Duisburg. Die Feuerwehr Duisburg sucht Notfallsanitäter. Ein Traumjob? Was Auszubildende über Glücksmomente und Schattenseiten des Berufs berichten.
Ein junger Mann stürzt in Duisburg vom Dach eines Hauses, liegt mit großen Schmerzen am Boden. Der alarmierte Rettungsdienst ist kurze Zeit später da. Dimitra Schöpp, Julian van der Sanden und Luke Mannel steigen aus dem Rettungswagen, kümmern sich sofort um den Schwerverletzten, der noch ansprechbar ist. Er bekommt Schmerzmittel und eine Beckenschlinge, weil eine Beckenfraktur befürchtet wird. Der Kopf wird fixiert. Die Drei arbeiten Hand in Hand, professionell und genau nach einem Leitfaden.
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Zum Glück ist es nur eine Übung für die Auszubildenden zum Notfallsanitäter bei der Feuerwehr Duisburg. Auch der vermeintlich Schwerletzte, Philipp Sobel, zählt dazu. Sie alle sind im dritten und letzten Lehrjahr und werden Ende August 2024 bei bestandenem Examen zu den ersten Absolventen der Akademie für Notfallmedizin und Rettungswesen in Homberg gehören.
Traumberuf Notfallsanitäter? Azubis in Duisburg berichten
Es handelt sich um die höchste nichtärztliche Ausbildung im Rettungsdienst. Ganz allgemein ist ein Notfallsanitäter am Einsatzort und auf dem Rettungswagen für die adäquate medizinische Versorgung der betroffenen Personen verantwortlich oder unterstützt den Notarzt. Wir haben uns nach der Übung mit Dimitra Schöpp und Julian van der Sanden (beide 21 Jahre alt) über ihre Ausbildung, Motivation, die Glücksmomente und Schattenseiten unterhalten.
Der Essener hat eine gewisse Vorerfahrung und hat sich nach dem Abitur beim Bundesfreiwilligendienst bei den Johannitern zum Rettungshelfer qualifizieren lassen. „Ich bin bei einigen Notfalleinsätzen mitgefahren und war von der Arbeit sehr beeindruckt“, erzählt Julian van der Sanden. „So wurde der Wunsch immer stärker, Notfallsanitäter zu werden.“
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Dimitra Schöpp aus Mülheim ist familiär „vorbelastet“. Ihr Vater ist Feuerwehrmann. „Ich hab ein Berufspraktikum bei der Feuerwehr in Mülheim gemacht“, sagt die 21-Jährige. „Der Rettungsdienst hat mich immer am stärksten interessiert.“ Deshalb hat sie sich nach dem Abitur direkt für die Ausbildung beworben – mit Erfolg, ebenso wie Julian van der Sanden.
„Ich war schon bei einer Geburt dabei“
Die beiden fahren bei Einsätzen regelmäßig mit, bekommen immer mehr Verantwortung, sind aber stets mit erfahrenen Kräften unterwegs. In den ersten beiden Lehrjahren haben die beiden Azubis schon einiges erlebt. „Ich war schon bei einer Geburt dabei“, erzählt Dimitra Schöpp. Eine dramatische Situation, sagt sie. „Bei einer Frau war bereits in der 27. Schwangerschaftswoche die Fruchtblase geplatzt. Es sah deshalb erst nicht gut aus. Das Kind wäre beinahe im Rettungswagen zur Welt gekommen. Es ist dann im Krankenhaus geboren worden und hat es tatsächlich geschafft.“
Einen Teil dazu beigetragen zu haben, erfüllt die 21-Jährige in solchen Momenten mit Freude. Große Glücksgefühle kommen auch immer dann auf, wenn Menschen erfolgreich reanimiert werden. „In solchen Situationen weiß man, warum man das macht“, sagt Julian van der Sanden.
Psychologische Hilfe ist immer da
Aber die beiden haben auch schon bedrückende Momente erlebt. „Todesfälle gehören leider zu dem Beruf dazu“, sagt der Essener. „Es braucht seine Zeit, eine Schutzhülle aufzubauen, aber es geht.“ Psychologische Hilfe sei aber immer vorhanden. „Besonders schlimm ist, wenn junge Menschen in unserem Alter sterben“, so die Mülheimerin. Man lerne den Wert der Gesundheit ganz anders zu schätzen.
Ist Notfallsanitäter trotzdem ein Traumberuf? Die beiden Azubis zögern hier keine Sekunde: „Ja!“ Eine Antwort, die übrigens auch Sina Giesebrecht (19) und Nadin Amghar (29) auf die Frage geben – obwohl sie ihre Ausbildung zum Notfallsanitäter zusammen mit 22 weiteren Neulingen erst am 1. September 2023 begonnen haben.
Der 29-Jährige aus Witten ist bereits ausgebildeter Rettungssanitäter. Als solcher ist er mit weniger Kompetenzen ausgestattet als ein Notfallsanitäter. Er assistiert ihm am Einsatzort, indem er zum Beispiel Medikamente aufzieht, aber in der Regel nicht verabreicht. „Ich wollte mehr Verantwortung“, sagt Nadin Amghar zu seinem Entschluss, Notfallsanitäter zu werden. Schon jetzt habe er seine Entscheidung nicht bereut. „Es macht riesigen Spaß.“
Sina Giesebrecht kann dem nur beipflichten. „Jeden Tag ins Büro zu gehen und nur vorm Computer zu sitzen, wäre nichts für mich“, sagt die 19-Jährige. Deshalb hat sich die Duisburgerin nach dem Fachabitur an der Gesamtschule Emschertal in Hamborn für die Ausbildung zum Notfallsanitäter beworben und ist wie Nadin Amghar unter rund 200 Bewerbern ausgewählt worden ist.
Sie habe jetzt schon eine Vorstellung davon, wie abwechslungsreich der Job ist. Er bietet zudem viele Weiterbildungsmöglichkeiten – und ist krisensicher. Die Nachfrage nach Notfallsanitätern steigt schon jetzt, da immer mehr geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen.
Bewusste Entscheidung für Ausbildung in der Heimatstadt
Sina Giesebrecht hat sich bewusst für die Ausbildung in Duisburg entschieden: „Es ist einfach besonders schön, Menschen in der Heimatstadt helfen zu können.“