Duisburg. Höhere Kosten, weniger Patienten, Reformen: Duisburgs Kliniken müssen in der Not neue Allianzen bilden. Dass alle überleben, ist nicht sicher.
Der erbitterte Konkurrenzkampf, den sich die Duisburger Kliniken über viele Jahre geliefert haben, steht vor dem Ende. Patientenzahlen sinken, die Verweildauer wird kürzer, gleichzeitig steigen die Kosten. Auch die anstehende Klinikreform fordert Zentrenbildung und den Abbau von Mehrfach-Strukturen. Verhandlungen der Johanniter über einen Einstieg bei den Sana-Kliniken Duisburg sind eine der neuen Allianzen, denen weitere folgen könnten. Dass am Ende alle Häuser überleben, ist keinesfalls sicher.
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Insider zur Duisburger Kliniklandschaft: „Johanniter steigen nur dort ein, wo sie auch das Sagen haben“
Zwei große Player dominieren die Duisburger Kliniklandschaft: Das ist neben dem Helios-Konzern (St. Johannes, Marienkrankenhaus, St. Anna und Klinikum Homberg) das Evangelische Klinikum Niederrhein (EVKLN, mit Fahrner Krankenhaus, Herzzentrum, Bethesda). Als überregionale Unfallklinik hat die BG Klinik in Buchholz eine Sonderstellung.
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Seit der Versuch von Sana scheiterte, die beiden einstigen Malteser-Häuser St. Anna und Homberg zu übernehmen, steht das Sana-Klinikum am Kalkweg ebenso ohne regionalen Partner da wie die Johanniter, deren Liaison mit dem ebenfalls protestantisch geführten Bethesda schon vor Jahren schnell scheiterte.
Die seinerzeit vereinbarte 50:50-Partnerschaft sei ein Geburtsfehler gewesen, sagt ein Insider: „Die Johanniter steigen nur dort ein, wo sie auch das Sagen haben.“
Duisburger Kliniken zwischen Reform und Modernisierungsdruck
Dieser Satz hat Relevanz mit Blick auf den möglichen Einstieg des Ritterordens bei den Sana Kliniken Duisburg. Und er erklärt, warum die Johanniter nicht etwa eine naheliegende Partnerschaft zum ebenfalls protestantischen Klinikverbund in Duisburg, dem EVKLN suchen, sondern zum Münchner Klinikkonzern.
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Viel Bewegung kommt aktuell durch mehrere Faktoren in die Kliniklandschaft: Die Corona-Krise, Kostensteigerungen, sinkende Fallzahlen und Personalknappheit bringen auch die bislang gesunden Häuser unter erheblichen Druck. Diesen verstärkt die anstehende Klinikreform von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), der Spezialisierung und Zentrenbildung einfordert. Gleichzeitig erleben die Träger, dass sie Modernisierungskosten selbst schultern müssen, weil sie vom Land nicht refinanziert werden.
Manager: Duisburg gilt als Negativbeispiel für Überversorgung
Klar ist mittlerweile allen: Jedes Haus braucht ein Geschäftsmodell, das künftig mit weniger Geld und einem kleineren Leistungsspektrum tragfähig ist. Das setzt nicht nur die Schwächsten unter Handlungsdruck. „Wir werden bald Allianzen erleben, die noch vor einem Jahr als völlig ausgeschlossen galten“, berichtet einer der beteiligten Akteure.
Es gilt nun, in vielen Jahren harter Konkurrenz aufgebaute Doppelstrukturen in Kooperationen zu überführen. Duisburg gelte „bundesweit als Negativbeispiel für Überversorgung im Klinikbereich“, sagt ein langjähriger Klinik-Manager.
NRW ist unterteilt in „Versorgungsbereiche“. Zu Duisburg gehören auch die Kreise Wesel und Kleve. Als weitgehend klar sortiert gilt der Duisburger Norden, mit dem Klinik-Neubau von Helios St. Johannes und dem runderneuerten Ev. Krankenhaus Nord (EVKLN), das im kommenden Jahr auch das Herzzentrum aus Meiderich aufnehmen wird.
Kliniken im Westen: Konkurrenz auch mit den Häusern in Moers
Spannend wird’s südlich der Ruhr und westlich des Rheins. Den Bereich Mitte/Süd teilen sich mit den Sana-Kliniken, Helios (St. Anna/Huckingen und Marienkrankenhaus/Hochfeld) und Bethesda (EVKLN) vier Träger mit erheblichen Überschneidungen im medizinischen Leistungsangebot.
Wenig einfacher ist die Situation für die beiden West-Kliniken der Johanniter in Rheinhausen und Helios in Homberg. Sana betreibt in Rheinhausen das psychiatrische Bertha-Krankenhaus. Beide stehen nicht nur in Konkurrenz zu den rechtsrheinischen Mitbewerbern, sondern auch zu den Krankenhäusern im benachbarten Moers.
Dass eine erste, Rhein-überschreitende Allianz nun zwischen Sana und den Johannitern konkrete Formen annimmt, überrascht auch Insider des Duisburger Klinikwesens. Auf ein gemeinsames medizinisches Konzept sind nicht nur die Belegschaften beider Häuser gespannt.