Duisburg-Neudorf. Seit 33 Jahren ist das Duisburger Café Steinbruch eine Institution. Doch die jungen Gäste bleiben aus. Jetzt sendet die Kneipe einen Hilferuf.

Es sind die kleinen Bühnen, die die Kulturlandschaft der Stadt erst richtig bunt machen. Davon ist Frauke Gentzow überzeugt. Die 57-Jährige arbeitet für eine der überregional bekannten Kneipen der Stadt: Als Bookerin ist sie unter anderem für die Künstlerauswahl im Steinbruch in Duisburg-Neudorf zuständig und kümmert sich um die Erstellung von Flyern und Plakaten.

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Der Job macht ihr Spaß. Und doch gibt es etwas, das nicht nur der Ur-Duisburgerin Sorgen bereitet, sondern dem gesamten Team. Denn der Steinbruch, der seit 33 Jahren als Familienbetrieb läuft, hat ein Problem: Das Publikum des Ladens, der auch mit Biergarten und einem großen Frühstücksangebot punktet, ist „mitgealtert“ – und der Nachwuchs bleibt aus.

Kultur in Duisburg: „Besucht auch die kleineren Locations, sonst sterben sie aus!“

Frauke Gentzow appelliert: „Besucht auch die kleineren Locations, sonst sterben sie aus!“
Frauke Gentzow appelliert: „Besucht auch die kleineren Locations, sonst sterben sie aus!“ © Café Steinbruch | Jürgen Bleekmann

Für Frauke Gentzow eine Schande. „Denn wir haben ja nicht so viele kleine Bühnen hier in Duisburg, die kulturelle Veranstaltungen abseits des Mainstreams anbieten.“ Ihr Appell: „Besucht auch die kleineren Locations, sonst sterben sie aus!“

Verantwortlich für die Entwicklung ist auch die Corona-Pandemie. „Durch Corona ist bei vielen ein Blues eingetreten“, beschreibt Gentzow. Vor drei Jahren seien ein oder zwei Konzertbesuche pro Woche noch für viele Menschen selbstverständlich gewesen. „Neue Leute kennenlernen, Bekannte treffen und immer die Neugierde auf improvisierte Musik. Doch heute sagen viele alte Stammgäste, dass sie auch gerne mal das Sofa vorziehen.“

Mit den Nachwuchssorgen steht der Steinbruch nicht alleine da

Die Alten sind also unbeweglicher geworden, und die Jungen interessieren sich für andere Dinge. „Das Publikum für kleine Clubkonzerte mit Jazz und Improvisation wächst leider längst nicht mehr nach. Da sind die Riesenshows und Festivals gefragt“, bedauert Frauke Gentzow.

Sie würde so manchem jüngeren Duisburger wohl gerne einen Schubs geben. Denn: „Die wenigen jungen Gäste, die zu den Konzerten kommen, sind immer wieder begeistert, sowohl von der Musik und Stimmung als auch vom Ambiente eines kleinen Clubs.“ Wenn man Musikern so nah komme wie im Steinbruch und die Energie spüre, die von der Bühne ausgehe, das lasse keinen kalt.

Früher kamen die Menschen regelmäßig in den Steinbruch, um neue Leute kennenzulernen, Bekannte zu treffen und improvisierte Musik zu hören.
Früher kamen die Menschen regelmäßig in den Steinbruch, um neue Leute kennenzulernen, Bekannte zu treffen und improvisierte Musik zu hören. © Café Steinbruch | Jürgen Bleekmann

Mit den Nachwuchssorgen steht der Steinbruch nicht alleine da: Auch die Duisburger Disco Pulp überlegt sich aktuell neue Konzepte, um auf Dauer überleben zu können. Im Steinbruch versucht man jetzt, die Gäste – ob jung oder alt – mit neuen Formaten anzulocken. Die Idee zur „BÆMM BEAT Party“, die seit Ende vergangenen Jahres regelmäßig am ersten Samstag im Monat stattfindet, kam sogar von den Besuchern selbst.

„In Neudorf gab es keine regelmäßige, öffentliche Partyreihe mehr. Als Gäste uns auf die Situation ansprachen, war schnell klar, dass sich unser Saal hervorragend für eine solche Feier eignen wird“, sagt Frauke Gentzow. An jedem ersten Donnerstag findet zudem die Session „Jam to DU“ statt, an der jeder Musiker teilnehmen kann.

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Cover-Konzerte tragen andere Veranstaltungen

An den Wochenenden gibt‘s zudem regelmäßig Cover-Gigs wie „Power Up – A Tribute to AC/DC“ am Freitag, 6. Oktober, oder zwei Wochen später, ebenfalls am Freitag, „Roxxette – This Tribute is a Passion”. Die ausgesuchten Cover-Konzerte tragen dazu bei, dass sich die Jazz-Veranstaltungen in der Woche finanziell tragen: Wenn der Laden voll ist, ist das auch gut für die Genres, die es schwerer haben auf dem Markt und das Publikum nicht magisch anziehen.

2024: Schon 140 Konzerte geplant

„Wir halten daran fest, dem Jazz eine Bühne zu bieten“, bekräftigt Frauke Gentzow. Das Engagement wurde in der Vergangenheit vom Bund mit dem „Applaus“-Award ausgezeichnet. Und vom Land NRW gab’s eine Prämie für ein herausragendes Programm. Für 2024 sind schon jetzt 140 Konzerte geplant. Nun müssen sie nur noch kommen, die jungen Gäste.

>>> Steinbruch in Duisburg: Kneipe mit langer Tradition – so fing alles an

  • Die Kneipe Café Steinbruch in Duisburg-Neudorf hat eine lange Tradition.
  • Zuerst wurden hier die Arbeiter des nahe gelegenen Steinbruchs satt. Um 1900 lag das Gartenrestaurant „Zum Steinbruch“ noch an der „herrlichsten Stelle des Duisburger Waldes“ und warb mit der Spezialität „Frische Eier“.
  • 1936 war es vorbei mit der Waldesruhe, denn da kam die Autobahn. Nach dem Krieg war der Saal des Restaurants mit Flüchtlingen belegt.
  • Als Rolf Stanietzki das Lokal im Januar 1990 übernahm, war das Gebäude entkernt worden, aber die Renovierung noch nicht abgeschlossen. Er startete mit Kneipe und kleinem Restaurant, dazu Biergarten, der Saal wurde später angebaut. Von Anfang an wurde im Steinbruch Live-Musik gespielt.
  • Alle Infos zu Konzerten und Terminen finden sich auf www.steinbruch.de.