehen die Einkaufswagen. Immer wieder beobachtet Schock, dass an vielen Stellen in Hochheide die Wagen einfach abgestellt werden. Die meisten seien von Kaufland. Doch auch von Edeka sind immer wieder welche dabei, wie der Anwohner feststellten konnte. „Überspitzt gesagt entsteht manchmal der Eindruck, dass hier mehr Einkaufswagen stehen als bei den Supermärkten“, so Schock. Beschwert hat er sich erstmals 2021 bei Kaufland selbst. „Das war aber erfolglos. Ich habe lediglich als Rückmeldung bekommen, dass ich mich an die Filialleitung wenden soll.“
Bei der Stadt Duisburg sind wegen der Einkaufswagen in Hochheide schon einige Beschwerden eingegangen
Und auch an das Stadtteilbüro hat er in der Vergangenheit bereits Bilder und Beschwerden geschickt. „Mir wurde mitgeteilt, dass man mit den verantwortlichen Filialleitern Gespräche geführt habe. Geändert hat das aber nichts.“
Bei der Stadt Duisburg gehen einige Beschwerden mit explizitem Bezug auf die Einkaufswagen ein, heißt es auf Nachfrage unserer Redaktion. „In allen Fällen begutachtet der städtische Außendienst des Bürger- und Ordnungsamtes bzw. die Abfallaufsicht die Situation vor Ort und informiert im Bedarfsfall die Wirtschaftsbetriebe Duisburg“, betont Pressesprecherin Gabi Priem. Würden sich die abgestellten Einkaufswagen einer Einzelhandelskette zuordnen lassen, so würde die Stadt diese informieren und darum bitten, die Wagen abzuholen. „Lassen sich abgestellte Einkaufswagen, die auf öffentlicher Fläche stehen, nicht zuordnen, informiert die Abfallaufsicht des Bürger- und Ordnungsamtes die Wirtschaftsbetriebe Duisburg. Hier kommt dann nur die Entsorgung infrage“, so Priem. Explizite Kontrollen wegen der Einkaufswagen würden allerdings nicht stattfinden.
Schock sieht klar Kaufland und Edeka in der Verantwortung, etwas gegen die abgestellten Einkaufswagen zu unternehmen. „Die müssen die Wagen regelmäßig wieder abholen.“ Denn eines steht für den Anwohner fest: „In keinem anderen Stadtteil in Duisburg sind die Zustände wie hier.“ Nirgendwo sonst könnte er beobachten, dass sich so eine Vielzahl an Einkaufswagen anhäufen. „Ich finde es einfach nur noch traurig“, sagt Schock.
Mitarbeiter von Kaufland würden regelmäßig die Einkaufswagen in Hochheide einsammeln
Das Problem ist den Supermärkten durchaus bekannt. So auch der Einzelhandelskette Kaufland, die eine Filiale an der Kirchstraße 96 betreibt: „Das Abhandenkommen unserer Einkaufswagen ist für uns aus zweierlei Gründen sehr unglücklich“, erklärt Kaufland-Sprecherin Alisa Götzinger. „Zum einen möchten wir unseren Kunden immer eine ausreichende Anzahl an Einkaufswagen zur Verfügung stellen. Zum anderen können Einkaufswagen, die außerhalb unseres Geländes abgestellt werden, eine Gefahrenquelle darstellen.“ Daher sei das Unternehmen dankbar über jeden Hinweis in Bezug auf herrenlos abgestellte Einkaufswagen. „Unsere Mitarbeiter sammeln diese Einkaufswagen ein und bringen sie zurück.“
Dass Mitarbeiter regelmäßig die Wagen abholen würden, konnte Uwe Schock bisher jedoch nicht beobachten. Ganz im Gegenteil sogar: Er beobachtet, wie selbst im direkten Umfeld von Kaufland, die Einkaufswagen nicht eingesammelt werden. So würden Einkaufswagen und Körbe in direkter Nähe zur Filiale oder sogar direkt auf dem Kaufland-Parkplatz wahllos abgestellt werden. Teilweise stünden sie dann auch das gesamte Wochenende dort. Er fragt sich: „Ist Kaufland nicht in der Lage bei Ladenschluss, diese einzusammeln und sie in der dafür bereit gestellten Fläche zu verschließen?“
Der Discounter Aldi Süd beauftragt auch einen externen Dienstleister, um die Einkaufswagen zurückzubringen
Doch nicht nur von Kaufland stehen Einkaufswagen in Hochheide verteilt. Auch der Discounter Aldi Süd bestätigt, dass regelmäßig Einkaufswagen von seiner Filiale an der Moerser Straße 225 mitgenommen werden. Zum Ärger des Unternehmens, denn: „Die Anschaffungskosten für Einkaufswagen sind sehr hoch. Zudem möchten wir unseren Kundinnen und Kunden ausreichend Wagen zur Verfügung stellen“, so Sprecherin Carolin Sunderhaus. Sobald dem Discounter jedoch bekannt ist, wo die Einkaufswagen abgestellt wurden, würde man Mitarbeiter oder einen externen Dienstleister beauftragen, um sie einzusammeln. Zudem betont die Sprecherin: „Werden Einkaufswagen im großen Stil gestohlen, behalten wir uns vor, dies zur Anzeige zu bringen.“
Edeka Paschmann, die ebenfalls an der Moerser Straße 227 eine Filiale betreiben, teilt zudem mit, dass man sich die Situation vor Ort nun genau anschauen möchte. „Derzeit habe ich noch keine Kenntnis davon, dass dort so viele unserer Einkaufswagen stehen. Wenn sich dies bewahrheitet, werden wir weiterschauen“, so Geschäftsführer Falk Paschmann.