Duisburg. . Der Steinbruch ist Kneipe, Café, Restaurant und Treffpunkt für Freunde einmaliger Konzerte. Das Programm wurde mit dem Preis „Applaus“ gekrönt.

Zuerst wurden hier die Arbeiter des nahe gelegenen Steinbruchs satt. Um 1900 lag das Gartenrestaurant „Zum Steinbruch“ noch an der „herrlichsten Stelle des Duisburger Waldes“ und warb mit der Spezialität „Frische Eier“. 1936 war es vorbei mit der Waldesruhe, denn da kam die Autobahn. Nach dem Krieg war der Saal des Restaurants mit Flüchtlingen belegt, was dem damaligen Wirt Karl Ambaum Sorgen bereitete.

Als fast ein halbes Jahrhundert später Rolf Stanietzki im Januar 1990 das Lokal übernahm, war das Gebäude entkernt worden, aber die Renovierung noch nicht abgeschlossen. Er startete mit Kneipe und kleinem Restaurant, dazu Biergarten, der Saal wurde später angebaut. Zwar wurde im Steinbruch von Anfang an Live-Musik gespielt, „für die kam aber keiner hierher“, sagt Stanietzki, damals Betreiber des Old Daddy an der Steinschen Gasse und heute auch des Grammatikoff am Dellplatz. In der Techno- und House-Zeit seien Diskotheken mehr angesagt gewesen, erinnert er sich.

„Lagerfeuer“-Abende mit Reisevorträgen

Bis zum Spielstättenpreis „Applaus 2018“, den die Initiative Musik für „ein kulturell herausragendes Programm mit mindestens 104 Konzerten“ vergibt, sind also viele Autos über die A3 gerollt. Wie das ganze Angebot mit Kaminecke, Kneipe und Café, mit Biergarten und Konzertsaal erst wachsen musste, hat sich auch das Programm langsam entwickelt, das fast ganz auf Live-Musik setzt. Eine Ausnahme sind die „Lagerfeuer“-Abende mit Reisevorträgen.

Nach ersten Versuchen mit Free Jazz, ankerte die erste erfolgreiche Reihe sonntags mit Jupp Götz’ „Trionova“ und „ist Kult geworden“, so Stanietzki. Für Schlagzeuger Andy Pilger wurde der Steinbruch sozusagen zum zweiten Wohnzimmer. Er etablierte die Mittwochsreihe „Groove Attack“, zu der er wechselnde Gäste einlädt, während er sonntags bei „Smooth Attack“ Coversongs in neuem Gewand präsentiert. An jedem vierten Mittwoch im Monat gibt es „Funky Grooves“ mit tanzbaren Sounds.

Kontakte zu vielen Showgrößen

Pilger, seit 30 Jahren Schlagzeuger beim „Starlight Express“, hat Kontakte zu Musikern, die im Show-Geschäft zu den Großen gehören wie Perkussionist Roland Peil, der mit den Fantastischen Vier, Peter Maffay oder Till Brönner zusammen gearbeitet hat. Hochkaräter, die hier auf der Bühne immer für einmalige Abende sorgen.

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Im Steinbruch lernten sich Andy Pilger und Frauke Gentzow kennen, die als „Neudorfer Kind“ zu den Stammgästen gehörte und jetzt das Programm mitgestaltet. Sie war es auch, die die Idee hatte, sich für den „Applaus“ zu bewerben. „Ich wäre mit meiner kleinen Bude nie drauf gekommen“, sagt Stanietzki. „Mit der Qualität und der Häufigkeit der Konzerte hätte der Steinbruch längst einen Preis bekommen können“, sagt Frauke Gentzow. Verlangt er doch (in der Katgorie I) ein „kulturell herausragendes“ Programm mit über 104 Live-Konzerten pro Jahr, darunter auch mit deutschen Musikern.

Der Eintritt ist frei

Wie Echo-Preisträger Hanno Busch, Jazz-Gitarrist aus Wuppertal, Begleiter von Sasha, Peter Kraus und Max Mutzke. Oder den renommierten Jazzern von „The Dorf“, der von Jan Klare gegründeten Großformation, der auch Bassist Tim Isfort, früherer Traumzeit-, jetzt Moers-Festivalleiter, oder Trompeter John-Dennis Renken angehören. Als „The Dorf & Umland“ kommt sie in kleinen Besetzungen mit Gästen.

Auch bei Brenda Boykins Konzerten trommelt Andy Pilger (rechts).
Auch bei Brenda Boykins Konzerten trommelt Andy Pilger (rechts). © Wolfram Winterhoff

Die mit dem Preis verbundene Fördersumme von 40.000 Euro soll ins Programm und in technische Verbesserungen fließen. Die Musiker bekommen feste Gagen, obwohl der Eintritt grundsätzlich frei ist, weil sich Musik jeder leisten können soll, sagt Stanietzki. „Aber so können wir vielleicht auch mal Reisekosten oder das Hotel für Brenda bezahlen.“ Brenda Boykin aus Wuppertal gehört inzwischen zu den festen Säulen des Programms, sie swingt und rockt mit dem „Club der Belugas“ zur Freunde ihrer großen Fangemeinde immer am ersten Dienstag im Monat.

Einen festen Stammplatz im Programm haben auch die Musiker aus der Duisburger Band R.L. Madison, die in „Madison Time“ mit ihren Gäste improvisieren. Leisere, akustische Klänge, oft von jüngeren Singer-Songwritern, haben an der „Kaminlounge“ ihren Platz. Und das Trio Stringray lässt die Wochenenden sonntags abends mit seinem Satzgesang ausklingen.

>>VOLLES PROGRAMM IN DER ERSTEN JANUAR-WOCHE

Erreichbar ist der Steinbruch an der Lotharstraße 318-320 mit dem Bus (924, 923) vom Hauptbahnhof bis „Sportpark“.

Die ersten Januar-Termine: Brenda’s Night (1.), The Dorf und Umland mit Ensmblia Naj (2.) und Andy Pilgers Smooth Attack mit Sängerin Shanai (6.), Beginn jeweils um 20.15 Uhr.