Duisburg. Seit Jahren ist die Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg die Schule mit der schlechtesten Lehrerquote. Wie es trotz Abordnungen aussieht.

Die Schule mit dem größten Lehrermangel ist schon seit Jahren die Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg-Beeck. Trotz Brandbriefen, Besuchen im Landtag und einem Vorort-Termin mit Schulministerin Yvonne Gebauer ist die Ganztagsschule wegen Personalknappheit nur halbtags geöffnet.

Auch zum neuen Schuljahr ist keine Verbesserung in Sicht: Zum 1. August konnten keine Sonderpädagogen eingestellt werden, berichtet die Bezirksregierung Düsseldorf. Dafür gibt es eine Welle von Abordnungen: Aus den umliegenden Schulämtern und von anderen Duisburger Förderschulen sollen 291 Unterrichtsstunden übernommen werden, was 10,7 Stellen entspricht.

Lehrerversorgung an der Förderschule liegt bei nur 55 Prozent

Zusätzlich kann die Schule eine Schulsozialarbeiterin beschäftigen, eine Projektstelle wurde besetzt und zwei Fachkräfte unterstützen als „Multiprofessionelles Team“. Hinzu kommen drei Vertretungslehrkräfte, die ein Stundenkontingent von 82,5 Stunden abdecken.

Unterm Strich liegt die Versorgungsquote mit all diesen Unterstützungen bei 69 Prozent. Theoretisch. Tatsächlich sind nur 55 Prozent aller nötigen Stellen besetzt. Langzeitkranke und Schwangere werden in der offiziellen Statistik mitgezählt, auch wenn sie nicht unterrichten.

Konkret bedeutet das, dass auf ein knapp 40-köpfiges Stammpersonal rund 20 zusätzliche Lehrer kommen, allerdings nur zwei in Vollzeit. Der Rest fliegt für fünf bis elf Stunden pro Woche ein und hat an seiner eigenen Schule oft noch eine Klassenleitung, berichtet die Schulpflegschaftsvorsitzende Jennifer Fischer.

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Schülerin ist „nicht sehr glücklich“

Sie beklagt die Situation an der Schule schon einige Jahre. Die aus Düsseldorf angekündigte Unterstützung sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Bezirksregierung habe schon vor Monaten angekündigt, dass man nicht wisse, woher man die Lehrer holen solle und dass es weniger Abordnungen geben werde.

Seit Jahren kämpfen sie für die Schule ihrer Kinder: Die Mütter Jennifer Fischer (links) mit ihrer Tochter Julia und Janine Rothbart mit ihrem Sohn Marlon vor der Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg. (Archivbild)
Seit Jahren kämpfen sie für die Schule ihrer Kinder: Die Mütter Jennifer Fischer (links) mit ihrer Tochter Julia und Janine Rothbart mit ihrem Sohn Marlon vor der Förderschule Am Rönsbergshof in Duisburg. (Archivbild) © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Jetzt, wo die Schülerzahl noch mal gewachsen ist und bei rund 350 liegt, hat die Bezirksregierung einen Aufnahmestopp verhängt, sagt Fischer. Es fehlt nicht nur an Lehrkräften, es ist auch schlicht kein Platz mehr da: Acht Klassen werden schon in Containern beschult, zwei weitere Containerklassen kommen jetzt hinzu.

Ihre Tochter Julia sei im vergangenen Schuljahr nicht sehr glücklich gewesen. In der Klasse sei es oft unruhig gewesen, weil häufig statt der erforderlichen zwei Lehrkräfte nur eine da war. Im Schnitt sei das in allen Klassen an zwei von fünf Vormittagen so. „Aber unsere Kinder sind keine normalen Pubertierenden“, sagt Fischer, „die Lehrer können nichts dafür, wenn sie alleine sind und es dann rund geht“. Für sie als Berufstätige sei eine verlässliche Ganztagsbetreuung auch schöner als die seit Jahren reduzierten Zeiten.

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Facebook-Seite zeigt die positiven Seiten der Schule

Weil die Elternvertreterin schon so oft Alarm geschlagen und negative Seiten beleuchtet hat, hat der Förderverein eine Facebook-Seite gestartet, auf der auch die positiven Dinge gezeigt werden sollen. Die Schule hat zum Beispiel Kanus für die WM in Duisburg gestaltet, ein Teil der Schüler ist nun sogar eingeladen.

Schulleiterin Sirka Justus sagt, dass allen Belastungen zum Trotz bewundernswert viele Kollegen besondere Angebote für die Kinder ermöglichen. Einige Kinder werden im September nach Südtirol fahren und da Reinhold Messner treffen, im November werden Klimabäume gepflanzt. Viele Eltern seien engagiert, „da passiert viel!“, lobt sie.

Auch die abgeordneten Kolleginnen und Kollegen seien sehr bemüht, sich einzubringen, könnten positive Erfahrungen mitnehmen. Vermutlich auch deshalb verlängern einige ihre Zeit in Duisburg, zwei haben sich sogar dauerhaft versetzen lassen, freut sich Justus.