Duisburg-Altstadt. Tee-Gschwendner-Chef Thorsten Schoemann glaubt an Duisburg. Doch oft ärgert er sich schwarz. Warum er sich von der Stadt allein gelassen fühlt.

Alles ist neu: Fußboden, Regale, Wände und Lampen. Nach dem Umbau wirkt die Filiale von „Tee Gschwendner“ an der Königstraße wie „einmal auf links gedreht“. So jedenfalls beschreibt es Thorsten Schoemann, Chef des Geschäfts, das seit knapp 30 Jahren in der Duisburger Stadtmitte ansässig ist. Wie viel er genau in seine Filiale investiert hat, will der Franchisenehmer nicht verraten. Aber eins ist sicher: Es war eine hohe Summe. „Andere kaufen dafür ein Haus“, lacht Schoemann.

„Tee Gschwendner“ in Duisburg: Chef glaubt an die Stadt

Franchisenehmer Thorsten Schoemann hat seinen Laden an der Königstraße „einmal auf links gedreht“: Ob Regale, Lampen oder Boden – alles ist neu.
Franchisenehmer Thorsten Schoemann hat seinen Laden an der Königstraße „einmal auf links gedreht“: Ob Regale, Lampen oder Boden – alles ist neu. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Seine Investition soll sich in den nächsten zehn Jahren rechnen. Denn Schoemann hat nicht nur eine „Passion, Tee zu verkaufen“, sondern vor allem: Er glaubt an die Duisburger Innenstadt und die Menschen, die zum Einkaufen hierher kommen. „Wir haben viele Stammkunden“, beschreibt der 48-Jährige. Er fühlt sich bestätigt, „mit der Investition das Richtige getan zu haben“. Für ihn als Kaufmann lohne es sich in Duisburg. Noch. Denn es gibt etwas, worüber sich Schoemann immer wieder ärgert: „Die Stadt arbeitet gegen den Einzelhandel“, findet er.

„Einzelhändlern in Duisburg werden Steine in den Weg gelegt“

Schon oft habe man ihm und anderen Duisburger Geschäftsleuten Steine in den Weg gelegt. „So wollte ich zum Beispiel in die Glaspavillons an der Kuhstraße ziehen, für zwei, drei Wochen, während der Umbauarbeiten hier bei uns im Laden.“ Deswegen habe er bei der Gebag nachgefragt. Doch von dort sei sein Vorschlag direkt abgeblockt worden. „Ohne mir Gründe zu nennen“, beschreibt Schoemann.

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Mit dieser Erfahrung steht Schoemann nicht alleine da. Auch Galerist Frank Wohlfarth von der Yotomy Art Gallery an der Kuhstraße hatte Ideen für die Pavillons direkt vor seinem Laden, wollte sie mit einem riesigen Wandgemälde verschönern. Der Duisburger stellte eine Anfrage bei der Stadtverwaltung, reichte sogar die geplanten Motive ein, aber auch er kassierte eine Absage.

Auf Nachfrage der Redaktion erklärt die Gebag, die für die Vermarktung der Objekte zuständig ist, die Pavillons sollten zurückgebaut werden und würden daher nicht mehr vermietet. Auch die „Frühen Hilfen“ würden die Pavillons „voraussichtlich Ende Juni“ verlassen. Die Stadt erklärt, die Umgestaltung des Bereichs Kuhstraße/Kuhtor sei „voraussichtlich für 2027 vorgesehen“. Der genaue Zeitpunkt hänge aber vor allem von Fördermitteln für die geplanten Maßnahmen ab.

Durch die Buden auf dem Weihnachtsmarkt würde er mit seinem von der Laufkundschaft auf der linken Seite der Köngistraße abgeschottet, klagt der Tee-Gschwendner-Chef. Duisburg Kontor sieht das anders: Die Sicht auf die Geschäfte auf der rechten Seite der Königstraße sei „nie vollständig versperrt“.
Durch die Buden auf dem Weihnachtsmarkt würde er mit seinem von der Laufkundschaft auf der linken Seite der Köngistraße abgeschottet, klagt der Tee-Gschwendner-Chef. Duisburg Kontor sieht das anders: Die Sicht auf die Geschäfte auf der rechten Seite der Königstraße sei „nie vollständig versperrt“. © Tina Halberschmidt

Thorsten Schoemann hat für all das kein Verständnis. „Die wollen die Pavillons wohl lieber jahrelang leer stehenlassen“, sagt der Einzelhändler.

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Aktuell ärgert er sich ohnehin über etwas ganz anderes: Die Buden des Weihnachtsmarktes, die genau vor seinem Geschäft stehen, und sowohl „Tee Gschwendner“ als auch das Modegeschäft „Harders“ regelrecht von der Laufkundschaft abschneiden würden. „Man schottet uns ab“, bemängelt Schoemann. „Schauen Sie mal, es gibt nur noch einzelne Durchgänge, und dort sind auch noch Weihnachtsbäume.“ Das Kinderkarussell, das bis an den Lifesaver-Brunnen heranreicht, versperre den Weg zusätzlich.

Bauzaun behindert freie Sicht auf Geschäfte auf der Königstraße

Hinzukomme ein großer Bauzaun, der die Fußgängerzone in zwei Hälften teile und die freie Sicht auf „Harders“ und „Tee Gschwendner“ behindere. Der Zaun steht bereits seit dem Kürbisfest und ist mit einer Plane bespannt. Schoemann findet das ungerecht. „Wir Einzelhändler werden abgestraft. Dabei sind wir zwölf Jahre im Monat hier und der Weihnachts- und andere Märkte nur ein paar Wochen.“

Zum Kürbisfest wurde ein Bereich auf der Königstraße abgesperrt, um dort die neue Beleuchtung für den Weihnachtsmarkt zwischenzulagern.
Zum Kürbisfest wurde ein Bereich auf der Königstraße abgesperrt, um dort die neue Beleuchtung für den Weihnachtsmarkt zwischenzulagern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Sorgen machen Schoemann auch die vielen Leerstände in der Innenstadt, gegen die dringend etwas getan werden müsse, und die seiner Meinung nach „zu hohe Gewerbesteuer“. Positiv sieht er die im Verhältnis günstigeren Ladenmieten in Duisburg. Ein weiterer Kritikpunkt ist seiner Meinung nach aber die mangelnde Kommunikation zwischen den noch verbliebenen Duisburger Einzelhändlern und den Behörden.

Schoemann, dem auch die „Tee Gschwendner“-Filiale in Düsseldorf gehört, fordert mehr Gespräche und Kooperationen zwischen Stadt, Handel und Politik. „Wenn ich hier Bürgermeister wäre, würde ich von Tür zu Tür ziehen und mit den Einzelhändlern sprechen.“

Mehr miteinander arbeiten, nicht gegeneinander

Früher, auf dem Sonnenwall, wo sich lange Jahre das erste „Tee Gschwendner“-Geschäft befand, habe es so etwas gegeben. „Da sind unsere Ansprechpartner von der Stadt im Laden vorbeigekommen und haben sich vorgestellt.“ Für die Zukunft wünscht sich Schoemann, dass man in Duisburg wieder mehr miteinander arbeite, nicht gegeneinander.

Sein Wunsch könnte bald Wirklichkeit werden: Zum Ende unserer Recherchen besuchten Mitarbeiter der Stadtentwickler von „Duisburg Business Innovation“ (DBI) die „Tee Gschwendner“-Filiale persönlich, um den Kontakt zu Schoemann zu suchen. Ein gemeinsames Gespräch ist für das Frühjahr anberaumt.

>>> Duisburg Kontor: Weihnachtsmarkt versperrt Sicht auf Geschäfte nie vollständig

  • Auf Nachfrage der Redaktion erklärt Duisburg Kontor, dass der Bereich in Höhe von „Tee Gschwendner“und „Harders“ „nie so bestellt werde, dass die Sicht auf beide Geschäfte vollständig versperrt“ sei.
  • Die Buden, insbesondere beim Weihnachtsmarkt, würden so aufgebaut, dass es Sichtachsen und Durchgänge zu den dahinter befindlichen Geschäften gibt, erklärt Alexander Klomparend, Kommunikationschef bei der Duisburg Kontor GmbH.
  • Der Duisburger Weihnachtsmarkt ziehe innerhalb von sechs Wochen bis zu zwei Millionen Besucher an.