Duisburg. Auch mit dem Bus lässt sich der Duisburger Hafen gut erkunden. Warum die Rundfahrt mit Erich Schauder auch für Duisburger ein guter Tipp ist.

Die Bonner Gäste sollten nicht vergebens nach Duisburg gekommen sein. Deshalb verzögert sich die Abfahrt des Busses vom Startpunkt City-Palais noch eine Weile. Erich Schauder, der seit 1991 die Tour von Duisburg-Kontor durch den Hafen bereits „über tausendmal“ begleitet hat, nutzt die Wartezeit, um die Gäste der einmal mehr ausgebuchten Tour über die Entwicklung seiner Heimatstadt zu informieren.

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Als Ingenieur war der Ruheständler viele Jahre als Planer am Ausbau des Hafens zum weltweit größten Container-Umschlagplatz im Binnenland und zur international bedeutenden Logistik-Drehscheibe maßgeblich beteiligt. Zuerst führt der Weg in die frühere „Brotkammer“ des Ruhrgebiets. So wurde der Innenhafen mit den zahlreichen Getreidespeichern und den dazugehörenden Kornmühlen noch bis Mitte der 1960er-Jahre bezeichnet.

„Brotkammer“ des Reviers wird zur Büro- und Gastro-Meile

Danach verlor der Hafen an Bedeutung, das Areal verfiel und lag mehr als zwanzig Jahre brach. Mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park, die den Strukturwandel im Ruhrgebiet unterstützte, wurde die Umgestaltung des Innenhafens in Angriff genommen. Tour-Guide Schauder erklärt, dass die Fassaden der alten Industriegebäude weitgehend erhalten wurden und so den Charakter der heutigen Gastronomie- und Büromeile bestimmen. Aber auch die neuerrichteten hochmodernen Bauten wie die „Five Boots“, das architektonisch ebenfalls auffällige Landesarchiv und das international hoch geschätzte Museum Küppersmühle prägen das Bild.

Die Arbeitsplätze in den Ruhrorter Häfen haben große Bedeutung für die Region: „27.000 Arbeitsplätze kann man unmittelbar mit dem Hafen in Verbindung bringen, dazu müssen noch 52.000 indirekt mit dem Hafen und dem Logistikbereich verknüpfte Arbeitsplätze gerechnet werden“, erklärt Schauer, „jeder fünfte Arbeitsplatz in Duisburg hängt mit dem Hafen zusammen.“

Als Planer war Erich Schauder in seinem Berufsleben am Ausbau des Duisburger Hafens beteiligt, im Ruhestand führt der Ingenieur als orts- und sachkundiger Begleiter Busfahrten von Duisburg-Kontor für Duisburg-Touristen.
Als Planer war Erich Schauder in seinem Berufsleben am Ausbau des Duisburger Hafens beteiligt, im Ruhestand führt der Ingenieur als orts- und sachkundiger Begleiter Busfahrten von Duisburg-Kontor für Duisburg-Touristen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Kohle- und Erzumschlag haben für den Hafen keine Bedeutung mehr

Früher dominierten Kohle und Eisenerz beim Umschlag im Vordergrund, nun ist es der Warentransport per Container. Auch dafür hatte der 74-Jährige Zahlen parat: „Im Jahr 1995 betrug der Containerumschlag gerade mal 6 Prozent, 2020 waren es immerhin schon 30 Prozent, aktuell werden bis 80 Prozent aller Waren mit Containern transportiert.“ Neun Terminals mit Schnittstellen zwischen Häfen, Gleisen und Straßen machen den Hafen zu einer trimodalen Logistik-Drehscheibe.

Die Erfolgsgeschichte Logport-Rheinhausen darf bei der „Hafenrundfahrt“ nicht fehlen. Erich Schauder erinnert bei der Fahrt über die „Brücke der Solidarität“, wie es zur neuen Nutzung des ehemaligen Hüttenwerksgeländes gekommen ist. Er erwähnt den dramatischen, aber letztlich vergeblichen Kampf der Mitarbeiter des 1993 geschlossenen Krupp-Hüttenwerks mit rund 6000 Beschäftigten. Ende der 1990er-Jahre begann die Duisburger Hafen AG mit dem Bau eines Logistik-Zentrum.

Zugverkehr mit China macht nur drei Prozent des Gesamtumschlags aus

Die Flächen sind schon längst vermarktet. „Big Player“ wie Kühne und Nagel, Schenker, Rhenus und andere Großunternehmen – insgesamt 50 – brachten nach Berechnungen des Hafens rund 5000 Arbeitsplätze. Bekannt wurde das Rheinhauser Logistikzentrum als End- und Ausgangspunkt der „Neuen Seidenstraße“. Aktuell verkehren bis zu 60 China-Züge pro Woche auf dieser Strecke.

Prof. Peter Dannenberg (Uni Köln), der gerade an einer Studie über die Auswirkung der Verbindung für die heimische Wirtschaft arbeitet, nimmt die Situation vor Ort selbst in Augenschein. Er hält den direkten wirtschaftlichen Mehrwert für Duisburg für gering. Erich Schauder bestätigt das: „Der Schienen-Warenverkehr mit China macht insgesamt nur drei Prozent des Gesamt-Umschlags aus.“

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  • Rund 300 Firmen haben sich im Bereich des Duisburger Hafens angesiedelt, davon allein 100 in den vergangenen 20 Jahren. Mehr als 20.000 Schiffe und rund 25.000 Güterzüge fahren den Duisburger Hafen im Jahr an bzw. verlassen ihn wieder.
  • Wöchentlich unterhält Duisport 400 regelmäßige Verbindungen im Kombinierten Verkehr zu über 80 Destinationen in Europa und Asien. Rund zwei Drittel der jährlich insgesamt 131 Millionen Güter-Tonnen werden inzwischen per Eisenbahn und Schiff umgeschlagen, ein Drittel per Lkw. Im Jahr 2022 wurden im Duisburger Hafen 54,9 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen.