Duisburg. Ein Jahr nach Sanierungsbeginn ist alles noch schlimmer: Wegen Gesundheitsgefahr ist eine Schule in Duisburg teilgesperrt. So wird improvisiert.

Seit einem Jahr laufen Bauarbeiten an der Alfred-Adler-Förderschule in Duisburg. Offenbar ist dadurch alles nur noch schlimmer geworden. Eine Sprecherin der Bezirksregierung bestätigt, dass ein Teil der Schule aufgrund des Gebäudezustands für den Unterricht seit dem 12. September nicht nutzbar sei.

Kinder aus sieben Klassen mussten von jetzt auf gleich zu Hause bleiben, dann besuchten die Klassen zwei Tage lang „außerschulische Lernorte“ oder bekamen „erlebnis- und sportpädagogische Angebote in der Turnhalle“, berichtet die Sprecherin.

Nach Teilsperrung: Busse fahren die Kinder zu anderen Schulen

Bis zu den Herbstferien kommt nun reichlich Bewegung an die Schule: Vier Klassen sollen im Gebäude der Hauptschule Ludgerusstraße unterrichtet werden, deren Schülerinnen und Schüler sind praktischerweise im Betriebspraktikum. „Die Abteilung Schülerspezialverkehr konnte im Rahmen eines Sonderplans einen zusätzlichen Schulbus akquirieren“, so die Sprecherin.

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Ein weiterer Bus liefert eine Klasse am städtischen Jugendzentrum ab, wo sie „übergangsweise beschult werden kann“. Auch die katholische Don-Bosco-Grundschule bekommt Besuch: Hier soll eine Klasse bis zu den Herbstferien in den Räumlichkeiten der OGS unterrichtet werden. Eine weitere Klasse wird im Betreuungsraum der Alfred-Adler-Schule unterrichtet.

Die OGS findet bis zu den Herbstferien nicht statt, eine Notbetreuung ist eingerichtet, sagt die Sprecherin. Die Schulaufsicht sei im intensiven Austausch mit dem Schulträger, wie der Unterricht nach den Herbstferien sichergestellt werden kann.

So weit die offizielle Darstellung aus Düsseldorf. Vor Ort sieht die Lage noch ein bisschen anders aus: Ein Drittel des Schulhofs ist gesperrt, überall stehen Bauzäune, an der Arbeit sind aber nur ein paar Leute, die sich als in Dortmund lebende Rumänen zu erkennen geben, tätig für ein niederländisches Unternehmen. Für das kaputte Dach, die defekten Toiletten, die Wasserschäden in den Klassen ist kein Gewerk zu sehen.

„Ganze Familien sind unter Stress“

Max geht in die vierte Klasse in Walsum. Seine Mutter Sabine Benter ist alleinerziehend, berufstätig. Die kurzfristige Teilschließung kostete sie vier Urlaubstage, um ihren Sohn zu betreuen. Jetzt holt sie ihn aus der Notbetreuung. Max mag seine Schule, die Klasse ist klein, nicht so laut. Zuvor war er an einer Grundschule im Gemeinsamen Lernen. „Da hatten wir einen Ruheraum, einen Spielraum, einen Toberaum“, sagt Max. „Aber viel zu wenig Lehrer“, ergänzt seine Mutter, weshalb sie wechselten.

Jetzt liest sie in der Eltern-Whatsapp-Gruppe mit. „Da gehen viele steil, die Schulschließung sorgt für Konflikte, ganze Familien sind unter Stress.“ Max kommt zum Glück trotzdem „hüpfend und springend“ aus der Schule heim, weil es „menschlich einfach passt, weil der Druck, den er vorher an der Grundschule hatte, weg ist“, erzählt seine Mutter.

Für Max und seine Mama Sabine Benter ist die Teilsperrung der Duisburger Schule eine Herausforderung.
Für Max und seine Mama Sabine Benter ist die Teilsperrung der Duisburger Schule eine Herausforderung. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Schulleiter Torsten Marienfeld bedauert die Belastung für die Familien. Auch für die Lehrkräfte ist es nicht einfach. Sie müssen viel Motivationsarbeit leisten, denn die Bustouren zu den Ersatz-Standorten seien weniger einfach als man vielleicht denke: „Wir sind eine Schule für Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf. Wir haben Kinder, die Angst haben bei Veränderung, sie können nicht einfach in einen Bus steigen“, beschreibt Marienfeld. Seit Jahren fehlt es den 200 Kindern an Differenzierungsräumen, Platz zum Spielen und Toben.

„Nach dem Starkregen sind wir ganz abgesoffen“

Es gebe zwar viele in der Stadtverwaltung, die helfen wollen, „aber wir brauchen keine Pflaster, sondern eine umfassende Sanierung, damit alle Kinder an einem Standort unterrichtet werden können“, fordert der Schulformsprecher. Ins Gebäude für die Hauptschulklassen regnete es schon im vergangenen Jahr hinein. Jetzt haben Dachreparaturen die Situation verschlimmert, denn die Arbeiten stoppten, als die Kosten stiegen und deren Übernahme so schnell nicht geklärt werden konnte.

Nach den Starkregen der vergangenen Wochen „sind wir ganz abgesoffen“, berichtet Marienfeld. In dem Gebäude stinkt es erbärmlich nach Schimmel, in Fluren und Klassenzimmern stehen Pfützen, kringeln sich Wasserflecken, ist es schwarz.

Die Unfallkasse habe wegen der Belastung für die Atemwege auch den angrenzenden Neubau gesperrt. Der Schulleiter hofft, ihn nutzen zu können, wenn die Bereiche abgetrennt wurden und ein separater Zugang den abgesoffenen Gebäudetrakt umgeht.

Schulleiter Torsten Marienfeld vor einem der gesperrten Klassenräume der Förderschule in Walsum. Starkregen hat für weitere Deckenschäden im Flur gesorgt.
Schulleiter Torsten Marienfeld vor einem der gesperrten Klassenräume der Förderschule in Walsum. Starkregen hat für weitere Deckenschäden im Flur gesorgt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Förderschule hat ab Oktober 17 Container auf dem Sportplatz

Das Atrium für die OGS ist schon lange gesperrt, ebenso die Toilettenräume. Einbrecher haben sich am Wochenende trotzdem am Fenster zum Putzraum zu schaffen gemacht. Die Spanplatte vor dem eingeschlagenen Glas fällt in dem Chaos kaum auf.

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Parallel wächst nebenan ein Containerdorf. Vier neue Container wurden angeliefert, aber keiner hat eine Tür. „Die Bauarbeiter sind durchs Fenster reingeklettert und müssen jetzt erst mal Zugänge schaffen“, erzählt er. Weitere sieben Container sind für Ende Oktober angekündigt, der ehemalige Sportplatz ist dann mit 17 Blechkisten rappelvoll. Wie die Kinder im Winter ihre Pausen draußen ohne Unterstellmöglichkeit verbringen sollen, ist dem Schulleiter allerdings schleierhaft. Wasseranschlüsse und Toilettencontainer: Fehlanzeige.

Auf dem Rondel spielen Grundschüler gern, jetzt sind darin Steine gestapelt, davor steht ein Zaun und versperrt den Zugang zum maroden Schulgebäude der Alfred-Adler-Förderschule. Durch das kaputte Dach regnet es in das Gebäude hinein, drinnen wächst schwarzer Schimmel.
Auf dem Rondel spielen Grundschüler gern, jetzt sind darin Steine gestapelt, davor steht ein Zaun und versperrt den Zugang zum maroden Schulgebäude der Alfred-Adler-Förderschule. Durch das kaputte Dach regnet es in das Gebäude hinein, drinnen wächst schwarzer Schimmel. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

>> STADT DUISBURG: 2,2 MILLIONEN EURO FÜR DACHSANIERUNGEN

Bereits Mitte 2022 hatte die Stadt Duisburg erklärt, dass notwendige Dachsanierungen für rund 2,2 Millionen Euro an zwei Gebäuden vom Immobilien-Management Duisburg geplant seien und im Frühjahr beginnen sollten. Bis dahin wurde das Dach provisorisch abgedichtet.

Jetzt sind auf dem Dach erkennbar Materialien gestapelt, die Abdichtungen sind weg, aber die Handwerker auch. Erst wenn das Budget erhöht wird, kann es hier weitergehen. Derweil beschädigen Regen und Schimmel das Gebäude weiter.

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