Duisburg. Der Bunte Kreis unterstützt Duisburger Familien mit schwer kranken oder behinderten Kindern. Besondere Geschichte mit drei Geschwistern.

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, stellt es das Leben seiner Eltern oft völlig auf den Kopf. Das gilt umso mehr, wenn ein Säugling mit einer Behinderung geboren wird, eine schwere Krankheit hat oder lange vor dem errechneten Geburtstermin das Licht der Welt erblickt. In solchen Fällen wünschen sich viele junge Eltern einen Ansprechpartner, der sie in den ersten Monaten begleitet und unterstützt. Diese Aufgabe übernimmt in Duisburg der Bunte Kreis – ein Verein, der sich auf sozialmedizinische Nachsorge spezialisiert hat.

„Die meisten Familien erfahren in der Klinik von uns“, berichtet Antje Bandemer. Sie ist die Leiterin der Fallteamkoordination und kümmert sich darum, dass Eltern mit Anspruch auf sozialmedizinische Nachsorge überhaupt vom Angebot des Bunten Kreises wissen. Dafür besuchen die Mitarbeiterinnen betroffene Familien bereits kurz nach der Geburt im Krankenhaus und bieten Hilfe an, die über eine medizinische Versorgung hinausgeht. „Wir sind eine Brücke zwischen dem Krankenhaus und Zuhause“, erklärt Sassa von Roehl, die beim Bunten Kreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Ob es um Unterstützung bei der häuslichen Pflege, die Suche nach einem Therapieplatz oder vorübergehende Betreuung von Geschwisterkindern geht: Die Expertinnen versuchen, Eltern in den schwierigen Monaten nach der Geburt beizustehen, bis sie den Alltag mit einem schwer kranken oder behinderten Kind allein meistern können.

Die Mitarbeiterinnen des Vereins kommen bei ihrer täglichen Arbeit mit ganz unterschiedlichen Schicksalen in Berührung. Rund 350 Familien nehmen das Angebot des Bunten Kreises jedes Jahr in Anspruch. Kinderkrankenschwester Sabine Magiera erinnert sich noch gut an einen Fall, der sie zuletzt ganz besonders berührt hat: die Geschichte der Geschwister Tobias (10), Tabea (6) und Torben (6). „Der Kontakt zu der Familie ist bis heute nicht abgerissen“, erzählt Magiera.

Bunter Kreis: Die besondere Geschichte dreier Duisburger Geschwister

Kennengelernt hat sie die Eltern der Geschwister im Jahr 2017, kurz nach der Geburt der Zwillinge Tabea und Torben. Die beiden kamen als Frühchen bereits in der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt, brauchten in den ersten Wochen Bluttransfusionen und hatten immer wieder Atemaussetzer. Torben musste in Folge einer Lungenblutung sogar zeitweise künstlich beatmet werden.

Sabine Magiera stand den Eltern in dieser schwierigen Zeit zur Seite – damals ahnte sie nicht, dass ihr Einsatz in der Familie damit noch nicht beendet war. „Planen kann man in unserem Beruf schlecht“, weiß die Krankenschwester. Und so kehrte sie nur kurze Zeit später in die Familie zurück, als Sohn Tobias nach einem Sturz vom Klettergerüst ins künstliche Koma versetzt werden musste.

Es gab schwere Phasen, doch mittlerweile können die Kinder zusammen spielen und lachen.
Es gab schwere Phasen, doch mittlerweile können die Kinder zusammen spielen und lachen. © Bunter Kreis

Er konnte zwar wieder aufgeweckt werden, hatte durch den Sauerstoffmangel aber massive Hirnschäden erlitten. „Im Krankenhaus hat man der Mutter gesagt, dass Tobias ein Schwerstpflegefall bleiben würde“, erinnert sich Magiera.

Was in der Folgezeit geschah, zählt für die Kinderkrankenschwester zu den schönsten Erlebnissen, die sie in ihrem Beruf machen durfte: Tobias kämpfte sich entgegen aller Prognosen zurück ins Leben. Als er bei einem Besuch von Magiera zum ersten Mal wieder auf den eigenen Beinen stand, konnte die es zunächst kaum glauben: „Da hatte ich wirklich Tränen in den Augen.“ Heute kann sich Tobias wieder selbstständig bewegen und hat auch sprachlich große Fortschritte erzielt.

Angebot ist auf Spenden angewiesen

Damit der Bunte Kreis Familien in Duisburg weiterhin bestmöglich unterstützen kann, ist er auf Spenden angewiesen. „Die Krankenkassen übernehmen bei sozialmedizinischer Nachsorge leider nur eine begrenzte Zahl an Stunden“, erklärt Sassa von Roehl. Wie viel Unterstützung Kinder und Eltern tatsächlich benötigen, sei jedoch sehr individuell – und gehe oft über die festgeschriebene Höchstzahl an Stunden hinaus.

Sassa von Roehl, Sabine Magiera, Maik Stahl und Antje Bandemer halten die Radtrikots des Benefiz-Teams „Vier Radler – bitte“ hoch.
Sassa von Roehl, Sabine Magiera, Maik Stahl und Antje Bandemer halten die Radtrikots des Benefiz-Teams „Vier Radler – bitte“ hoch. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Eine wichtige Gelegenheit zum Spendensammeln ist für den Verein seit vielen Jahren das 24-Stunden-Mountainbikerennen im Duisburger Landschaftspark. Auch bei der diesjährigen Ausgabe geht dort das Benefiz-Team „Vier Radler – bitte“ an den Start, um für den guten Zweck möglichst viele Kilometer zurückzulegen. „Alle Fahrer haben eine Verbindung zum Bunten Kreis“, erklärt Teamkapitän Maik Stahl. Das Ziel der Kampagne: in 24 Stunden 500 Kilometer mit dem Rad zurücklegen. So wollen die Mountainbiker dazu beitragen, dass der Bunte Kreis auch in Zukunft viele Familien in Duisburg unterstützen kann.

>>So funktioniert die Spendenaktion beim Mountainbikerennen

  • Das Mountainbikerennen „24h von Duisburg“ startet am kommenden Samstag, 5. August, im Landschaftspark Nord. Das Team „Vier Radler – bitte“ um Organisator Maik Stahl wird dort an den Start gehen, um möglichst viele Spendengelder für den Bunten Kreis zu generieren.
  • Wer sich an der Spendenaktion beteiligen möchte, kann im Voraus einen Betrag festlegen, den er für jeden gefahrenen Kilometer an den Bunten Kreis überweisen möchte. Weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten gibt es online unter: www.betterplace.org/de/fundraising-events/44737.