Duisburg. Im Duisburger Hafen verbindet eine neue Brücke die Kohleninsel mit der Ölinsel. Warum sie für das Gateway Terminal wichtig ist und wer sie nutzt.
Mit großen schwimmenden Schwerlastkränen ist am Mittwoch die neue Brücke zum Duisburg Gateway Terminal eingehängt worden. Der normale Duisburger Verkehr wird nicht darüber fahren, die Strecke ist als Einbahnstraße für Laster gedacht: Wenn im zweiten Quartal 2024 der erste Teil des Terminals in Betrieb geht, können Lkw diesen ausschließlich über die Schlickstraße anfahren und über die Brücke Richtung A59 verlassen. „Wir wollen den Schwerlastverkehr von Ruhrort fernhalten“, begründet Matthias Palapys, Leiter Bau und Technik bei Duisport. „Nicht die Lkw-Fahrer entscheiden über die beste Route, sondern wir.“
Um das möglich zu machen, musste Duisport mächtig Land aufschütten. Die Kohleinsel bekam zur besseren Verkehrsführung eine kleine künstliche Halbinsel vorne angebaut: Fachleute sprechen von einem sogenannten „Kastenfangedamm“, erklärt Hafensprecher Andreas Bartel, „einem durch seitliche Stützwände gehaltenen Böschungskörper“. Auf westlicher Seite verlängert er die Kohleninsel um rund 200 Meter in das Hafenbecken A hinein, an der Ostseite sind es 50 Meter.
Die Ausmaße sind gigantisch: „Es wurden insgesamt 360.000 Tonnen Verfüllboden, 1500 Tonnen Spundwandstahl, 231 Stück Anker und 678 Tonnen Stahlrohre verarbeitet“, sagt Bartel. Ein zweistelliger Millionenbetrag wurde für das Projekt investiert. Insgesamt steckt Duisport allein in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro in die Infrastruktur, teilt das Unternehmen mit.
Hafen Duisburg: Neue Brücke verbindet die Kohleninsel und die Ölinsel
„Nach der Gaterweg-Brücke und dem OB-Karl-Lehr-Brückenzug ist die Terminal-Brücke in diesem Jahr schon das dritte erfolgreiche Projekt, das die Infrastruktur in und rund um den Hafen deutlich verbessert. Duisburg kann Brücken“, sagt Matthias Palapys. Nicht zu vergessen die A40-Rheinbrücke, die die Logports links- und rechtsrheinisch verbindet.
Schon im Sommer sollte mit der Brücke die Verbindung zwischen der ehemaligen Kohleninsel und der Ölinsel hergestellt werden. Niedrigwasser vereitelte die Pläne der Hafengesellschaft, die Schwimmkräne hätten nicht genug Wasser unter dem Kiel gehabt auf ihrem Weg aus Rotterdam. Jetzt brachte das Rhein-Hochwasser den neuen Termin zum Wackeln, denn die Kräne mussten unter die Karl-Lehr-Brücke passen, um zur Ölinsel zu kommen.
85 Meter lange Stabbogenbrücke für den Lkw-Verkehr eingeschwommen
Am Mittwoch klappte es dann aber: Die Kräne „Matador“ (Hebekraft bis zu 400 Tonnen) und „Hebo-Lift 8“ (bis zu 300 Tonnen) nahmen die 85 Meter lange und knapp elf Meter breite Stabbogenbrücke an den Haken. Da sie windanfällig ist und die Schwimmkräne nicht gegenhalten könnten, wurden sie mit Drähten quer über Hafenbecken A stabilisiert, um die 500 Tonnen schwere Fracht sicher einschwimmen zu können.
Die neue Brücke ist in der Nähe von Magdeburg gebaut worden, die einzelnen Elemente wurden am Ufer zusammengeschweißt, berichtet Projektleiter Martin Sommer von Duisport. Das Bauwerk wurde in Millimeterarbeit auf sechs Brückenlagern positioniert, die künftig 1550 Tonnen Gewicht zu tragen haben. Denn auf die Stahlkonstruktion kommt noch eine fast 40 Zentimeter dicke Fahrbahnplatte aus Beton und Asphalt. Laster müssen sich also noch gedulden, bevor sie darüber fahren können.
Gateway Terminal soll im Sommer in Betrieb gehen – noch aber mit fossilen Brennstoffen
2022 erfolgte der Spatenstich, seither wächst das erste klimaneutrale Containerterminal im europäischen Hinterland auf der Kohleninsel. Wenn es im Sommer 2024 mit dem ersten Bauabschnitt an den Start geht, können Züge und Binnenschiffe mit drei Kränen entladen werden. Zwei der großen Portalkräne stehen bereits weithin sichtbar an ihrem künftigen Arbeitsplatz.
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Der Endausbau des Terminals ist für 2026 geplant. Bis dahin entsteht hier noch ein riesiges Gefahrstofflager für Tankcontainer. Perspektivisch setzt die Betreibergesellschaft auf eine eigene Energieversorgung. Dazu gehören Photovoltaikanlagen, Wasserstoff-Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen. Fossile Brennstoffe, mit der auf der Kohleninsel seit 1908 Geschäfte gemacht wurden, sollen hier bald Geschichte sein. Noch wird Duisport um deren Nutzung aber nicht herumkommen.
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Das Duisburg Gateway Terminal hat vier Gesellschafter: Neben Duisport (26 Prozent) sind dies das Schweizer Logistik-Unternehmen Hupac und die niederländische Firma HTS mit jeweils 26 Prozent sowie der Hafen- und Logistikkonzern PSA International Pte Ltd. aus Singapur (22 %), der im Sommer für die chinesische Staatsreederei Cosco eingestiegen war.
Investiert werden hier insgesamt hundert Millionen Euro, davon fließen 25 Millionen Euro in das Projekt Enerport II, über das 2026 die meisten Arbeiten im Terminal mit Strom betrieben werden sollen.