Duisburg. Nicht zum ersten Mal steht eine hohe Rauchsäule über der Schrottinsel in Duisburg. Welche Risiken die Verarbeitung von Autowracks bei TSR birgt.

Die Schrottinsel im Ruhrorter Hafen ist immer wieder Schauplatz von Großbränden. Schon zum sechsten Mal seit 2010 stand am Donnerstag eine schwarze Rauchsäule über dem Betriebsgelände des Recyclingbetriebs TSR. Mit einer Ausnahme gingen die Feuer von Autowracks aus, die sich auf dem Betriebsgelände zu haushohen und Hunderte Tonnen schweren Schrottbergen türmen.

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„Die Belegschaft hat besonnen gehandelt und sofort die Feuerwehr alarmiert, statt zu versuchen, das Feuer selbst zu löschen“, erklärt am Nachmittag Jenny Sbozny, Sprecherin des Remondis-Konzerns. Der Recycling-Riese mit Sitz in Lünen ist seit 2007 an der ehemaligen Thyssen Sonnenberg Recycling (TSR) beteiligt, übernahm sie 2017 zu 100 Prozent.

Technik zur Brandbekämpfung, etwa Sprinkler-Anlagen, gebe es für die Lagerflächen nicht, sagt Sbozny auf Nachfrage. „Das macht bei so großen Mengen keinen Sinn.“ Selbst die Feuerwehr muss große Wassermengen aufwenden, um die brennenden Karossen zu löschen.

Autowracks werden vor dem Zerlegeprozess auf dem Gelände haushoch gestapelt

Sehr schnell habe sich das Feuer zu einem Großband entwickelt, Altkarossen mit einem Gesamtgewicht von bis zu 600 Tonnen standen in Flammen, berichtet die Sprecherin. Die Wracks werden plattgepresst und – von Flüssigkeiten und Treibstoffen befreit – vor dem Zerlegeprozess auf dem Gelände zwischengelagert. Bei der Suche nach der Brandursache, die am Freitag beginnt, werden die Sachverständigen möglicherweise auf ähnliche Ursachen stoßen wie bei den Bränden der Vergangenheit.

Ähnliches ereignete sich im September 2010: Auch da zog eine riesige Rauchwolke über die Stadt, 250 Einsatzkräfte kämpften gegen das Feuer in einem 1000 Tonnen schweren Schrottberg aus Altkarossen. Bei der Ursachenforschung tippten die Experten auf den Kurzschluss in einer Autobatterie, TSR selbst vermutete Funkenschlag beim Verladeprozess. Die Batterien werden eigentlich vor der Anlieferung ausgebaut.

Eine innovative Recyclinganlage, in der Autowracks, Wasch- und Spülmaschinen Recyclingmaterial für die Duisburger Stahlindustrie verwertet werden. Sie senkt damit den CO2-Ausstoß in der Produktion. Beim Brand kam die Anlage nicht zu Schaden.
Eine innovative Recyclinganlage, in der Autowracks, Wasch- und Spülmaschinen Recyclingmaterial für die Duisburger Stahlindustrie verwertet werden. Sie senkt damit den CO2-Ausstoß in der Produktion. Beim Brand kam die Anlage nicht zu Schaden. © FUNKE Foto Services | Martin Ahlers

Risiken: Treibstoff-Reste, Batterie-Kurzschlüsse und Funkenflug beim Verladen

Unzweifelhaft war die Brandursache ein knappes Jahr später: Im Juli 2011 gerieten bei Schweißarbeiten etwa 20 Kubikmeter Schrott in Brand. Brennende Plastik- und Gummi-Bauteile sowie Polster der Wracks verursachten auch hier eine weithin sichtbare schwarze Rauchsäule.

Auch nachdem im März 2014 erneut ein riesiger Schrotthaufen auf 900 Quadratmetern Fläche in Flammen aufgegangen war und 120 Feuerwehrkräfte eine ganze Nacht lang in Atem gehalten hatte, konnten Brandfachleute die Ursache ermitteln. Auslaufende Restmengen an Öl und Treibstoff hatten wohl Kunststoffe entzündet und auch Förderbänder des Betriebs in Brand gesetzt.

Weil die Feuerwehr schnell zur Stelle war, verhinderte sie im September 2016 möglicherweise Schlimmeres: In einer benachbarten Halle brannten 300 Gummibänder und Schrott. Obwohl der Brand schnell gelöscht war, verursachte auch er eine große Rauchwolke. Den bislang letzten Einsatz auf der Schrottinsel gab’s im Juni 2020, auch hier brachten zwei Löschzüge das Feuer in 15 Autowracks schnell unter Kontrolle.

>> INNOVATIVE RECYCLINGANLAGE SEIT APRIL IN BETRIEB

  • Im April hat TSR auf dem Betriebsgelände eine innovative Aufbereitungsanlage für Metallschrott in Betrieb genommen, in die nach eigenen Angaben 50 Millionen Euro flossen. Autokarossen, Wasch- und Spülmaschinen sowie Mischschrotte werden darin in ihre Bestandteile getrennt.
  • Am Ende steht der sortenreine Stahlschrott TSR 40. Die faustgroßen Kugeln werden an Thyssenkrupp Steel und HKM geliefert und dort dem Roheisen beigemischt. Durch den höheren Anteil von Recycling-Material soll der CO2-Ausstoß schon in der konventionellen Hochofen-Produktion um rund ein Viertel sinken.
  • Das Land NRW förderte deshalb die Entwicklung des Verfahrens mit sieben Millionen Euro. Die Anlage ist, wie die Luftbilder zeigen, vom Großbrand offenbar nicht erfasst worden.