Duisburg. Die Feuerwehr Duisburg testet eine deutschlandweit einmalige Super-Drohne: Was sie besonders macht und wie schnell sie eingesetzt werden kann.

Nach tagelangen Starkregenfällen versinkt Duisburg in den Fluten. Überschwemmungen werden aus mehreren Stadtteilen gemeldet. Im Autobahnkreuz Kaiserberg sind mehrere Autos in einen Unfall verwickelt. Auf einer Bahntrasse verunglückt ein Zug. Eine Person treibt im Rhein und kämpft um ihr Leben. Es sind Szenarien, die sich niemand wünscht. Doch wenn solche Großlagen entstehen, ist schnelles Handeln erforderlich, ist es wichtig, einen Überblick zu gewinnen. Dazu will die Feuerwehr Duisburg noch in diesem Jahr im Bedarfsfall eine neue, sehr leistungsfähige Drohne einsetzen können, um frühzeitig Bildmaterial zu sichern, Zeit zu gewinnen und so womöglich auch Leben zu retten.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Seit 2018 arbeitet sie mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im gemeinsamen Projekt „LiveLage“ daran, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das DLR hat dazu eine Kamera in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt und immer wieder gemeinsam mit der Feuerwehr getestet. Die letzte Großübung mit einem simulierten Schiffsbrand hatte es vor gut einem Jahr nahe der Rheinorange an der Ruhrmündung gegeben.

Feuerwehr Duisburg: Einsatz der neuen Super-Drohne rückt näher

Nun hat die DLR die Kamera an Oliver Tittmann, den Leiter der Feuerwehr Duisburg, übergeben. „Das ist ein Meilenstein. Wir sind jetzt erstmals unabhängig vom DLR in der Lage, selbst mit der Drohne zu trainieren“, sagt Branddirektor Jörg Helmrich, der das nach seinen Angaben deutschlandweit einmalige und mit Bundesmitteln geförderte Projekt leitet.

Thomas Kraft (2. von rechts) vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) übergibt Oliver Tittmann, Leiter der Feuerwehr Duisburg, die stetig weiterentwickelte Kamera. Rechts: Branddirektor und Projektleiter Jörg Helmrich.
Thomas Kraft (2. von rechts) vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) übergibt Oliver Tittmann, Leiter der Feuerwehr Duisburg, die stetig weiterentwickelte Kamera. Rechts: Branddirektor und Projektleiter Jörg Helmrich. © Feuerwehr Duisburg

Die Kamera liefert hochauflösende Bilder (50 Megapixel), die mit der dazu entwickelten Software automatisch in ein Kartensystem übernommen werden – samt der exakten Koordinaten und der jeweiligen Ausrichtung. „Es ist kein 3D-Modell, aber so entsteht in Echtzeit ein aktuelles und sehr genaues Luftbild, das sofort an die Leitstelle und die Einsatzkräfte weitergeleitet wird“, erklärt Helmrich. „Der Versatz zwischen Aufnahme und Darstellung liegt nur bei etwa einer Sekunde.“

Kamera liefert Bilder in Echtzeit

Bei künftigen Großeinsätzen kann die Feuerwehr so eine Lage schnell einschätzen, frühzeitig notwendige Maßnahmen einleiten oder anpassen. „Die Bilder können auch ausgemessen werden“, so Helmrich. „So bekommen wir in Zukunft zum Beispiel bei einem Großbrand einen Überblick über die Größe der Einsatzstelle, über Entfernungen.“

Die letzte Großübung mit einem simulierten Schiffsbrand hatte es in Duisburg vor gut einem Jahr nahe der Landmarke Rheinorange an der Ruhrmündung gegeben.
Die letzte Großübung mit einem simulierten Schiffsbrand hatte es in Duisburg vor gut einem Jahr nahe der Landmarke Rheinorange an der Ruhrmündung gegeben. © Feuerwehr Duisburg

Die rund 8 Kilogramm schwere Drohne mit einer Spannweite von 2,80 Metern fliegt in 120 Metern Höhe mit einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern und liefert so in kurzer Zeit viele Bilder. „15 bis 20 Minuten ist sie bisher in der Regel in der Luft“, erläutert Helmrich. „Das wird wohl der Standard bleiben. Der Akku reicht aber für bis zu zwei Stunden. Je nach Bedarf können wir die Drohne also mehrmals starten.“

Infrarotfunktion fehlt noch

Eine Infrarotfunktion ist noch nicht verbaut. Wann es so weit sein wird, sei noch unklar. „Dann könnten wir aber natürlich Personen in Gewässern noch besser orten“, betont Helmrich. „Im Dunkeln wollen und können wir auch aus rechtlichen Gründen nicht fliegen.“

Schiffsbrand- Feuerwehr Duisburg trainiert mit neuer DrohneDie Feuerwehr möchte nach den Sommerferien mit den selbstständigen Tests mit der Drohne beginnen und mindestens einmal pro Woche trainieren – „aus Sicherheitsaspekten über unbewohntem Gebiet“, sagt der Projektleiter. Helmrich. „Wir fliegen öfter am Rhein in Walsum und Homberg oder am Ruhrufer, werden immer wieder üben: starten, landen, fliegen auf jeweils einer im Vorfeld geplanten Route und anschließend die Bilder auswerten und verarbeiten.“

Geplant ist, das System dem Fernmeldezug der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Bis zu zehn Piloten sollen ausgebildet werden, die dann im Ernstfall sofort einsatzbereit sind.

Jörg Helmrich und sein Team von der Feuerwehr Duisburg wollen die neue Drohne nach den Sommerferien in Eigenregie mindestens einmal pro Woche testen.
Jörg Helmrich und sein Team von der Feuerwehr Duisburg wollen die neue Drohne nach den Sommerferien in Eigenregie mindestens einmal pro Woche testen. © Feuerwehr Duisburg

>> FEUERWEHR DUISBURG MIT INSGESAMT ZWEI DROHNEN

  • Die Feuerwehr Duisburg hat nun insgesamt zwei Drohnen. Bisher war ein Quadrocopter im Einsatz, der laut Helmrich so klein wie ein Schuhkarton ist.
  • Er kann im Gegensatz zur neuesten Drohne in der Luft stehen, ist ansonsten in seinen Möglichkeiten aber deutlich eingeschränkter.