Duisburg. Die Schäden am MSV-Dach sind noch massiver als gedacht. Bei Untersuchungen der Statik gibt es böse Überraschungen. Was jetzt geplant ist.

Seit 1. Juli 2023 ist die MSV-Arena im Eigentum der Stadt Duisburg. Die neue Duisburger Stadionmanagement GmbH (DSM) hat gleichzeitig offiziell ihre Arbeit aufgenommen – und erst einmal gar keine guten Nachrichten: Die Schäden am Arena-Dach sind nach Angaben der DSM-Geschäftsführung Sandra Altmann (38) und Christopher Mainka (39) noch massiver als gedacht.

Zuletzt hatten externe Experten die Bestandsstatik aufgestellt und die turnusgemäße Bauwerksprüfung durchgeführt, bei der die ganze Arena unter die Lupe genommen wurde. Über die Ergebnisse und das weitere Vorgehen wird nun der Haupt- und Finanzausschuss sowie der Rat der Stadt informiert.

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Dass sich Schäden durch die gesamte Stahlkonstruktion des Dachs ziehen, ist bereits seit einigen Jahren bekannt. Doch insbesondere der Korrosionsschutz sei „großflächig unzureichend“, so Sandra Altmann, die von einem „umfassenden und für jeden Laien sichtbaren Schadensbild“ spricht.

MSV Duisburg: Kaputtes Dach – sofortige Maßnahmen erforderlich

Es seien sofortige Maßnahmen erforderlich gewesen, „die der akuten Verkehrssicherheit des Stadions dienen und bis zu einer Sanierung fortgeführt werden müssen“, betont die DSM als 100-prozentige Tochter der städtischen Baugesellschaft Gebag. Die Zugstangen, die den Kräften entgegenwirken, denen das Dach etwa bei starkem Wind ausgesetzt ist, werden nun ebenso wie die Beule an einem Pylonen alle sechs Monate überprüft, die übrigen Roststellen jährlich inspiziert und bearbeitet. „Das Geld dafür muss da sein und wurde im Wirtschaftsplan der DSM einkalkuliert, darüber darf es keine Diskussion geben“, so Altmann.

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Zu allem Überfluss hat es beim Abgleich der technischen Unterlagen mit den baulichen Ausführungen „statisch relevante Abweichungen“ gegeben, erklärt die 38-Jährige. Sie blicke nun nach vorn und betont, dass die Standsicherheit des Stadions gegeben sei. Der Handlungsdruck ist aber groß. „Damit das Stadion weiter nutzbar bleibt, müssen wir kurz- bis mittelfristig umfangreiche Maßnahmen einleiten“, so Altmann.

Sandra Altmann und Christopher Mainka von der neuen Duisburger Stadionmanagement GmbH haben Neuigkeiten und Pläne hinsichtlich des maroden Dachs in der MSV-Arena.
Sandra Altmann und Christopher Mainka von der neuen Duisburger Stadionmanagement GmbH haben Neuigkeiten und Pläne hinsichtlich des maroden Dachs in der MSV-Arena. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Duisburger Stadionmanagement GmbH habe sich bereits während der Einarbeitungsphase intensiv mit dem maroden Arena-Dach beschäftigt und erarbeite derzeit mit Planungsbüros fünf Varianten zum weiteren Vorgehen. Dabei handele es sich erst einmal um grobe Konzepte.

Komplette Erneuerung des Dachs ist wieder ein Thema

Neben einer Sanierung ist auch eine komplettere Erneuerung der Dachkonstruktion, die zuletzt nicht favorisiert wurde, wieder ein Thema. Dabei würde das bestehende Dach entweder sofort abgerissen oder erst danach und die neue Konstruktion zunächst darüber gebaut.

Zwei weitere Varianten bringen Altmann und Mainka noch ins Spiel, machen aber bereits keinen Hehl daraus, dass sie diese als „wenig vorteilhaft“ erachten. Es geht einmal darum, das Dach abzureißen, ohne ein neues bauen zu lassen. Bei einem kompletten Wegfall erfülle das Stadion aber die Anforderungen des DFB an Spielstätten für die dritte Liga nicht mehr. Es sei klar geregelt, dass mindestens ein Drittel der Zuschauerplätze überdacht sein müssen. Die MSV-Arena könne zudem nicht ungeschützt der Witterung standhalten. Die Folge: Investitionen – etwa durch steigende Erhaltungskosten – wären erforderlich.

Probleme bei Umbau zu einer Multifunktionsarena

Mehr Nach- als Vorteile sieht die Duisburger Stadionmanagement GmbH auch bei einem Umbau des Stadions zu einer Multifunktionsarena mit einem schließbaren Dach. Diese Variante samt notwendiger Änderung des Nutzungskonzepts sei voraussichtlich die kosten- und zeitintensivste. Einige in Duisburg träumen von Musikkonzerten.

Die MSV-Arena komplett ohne Dach? Diese Variante ist eigentlich undenkbar.
Die MSV-Arena komplett ohne Dach? Diese Variante ist eigentlich undenkbar. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Ein Problem: Der Rasen in der MSV-Arena kann nicht wie etwa auf Schalke hinausgefahren werden und müsste laut Altmann und Mainka nach jeder Konzert-Veranstaltung erneuert werden. Außerdem seien Musikkonzerte im Stadion selbst bei einem geschlossenen Dach nicht garantiert. Die Lärmbelästigung für Anwohner könne auch dann aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung womöglich immer noch zu groß sein – auch durch die an- und abreisenden Konzertbesucher.

Varianten hinsichtlich Machbarkeiten, Kosten sowie Vor- und Nachteilen prüfen

Trotzdem wird die DSM-Geschäftsführung alle Varianten hinsichtlich Machbarkeit, eines groben Kostenrahmens sowie Vor- und Nachteilen überprüfen lassen. Die Ergebnisse sollen dem Rat entweder schon im November dieses Jahres oder Anfang 2024 präsentiert werden und in einen Planungsbeschluss münden.

Im Idealfall entscheidet sich der Rat mit Blick auf Zeit und Kosten nur für eine Variante zur vertieften Planung. Bis zur Realisierung werde allerdings noch einige Zeit vergehen. Je nach Auswahl und Umfang rechnen Altmann und Mainka mit zwölf bis 24 Monaten für die weiteren, tiefergehenden beziehungsweise ausführungsreifen Planungen. Und wenn der Rat im Anschluss grünes Licht für die Bauphase gibt, werde diese noch einmal zwölf bis 24 Monate in Anspruch nehmen.

Nach Informationen der Redaktion erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die notwendigen Maßnahmen frühestens im zweiten Halbjahr 2027 abgeschlossen werden können. Materialengpässe oder langwierige Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren sollen dabei noch nicht mal berücksichtigt worden sein.

Über das mögliche Investitionsvolumen möchte Altmann jetzt noch nicht reden. „Das wäre noch zu früh“, sagt sie. „Darüber hinaus ist das Investitionsvolumen von der ausgewählten Variante abhängig.“ Klar ist aber längst, dass eine zweistellige Millionensumme nötig ist.

>> EX-MSV-PRÄSIDENT HELLMICH 2019 ZUM MARODEN ARENA-DACH

  • Walter Hellmich, von 2002 bis 2010 MSV-Präsident, hat seinerzeit mit seiner Baugesellschaft dafür gesorgt, dass aus dem alten Wedau-Stadion eine moderne Spielstätte wurde. 2005 wurde die MSV-Arena fertiggestellt.
  • 2019 hatte sich Hellmich im Gespräch mit der Redaktion zum maroden Stadiondach geäußert. Er habe sich, so der frühere Vereinsboss, kein eigenes Bild von den Schäden machen können. Allerdings: „Was ich weiß, dass wir damals nur die besten Handwerksbetriebe ausgesucht haben – nach den Kriterien Qualität, Zuverlässigkeit und Zeit“, stellte Hellmich klar.
  • Und: Als er beim MSV noch in der Verantwortung stand, seien solche Mängel nicht festgestellt worden. Er habe damals allerdings auch immer mehrere Hunderttausend Euro für Reparaturen und die Pflege zurückgelegt. „Das ist auch nötig. So ein Stadion braucht Pflege“, sagte Hellmich damals, ohne Schuldzuweisungen machen zu wollen.